Essen. Das Wissenschaftsformat Galileo von ProSieben steckt einen Mitarbeiter in einen gläsernen Wohncontainer, der auf dem Burgplatz in Essen steht. Eine Woche lang dauert das Experiment, bei dem die Essener den Galileo-Reporter Tag und Nacht beobachten können. Sogar Telefonate können mitgehört werden.

Essen hat bald endlich einen Zoo. Das allerdings nur für eine Woche: Der TV-Sender ProSieben stellt für sein Wissenschaftsformat „Galileo“ einen großen Glascontainer auf den Burgplatz. Und in dem wird eine Woche lang, vom 20. bis zum 25. Juli, Thilo Mischke wohnen. Die Essener können den „Galileo“-Reporter zwar nicht mit Erdnüssen oder Popcorn füttern. Aber sie können ihn bei seinem Leben beobachten. Jeden Tag. Jede Nacht. Und das eine Woche lang.

Wenn der in der DDR geborene Thilo Mischke telefoniert, wird sein Gespräch mit Lautsprechern auf den Burgplatz übertragen. Zuhören könnte sich also lohnen. Schickt er eine SMS an Freunde oder seine Freundin, erscheinen die persönlichen Zeilen auf einem Display an der Außenwand des gläsernen Containers. Jeder kann also mitlesen. An der Wand können Interessierte zudem verfolgen, welche Internetseiten sich der Journalist gerade auf dem Computer anschaut.

Klingt nach Big Brother. Ist es wohl auch. George Orwell, der den Roman „1984“ über einen totalitären Überwachungsstaat verfasst hatte, hätte seine Freude.

Der TV-Sender ProSieben und sein Wissenschaftsformat „Galileo“ verstehen die Sendung „We are watching you“ als besonderes Experiment. Täglich wird vom 20. bis zum 25. Juli live vom Burgplatz in der Stadtmitte gesendet, wo sonst vor allem das winterliche Riesenrad die Menschen hinzieht. Auch Galileo-Moderator Aiman Abdallah wird vor Ort sein und das Experiment moderieren und begleiten.

„Jetzt stelle ich mich dieser Herausforderung und bin gespannt“

„Galileo“-Reporter Thilo Mischke zieht in den Glascontainer auf dem Burgplatz.
„Galileo“-Reporter Thilo Mischke zieht in den Glascontainer auf dem Burgplatz. © ProSieben | Unbekannt

Thilo Mischke, 33 Jahre alt, hat in seinem Arbeitsleben schon ein paar ungewöhnliche Sachen gemacht. „Jetzt stelle ich mich dieser Herausforderung und bin gespannt“, sagte er dieser Redaktion. Angst, zu viel Privates von sich preiszugeben, hat er nicht: „Im Gegensatz zu vielen anderen weiß ich ja, dass ich bei dem Projekt auf dem Burgplatz ständig überwacht werde. Das Spannende daran ist für mich die Frage: Verändert dieses Bewusstsein meine Kommunikation?“

Das werden die Essener, die in zweieinhalb Wochen zum Glascontainer kommen, neugierig verfolgen. Erdnüsse und Popcorn zum Eigenverzehr sind auf dem Burgplatz übrigens erlaubt.

Ein Interview mit Thilo Mischke lesen Sie auf Seite 2 dieses Artikels. Dort finden Sie auch das Video "Kassierin stellt Kunden bloß", mit dem Galileo das Experiment "24/7" bewirbt:

Reporter im Glascontainer: Es geht nicht um Voyeurismus

Thilo Mischke geht für ProSieben in den Glascontainer auf dem Burgplatz.
Thilo Mischke geht für ProSieben in den Glascontainer auf dem Burgplatz. © Unbekannt | Unbekannt

Thilo Mischke, Reporter der ProSieben-Sendung "Galileo", geht in den Essener Container auf dem Burgplatz. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wie bereitet man sich auf so ein Experiment vor?

Thilo Mischke: Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Das Leben bereitet einen vor. Überwachung ist Realität. Wenn man sich das klar macht, wird einem schaurig. Mit diesem Schauer gehe ich in die Glasbox.

Was sagt Ihre Freundin?

Mischke: Sie findet das schwierig und beängstigend. Sie geht davon aus, dass ich danach geläutert bin, was den Umgang mit privaten Daten angeht.

Wie gehen Sie im Container auf die Toilette, wie duscht man?

Mischke: Es geht nicht darum, Voyeurismus zu befriedigen, sondern allgegenwärtige Überwachung zu verdeutlichen. Dusche und Toilette sind in einem Séparée.

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