Kettwig. . Kuriosum für die Ewigkeit: Seit fast 40 Jahren gehört Kettwig zwar zu Essen, aber nicht etwa auch zum Ruhrbistum, sondern weiter zum 1700 Jahre alten Erzbistum Köln. Gerade ältere Kettwiger Katholiken sind darauf sehr stolz. Ihr Oberhirte ist nun Rainer Maria Woelki.

In der längeren Reihe Kettwiger Besonderheiten ist es nicht die unwichtigste: Anders als der große Rest von Essen, gehört der Stadtteil im Südwesten nicht zum recht jungen Ruhrbistum, sondern zum ehrwürdigen Erzbistum Köln, das seit rund 1700 Jahren existiert. In Köln gibt es nun mit dem bisherigen Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, einen neuen Oberhirten, der damit auch für die rund 6500 „Seelen“ der Kettwiger Pfarrei St. Peter und Laurentius zuständig ist. Kettwig ist der nördlichste Zipfel des Erzbistums, das nur hier die Ruhr überschreitet.

Warum es zu diesem Sonderweg kam, ist klar: „Als das Bistum Essen 1958 gegründet wurde, war Kettwig noch eine selbstständige Stadt im Landkreis Mettmann“, sagt Ulrich Lota, Sprecher des Ruhrbischofs. Als nach der Gebietsreformen der 1970er-Jahre Kettwig trotz vieler Proteste nach Essen eingemeindet wurde, war das für die katholische Kirche noch lange kein Grund, diesen weltlichen Schritt nachzuvollziehen. Nicht nur in Essen gibt es seither zwei Bischöfe, auch Mülheim oder Duisburg etwa gehören nur zum größten Teil dem Bistum Essen an.

Kirchensteuern aus dem wohlhabenden Kettwig wären am Burgplatz willkommen

Dass ausgerechnet die fürs Bistum namensgebende Stadt nicht komplett zum Sprengel von Franz Josef Overbeck gehört, mag man bedauern - allerdings nicht in Kettwig. „Besonders die älteren Gemeindemitglieder sind sehr stolz darauf, zum Erzbistum Köln zu gehören“, sagt Sven Goldhammer, Pfarrer an St. Peter und Laurentius. Auch der gebürtige Velberter Goldhammer denkt beim Wort „Dom“ nicht an die Bischofskirche am Burgplatz, sondern an die in Köln, wo er die Priesterweihe empfing. „Das heißt aber nicht, dass es keine Kontakt zum Essener Stadtdekanat und zum Bistum gäbe“, so Goldhammer. „Ändern will in Kettwig allerdings keiner etwas.“

„Das wollen wir ja auch nicht“, betont Ulrich Lota, auch wenn er einräumt, dass das Kirchensteueraufkommen aus dem vergleichsweise wohlhabenden Kettwig natürlich willkommen wäre. Bistumsgrenzen zu ändern sei aber sehr kompliziert, es bedürfe staatsrechtlicher Verträge zwischen dem Land NRW und dem Heiligen Stuhl. Also belässt man es beim Flickenteppich, der - weil historisch gewachsen - ja durchaus einen gewissen Charme hat.

Bald zu Gast in der nördlichsten Kapelle des Bistums Köln?

„Wir freuen uns jedenfalls auf unseren neuen Erzbischof“, sagt Pfarrer Goldhammer. Woelki sei als früherer Weihbischof „für den Norden des Bistums Köln zuständig gewesen, so dass er Kettwig bereits gut kennt“. Und: „Ich freue mich darauf, ihn einmal in der nördlichsten Kapelle des Erzbistums begrüßen zu dürfen: in Maria im Maien.“ Die liegt im kleinen Kettwiger Weiler Pierburg - und das ist dann fast schon in Essen...