Essen. Heiner Mausehund und Erika Meier komplettieren als Skriba und Assessorin das neue Führungs-Trio der Evangelischen Kirche in Essen. Sie unterstützen die neue Superintendentin Marion Greve. Sowohl Mausehund als auch Meier haben vorher als Geistliche an Berufskollegs gearbeitet.

Im Frühjahr erhielt die Evangelische Kirche in Essen eine neue Superintendentin; Marion Greve löste den bisherigen Superintendenten Irmenfried Mundt ab. Mittlerweile sind auch Greves Stellvertreter bestimmt worden – Erika Meier und Heiner Mausehund. Die Stellvertreter des Superintendenten nennt man Assessor und Skriba.

Sowohl Meier als auch Mausehund waren vorher als Schulpfarrer an Berufskollegs tätig; Erika Meier ist es auch weiterhin nebenbei. Wie wichtig ist Religion an großen Schulen wie Berufskollegs?

„Schule braucht eine Seele“, sagt Heiner Mausehund. Am Robert-Schmidt-Berufskolleg, wo Mausehund rund anderthalb Jahre tätig war, führte er Gottesdienste in der Schul-Aula ein, mit ausgesprochen gutem Echo, und aus seinen Religionskursen, sagt Mausehund, habe sich immerhin niemand abgemeldet. Obwohl die Zahl der Schüler mit islamischem Glauben erheblich war. „Ich habe immer alle eingeladen und gesagt, seid einfach da. Und es sind viele gekommen.“

Religion bleibe etwas extrem Wichtiges bei der Gestaltung von Lebensentwürfen junger Leute; „Jeder muss wachsen können“, darüber hinaus leiste Religionsunterricht an Schulen, wo viele Glaubensrichtungen zusammenkommen, einen „friedenspolitischen Beitrag für die Stadt“, findet Mausehund.

Erika Meier arbeitet seit acht Jahren am Berufskolleg im Bildungspark in Altenessen, früher war es das Berufskolleg Holsterhausen, dort werden vor allem soziale und medizinische Berufe gelehrt. Trotz ihrer neuen Position als Assessorin wird Erika Meier weiter neun Stunden pro Woche am Berufskolleg unterrichten.

David und Goliath, der barmherzige Samariter, selbst die Weihnachtsgeschichte: Einen „dramatischen Mangel an Kenntnis von biblischen Geschichten“ hat Erika Meier in den Jahren festgestellt; auch bei angehenden Erzieherinnen, entsprechend groß sei der Bedarf an Religionsunterricht in der Schule: „Es geht dabei um Wertevermittlung und die Möglichkeit, den Horizont zu erweitern. Ich bin froh, dass Religionsunterricht den Jugendlichen diese Freiräume noch bietet.“ Denn Schulen stünden ansonsten massiv unter Druck – und entsprechend jene, die die Schulen besuchen.

Erika Meier ist überzeugt: Vor allem Religionsunterricht biete jungen Leuten die Möglichkeit, über Glaubensgrenzen hinweg ins Gespräch zu kommen, das schütze vor radikalen Tendenzen. Und die Inhalte? „Die sind nicht verstaubt, sondern aktuell.“ Jugendliche, die das erkennen, gewinnen eine ganz neue Energie, sich mit religiösen Fragen zu beschäftigen.

Erika Meier (54) wuchs römisch-katholisch auf, wechselte aber mit 27 zur Evangelischen Kirche. „Denn ich wollte Pfarrerin werden.“ Sie hatte ein Studium der Theologie absolviert und eine Heimat, wie sie selbst sagt, in der Evangelischen Studierendengemeinde gefunden. Der Berufswunsch war so groß, dass sie die Konfession wechselte. Später arbeitete sie in der damaligen Kirchengemeinde Altenessen-Nord, ging dann nach Aachen, um 2006 ins Berufskolleg im Bildungspark (früher Holsterhausen) zu wechseln. Zu ihrer neuen Position als Assessorin sagt sie: „Wir müssen sprachfähig bleiben im Hinblick auf die Hoffnung, die uns trägt.“

Heiner Mausehund (58) hatte seine erste Pfarrstelle in Velbert, ging dann mit seiner Ehefrau für mehrere Jahre nach Oslo in Norwegen. Im Jahr 2000 kehrte das Paar zurück nach Deutschland, übernahm gemeinsam eine Pfarrstelle in Steele. Anfang 2013 wechselte Mausehund ans Robert-Schmidt-Berufskolleg. Schon vorher hatte Mausehund in Essen und in Norwegen rund 20 Jahre lang an Schulen als Lehrer ausgeholfen. In seiner Position als Skriba ist Mausehund vor allem „für die Gemeinden da“: Die Zukunft der Kirche sieht er „kleiner, mit wenigen Mitteln ausgestattet, doch evangelisch profiliert, ökumenisch offen, vertrauend auf die Güte Gottes“.