Essen. . Das Überwachungsexperiment „We are watching you“ in der Essener City startet am Sonntagabend mit der ersten Live-Sendung des ProSieben-Magazins „Galileo“ in Essen. Thilo Mischke zieht in den Glascontainer ein. Der Journalist fürchtet die Sonne und Betrunkene. Warum er sich überwachen lässt.

Ab Sonntagabend sind „Gaffer“ auf der Kettwiger Straße fünf Tage lang ausnahmsweise mal willkommen: Voraussichtlich während der ersten Live-Sendung, die das ProSieben-Magazin „Galileo“ aus Essen sendet, wird Thilo Mischke in den Glascontainer einziehen, der am Donnerstag mit schwerem Gerät am Dom aufgebaut wurde (wir berichteten). Am Samstag inspizierte der gläserne Reporter des Überwachungsexperimentes „We are watching you“ („Wir beobachten dich“) erstmals seine karge Bleibe in der Fußgängerzone.

Bereits nach fünf Minuten im Übersee-Container aus Sicherheitsglas wurde dem 33-Jährigen bewusst, dass ihn nicht nur die Rund-um-die-Uhr-Beobachtung durch Passanten, Internetnutzer und Passanten an seine Grenzen bringen könnte: Denn seine mit Bett, Schreibtisch und Computern ausgestattete Box hat von morgens bis spätnachmittags einen Platz an der Sonne – und die Wetteraussichten sind blendend.

Der Stern-Journalist wird sich im Glaskasten also fühlen wie im Brutkasten. Raumtemperatur morgens um 10 Uhr, in unmittelbarer Nähe der zwei eingebauten Klimaanlagen: „28 Grad“, verrät Mischke, die glänzende Stirn runzelnd: „Wenn ich viel trinke, wird es mir sicher auch niemand übel nehmen, wenn ich neunmal am Tag fünf Minuten auf die Toilette gehe.“

Afrikanischer Käfer zieht auch ein

Nur dort lassen ihm die Kameras seine Privatsphäre. Warum er auf diese fünf Tage freiwillig verzichtet? Aus „kindlicher Neugier darauf, was solch eine Situation mit mir macht“. Gleichwohl will Mischke mit diesem „Schabernack“, wie er sagt, auch „Überwachung für ein breites Publikum erfahrbar machen“ und vielleicht sogar aufklären. „Wir wissen so vieles nicht – zum Beispiel nicht mal, wozu unsere Facebook-Fotos in Zukunft verwendet werden könnten.“

Kontakt zum „gläsernen“ Reporter aufnehmen

Zuschauer können Thilo Mischke vor Ort ansprechen oder im Internet bei Twitter, Facebook und Instagram unter dem Hashtag #ichsehedich (Schlagwort) kontaktieren.

Im Livestream ist Thilo Mischke rund um die Uhr zu sehen.

Während des Experimentes darf der Raucher – er bringt übrigens sein Haustier, einen afrikanischen Rosenkäfer mit – freilich auch vor die Tür. Schließlich will der Berliner die Menschen im Ruhrgebiet kennenlernen. Denn mit dem Revier verbindet Mischke, in der DDR aufgewachsen, bislang nur „Fußball, Westen und im Weltkrieg zerstörte Städte“.

Er hat also noch viel zu lernen und keine Berührungsängste. Nur auf „Junggesellenabschiede am Container“ hat er keine Lust, und ein mulmiges Gefühl, glaubt das Versuchsobjekt, könnten ihm nur Hacker, Besoffene und Leute bereiten, „die mich gezielt provozieren und sich dazu was ausgedacht haben“. Sicherheitshalber bewacht Security ihn und die teure Technik in der Fußgängerzone ohnehin auch nachts.

Galileo hat „besonders viele Fans im Ruhrgebiet“

WAZ mit Redaktion vor Ort

Die WAZ ist wie das Wochenmagazin „Stern“ Medienpartner des Galileo-Experimentes.

Am Dienstag, 22. Juli, ist unsere Redaktion von 11 bis 15 Uhr mit dem WAZ-Mobil vor Ort, um mit Lesern und Passanten – nicht nur über die Show und ihr Thema – zu reden.

Warum sich ProSieben für die sechs Live-Sendungen ausgerechnet Essen ausgeguckt hat, erklärt der stellvertretende Senderchef Christoph Körfer, gebürtiger Dortmunder, so: Galileo habe im Schnitt 1,3 Millionen Zuschauer, vor allem in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen – „und besonders viele Fans im Ruhrgebiet“.