Essen. . Der Aufsichtsrat der Messe Essen hat den ehemaligen Geschäftsführern Frank Thorwirt und Egon Galinnis vorerst die Entlastung verweigert. Der Grund: Rabatte für Aussteller.
Die Personalie, die in der vergangenen Woche nach der Aufsichtsratssitzung der städtischen Messegesellschaft ihren Weg in die Öffentlichkeit fand, schlug nicht ein wie die sprichwörtliche Bombe, aber aufhorchen ließ sie allemal: Egon Galinnis verlässt die Messe Essen - nach 33 Jahren, davon die letzten zehn als Mitglied der Geschäftsführung. Ein Jahr noch sollte Galinnis dran hängen als „Sonderbeauftragter“. So war es ausgemacht, als Messe-Chef Oliver P. Kuhrt zum Jahresbeginn seinen Posten antrat. Nun hat Galinnis verzichtet. Auf eigenen Wunsch, wie es heißt. Solche Formulierungen werden gerne gewählt, wenn einem der Abschied nahe gelegt worden ist.
Ob dies bei Galinnis der Fall war, bleibt offen. Die es wissen sollten, üben sich in beredtem Schweigen. Wie überhaupt wenig nach außen dringt. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte es da nicht die vielbeschriebene Affäre bei den Entsorgungsbetrieben gegeben um Vergünstigungen und mutmaßliche Vorteilsnahme, mutmaßt einer. So aber waren Oberbürgermeister Reinhard Paß als Aufsichtsratsvorsitzender der Messe und all die anderen Entscheidungsträger offenbar höchst sensibilisiert, als es hieß, Galinnis habe Ausstellern in seiner Funktion als Messegeschäftsführer satte Rabatte gewährt. Nein, nein, nicht zum eigenen Vorteil, wie es gleich mehrere Seiten betonen, sondern allein, um besagte Aussteller langfristig an den Messe-Standort Essen zu binden. Um ein oder zwei Aussteller der Essen Motor-Show soll es sich handeln. Erst nach und nach sollten sie mehr bezahlen für ihren Messe-Auftritt. So etwas sei durchaus üblich im hart umkämpften Messe-Geschäft.
Wirtschaftlicher Schaden
Zu dumm nur: Schriftlich liegt der Messe über die getroffene Vereinbarung nichts vor; zumindest nichts, was sich belasten ließe. Messe-Chef Kuhrt soll das aufgefallen sein, als er die Geschäfte übernahm. Ob Galinnis sich, ganz Kaufmann der alten Schule, auf einen Handschlag zwischen Geschäftspartnern verließ, ist nicht bekannt. „Mangelnde Sorgfalt“ wird ihm zur Last gelegt. Und nicht nur ihm. Als Galinnis über Rabatte verhandelte, hieß der Messe-Geschäftsführer noch Frank Thorwirt. Beiden versagte der Aufsichtsrat vorerst die Entlastung, bis die ganze Geschichte keine Fragen mehr offen lässt. Noch sei nicht klar, ob der Messe Essen überhaupt ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei, heißt es. Die Rede ist von einer niedrigen sechsstelligen Summe – von 100.000, vielleicht 200.000 Euro, für die im Zweifel eine Manager-Versicherung aufkäme.
Ganz sicher sind sich die Damen und Herren Aufsichtsräte aber offensichtlich nicht. Am Ende wären sonst sie persönlich haftbar.