Essen. . Das Überwachungsexperiment des ProSieben-Magazins “Galileo“ mit dem gläsernen Reporter im Glascontainer auf dem Burgplatz zieht Neugierige jeden Alters an. Und die haben viele Fragen an die öffentliche Person im Glaskasten.
Eine Gruppe aus rüstigen Senioren steht an der Tür des ProSieben-Glascontainers auf dem Burgplatz. „Wo ist denn nun der Junge, der eingesperrt und überwacht wird?“, fragt eine der älteren Damen den Burschen, der ihr aus dem Inneren entgegenlächelt. „Moment, ich suche ihn“, antwortet der. Sein Blick wandert über den gut besuchten Burgplatz. „Ach. das bin ja ich“, schiebt Thilo Mischke nach. Die Senioren lachen vergnügt, machen ihre Fotos und ziehen weiter.
Dominik Eichmann beobachtet die Szene. Und schmunzelt. Der 13-Jährige war schon da, ist da und bleibt da. „Zwölf Stunden am Montag. Zwölf Stunden am Dienstag.“ Und am Mittwoch? „Mal schauen. Hier ist mehr los als bei meinen Großeltern in Duisburg“, erklärt der Katernberger.
Es sind diese Beobachtungen, die die Bandbreite des besonderen Experiments dokumentieren, das seit Montag mitten in Essen auf dem Burgplatz läuft: Die ProSieben-Wissenschaftssendung Galileo hat den Journalisten Thilo Mischke eine Woche in einen Glascontainer gesteckt. Dort lebt und schläft er. Alles, was er macht, wird über Bildschirme auf den Burgplatz und im Internet übertragen. Besucher aus der realen wie aus der virtuellen Welt, können ihn kontaktieren. Das klappt gut. Und es sorgt für Theater. Draußen wie drinnen.
Da sind die zwei Niederländerinnen, die in Essen einkaufen wollen. „Kommen wir ins Fernsehen?“, fragen die Blondinen. Und lächeln. Mit dem smarten Thilo hinter Glas machen sie schnell ein Selfie. Ein Ehepaar im fortgeschrittenen Alter beobachtet den Menschen-Auftrieb am Container aus sicherer Entfernung im benachbarten Café. „Braucht man das wirklich?“, fragt sie ihn. „Du wolltest ihn dir doch anschauen!“, antwortet er.
Die Besucher jeden Alters fasziniert der direkte Zugang zum Hauptdarsteller im Glaskäfig. Der steht für Fotos und Fragen bereit. Wenn er den Zettel „Kurz Klo“ raushängt und seine Außentoilette besucht, trauen sich seine Gäste noch näher ran, drücken die Nasen am Glas platt, begutachten gelbbraune Bananen und ausgelatschte Turnschuhe.
Thilo Mischke hat sich nach der Hektik des ersten Tags beruhigt. Er genießt die Aufmerksamkeit, tigert schon mal wie eine Raubkatze von einem Ende zum anderen Ende seines Glas-Reviers, beantwortet die Fragen, die er beantworten kann. Nach seinen Hobbys. Nach seinem Familienstand. Nach seiner Unterhose, die eine Sporthose ist.
„Hier kommt nicht jeder rein“
Bei Mischke geht viel. Aber nicht alles. „Hier kommt nicht jeder rein“, bremst der Mittdreißiger eine 75-Jährige im Blumenkleid, die in seinen Container klettern will. „Eigentlich“, sagt ein Beobachter, „ist doch das ganze Leben Theater. Das fängt bei der Geburt an, wenn die ganze Verwandtschaft klatscht.“ Recht hat er.