Essen. . Am 1. August startet das neue Kindergartenjahr, in dessen Verlauf neun neue Kindertagesstätten in der Stadt öffnen. Um den Bedarf zu decken, reicht das aber nicht. Mutige Konzepte sind gefragt, etwa das eines Kinderdorfs, das 2015 in Rüttenscheid an den Start geht.

Bevor die Bagger am 1. August zur Franzsikastraße anrücken, haben die Kinder der Kita St. Ludgerus auf ganz eigene Weise „Abriss-Party“ gefeiert – und alle Wände bunt angemalt. Das baufällige Gebäude aus den 1950er-Jahren wird abgerissen und durch ein in der Stadt architektonisch einzigartiges Projekt ersetzt – ein Kinderdorf, das ab dem August 2015 rund 100 Betreuungsplätze bietet (wir berichteten).

Neben den kirchlichen Einrichtungen ist auch die Stadt weiterhin gefordert, in Sachen Kinderbetreuung umzudenken. Zum neuen Kindergartenjahr, das am 1. August startet, gibt es nur noch wenige Restplätze, dafür aber noch großen Bedarf, wie auch die bei der Stadt eingegangenen Rechtsansprüche belegen. Seit vergangenem Jahr gilt der auch für Kinder ab einem Jahr. Stand Anfang Juli, zählte die Verwaltung 115 geltend gemachte Rechtsansprüche für unter dreijährige Kinder und 149 für Kinder über drei Jahren. Die Stadt informiert auf ihrer Homepage über freie Kapazitäten – aktuell sind dort vier Einrichtungen aufgeführt, zwei Kitas in Überruhr, eine in Katernberg, eine weitere in Huttrop. In kinderreichen und dicht besiedelten Gebieten ist die Chance, kurzfristig einen Platz für sein Kind zu sichern, hingegen gering.

Betreuungsplätze waren direkt weg

Das weiß auch Jutta Behrwind, die im August die neue U3-Kita „Südstadtstrolche“ direkt gegenüber des Stadtgartens an der Brunnenstraße eröffnet. Die zehn Betreuungsplätze waren direkt weg, wurden nach den Wartelisten vergeben, die auch in den drei anderen Einrichtungen Behrwinds in Rüttenscheid, dem Südviertel und Huttrop nicht kürzer werden. 152 Namen standen zuletzt auf ihrer Liste, „viele Eltern melden sich in mehreren Einrichtungen gleichzeitig an“, weiß Behrwind. Perspektivisch soll ab dem kommenden Jahr auch die obere Etage an der Brunnenstraße mitgenutzt und zur Kita mit 25 Plätzen für Kinder ab drei Jahren ausgebaut werden. Um die fortlaufende Betreuung zu gewährleisten, bestehen schon jetzt Kooperationen mit drei kirchlichen Kitas, darunter etwa die ev. Kita an der Isenbergstraße: „Das Wechselspiel funktioniert gut. Unter Dreijährige werden an uns vermittelt und umgekehrt“, sagt Behrwind.

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Nach Angaben der Stadt schreitet der Kita-Ausbau „entsprechend der Planung sukzessive voran“. Zum Ende des Kita-Jahres 2014/15 sollen neun neue Kindertagesstätten und neun neue Gruppen durch Erweiterungen im Bestand entstehen (s. Info), 341 neue Plätze kommen so hinzu. Einige geplante Vorhaben, darunter neue Kita-Standorte an der Rottstraße in der Stadtmitte und an der Grillostraße im Nordviertel konnten bislang nicht realisiert werden. „Gründe sind fehlende Einigungen zwischen Verkäufer und Käufer“, so die Verwaltung. Ein Problem, dass auch Jutta Behrwind bekannt ist: „Wir haben lange nach Räumen gesucht. Viele Vermieter lehnen eine Kita ab.“ Auch an der Franzsika­straße hätte die Kirche übrigens an Investoren verkaufen können, entschied sich aber bewusst dagegen.