Essen. Das Experiment der ProSieben-Sendung Galileo neigt sich dem Ende zu. Die WAZ besuchte Thilo Mischke, der seit Tagen im Glascontainer auf dem Burgplatz lebt und fragte nach einem ersten Fazit. Vor allem die Nacht zu Donnerstag war für den jungen Mann eine besondere Prüfung.
Das ProSieben-Experiment mit dem Menschen im durchsichtigen Container auf dem Burgplatz neigt sich dem Ende zu: Am Freitagabend wird Thilo Mischke nach einer Woche sein gläsernes Gefängnis verlassen. Für die WAZ zog er am Donnerstagabend schon mal ein Fazit. Wie war die Woche unter totaler Aufsicht? Wie hat er sich verändert? Wie erholt er sich?
Herr Mischke, Sie sehen müde aus?
Thilo Mischke: Das bin ich auch. 20-Stunden-Tage sind körperlich und geistig extrem anstrengend. Langsam kann ich nicht mehr. Die ständige Aufmerksamkeit, die ich in meinem Glashaus bekomme, und die Dauer-Beobachtung machen mürbe, müde und auch irgendwie leer. Ich würde mich gerne mal verstecken, aber das geht im Container nur im dunklen Müllsack. (lacht) Und da ist es zu warm.
In der Nacht zu Donnerstag erhielten Sie besonders viel Aufmerksamkeit. Unbelehrbare haben ständig an Ihre Scheibe geklopft.
Mischke: Genau. Von zwei bis fünf Uhr. Ich weiß nicht, was solche Menschen antreibt. Die Polizei hat für Ruhe und Ordnung gesorgt.
Ein unangenehme Nacht?
Mischke: Ja, aber es waren die einzigen unangenehmen Momente in der Woche.
Wie sind Ihnen die Essener am Container begegnet?
Mischke: Sympathisch. Sie haben mir Sachen vorbeigebracht, wir haben gute Gespräche geführt. Es gab interessante und coole Diskussionen. Danke dafür.
Einige haben gesagt, der Mann im Container ist verrückt. Gab es auch Verrückte draußen?
Mischke: Ein paar Gestalten sind da schon um den Container geschlichen. Aber alles im Rahmen. Ich musste nur ab und zu dafür sorgen, dass niemand zu mir reinsteigt. Im Container habe ich mein letztes Stückchen Privatsphäre.
Was hat Ihnen in der Woche am meisten gefehlt?
Mischke: Hmmh, nichts Materielles. Zwischenmenschliche Sehnsüchte, ruhige Momente. Mit dem Kopf auf einem Kissen im Schoß meiner Freundin Fernsehen zu schauen.
Hatten Sie mit ihr Kontakt?
Mischke: Ja, über geheime Zeichen, die wir abgesprochen hatten. Sie fand das Experiment nicht gut, wollte aber zuschauen.
Wir erfüllen Ihnen am letzten Tag einen Wunsch. Der wäre?
Mischke: Eine halbe Stunde Freigang. Ich würde mich auf der Kettwiger in ein Café setzen, ganz anonym, Musik hören und ins Leere schauen.
Wie sieht Ihr erstes Wochenende nach dem Container aus?
Mischke: Entspannt. Freunde haben ein Floß gemietet. Wir lassen es uns auf einem See gut gehen. Das Handy schalte ich aus.
Was lehrt Sie, was lehrt uns dieses besondere Experiment?
Mischke: Seid vorsichtig mit euren Daten. Gebt nicht alles preis. Man verliert jegliche Kontrolle.
Würden Sie das Experiment wiederholen?
Mischke: Nein. Niemals.