Essen. . Seit langem wird gerätselt, ob nun der Kirchturm von St. Hubertus in Bergerhausen oder St. Barbara in Kray höher in den Himmel ragt. Die Messung angehender Profis ist knifflig. In einem spannenden Projekt wollen sie nun ein für alle Mal Antwort auf die Frage geben.

Das Wort „Streit“ nimmt offiziell niemand in den Mund. Und wenn, dann ist eher ein Augenzwinkern dabei. Und dennoch ist die Frage seit Jahren offiziell nicht geklärt, welcher Kirchturm denn nun der höchste in Essen ist. Die Krayer glauben felsenfest, dass ihre Kirche St. Barbara alle anderen überragt. Die Bergerhausener sagen das Gleiche von St. Hubertus – dem Gotteshaus also, das bei einem Blitzeinschlag und dem anschließenden Brand vor einigen Monaten ausgerechnet ein gutes Stück seiner Turmspitze eingebüßt hat. „Ach, das Thema geht schon seit vielen Jahren hin und her“, winkt der Küster von St. Barbara, Bernhard Köster, wissend ab.

Just das Brand-Unglück war es auch, das die Diskussion um die Höhe der Kirchtürme wieder aufflammen ließ. Medien – auch die WAZ – hatten damals geschrieben, dass Essens höchster Kirchturm brennt. Und wohl nur aus Rücksicht über diesen schweren Schicksalsschlag für die Gemeinde St. Hubertus gab es aus Kray damals keine lautstarken Proteste.

Der Turmstreit zu Essen soll beendet werden

Nun naht aber Aufklärung: Auszubildende, die den Beruf des Vermessungstechnikers lernen, haben vergangene Woche damit begonnen, die Höhe der Kirchen zu bestimmen und somit den Turmstreit zu Essen ein für alle Mal zu beenden.

Das Projekt regte nicht zuletzt Dombaumeister Ralf Meyers an, dessen Heimatgemeinde St. Barbara ist. Meyers hatte wegen einer Baustelle im Dom Kontakt zu Albert Hünninghaus, Ausbilder bei der Firma DMT. Und Hünninghaus, der stets auf der Suche nach spannenden Praxis-Einsätzen für seine Azubis ist, nahm die Aufgabe gerne an.

Allerdings war das noch vor dem Brand von St. Hubertus. Theoretisch können die Vermesser die Höhe der Kirchtürme zentimetergenau bestimmen. Doch wie geht man damit um, dass St. Hubertus mit dem Brand rund fünf Meter Höhe eingebüßt hat? Hünninghaus hat dafür noch keine abschließende Lösung: Entweder man warte, bis die Spitze wieder hergestellt ist oder man messe den jetzigen Zustand und ermittle mathematisch, wie hoch der Turm gewesen sein muss, heißt es. Letzteres wäre eine pragmatische Lösung, hätte aber den Nachteil, dass sie Raum für Zweifel lässt. Andererseits: Bis der Turm wieder in alter Pracht in die Höhe ragt, dürften vermutlich noch Jahre vergehen. Die Gemeinde will ihn erst im Zuge einer ohnehin notwendigen Generalsanierung reparieren lassen.

Alte Messungen nicht eindeutig

Im Übrigen sind die beiden Kirchen vor einigen Jahren schon einmal vermessen worden. Damals siegte klar St. Barbara mit 77,62 Metern vor St. Hubertus mit 70,41 Metern Höhe. Das Problem: Während bei St. Barbara bis zum oben aufgesetzten Wetterhahn gemessen wurde, war die Zielmarke bei St. Hubertus nur der Schnittpunkt des Kreuzes. Ungleiche Bedingungen also. Das soll nun nicht mehr vorkommen: Der Schnittpunkt des Kreuzes wird den Ausschlag geben.