Essen. Das abgespeckte Umbau-Vorhaben werde im Kampf um Marktanteile nicht helfen, fürchtet eine Bürger-Gruppe in einem Brief an den OB. Einige Hallen blieben veraltet. Die Messe widerspricht: Die Veranstalter wären mit der kleinen Lösung durchaus zufrieden .
Der Arbeitskreis Essen 2030 - ein Zusammenschluss engagierter Bürger - hat in einem Brief an den Oberbürgermeister vor der Umsetzung der gestutzten Messe-Umbaupläne gewarnt. „Die kleinere Lösung kann sehr teuer sein, wenn sie von den Messe-Kunden nicht akzeptiert wird und sich dann als Fehlinvestition herausstellt“, heißt es in dem Schreiben, das der WAZ vorliegt.
Wie berichtet, will die Messe nach dem Scheitern der „großen“ Lösung für 123 Millionen Euro beim Bürgerentscheid im Januar nun eine deutlich abgespeckte Umbau-Variante für maximal 88 Millionen Euro umsetzen. Diese will nicht mehr sämtliche alten Hallen im Nordteil der Messe abräumen und einheitlich und in einem Guss neu bauen, sondern setzt in großen Teilen auf Bauen im Bestand. Der Arbeitskreis sieht hier die große Gefahr, dass die Stadt immer noch viel Geld ausgibt, jedoch keine durchgreifende Modernisierung dabei herauskommt, sondern Stückwerk. Im einzelnen sehen die Bürger nach einer ausführlichen Führung durch die Hallen folgende Probleme:
MesseDie energetische Sanierung sei nur teilweise möglich, was nicht nur höhere Energiekosten verursache, sondern auch klimatisch unangenehm für die Messe-Nutzer sei. Die steigenden Anforderungen des Brandschutzes erforderten in den Altbauten hohe Investitionen, die technisch noch ungelöst seien und somit finanzielle Risiken bedeuteten. Der heute übliche Standard, Elemente von Messe-Ständen an die Decke zu hängen, werde durch die „kleine Lösung“ nur in einigen Hallen möglich, das selbe gelte für Medienkanäle und die Zuleitung von Wasser und Strom.
Räumliche Niveau-Unterschiede zwischen den Hallen bleiben
Schließlich fehle ein einheitliches Niveau, zwischen den Hallen 9 und 12 gebe es weiterhin einen Ebenensprung von 1,80 Meter, der mit Treppen, Rampen und Aufzügen überbrückt werden müsse. Warum, so fragen die Briefautoren, sollten Veranstalter derlei Defizite in Kauf nehmen, „wenn ihnen an anderen Messe-Standorten Hallen ohne diese Nachteile angeboten werden?“
Die Messe räumt ein, natürlich könne man sich eine umfänglichere Lösung vorstellen, die aber nun einmal politisch beim Bürgerentscheid gescheitert sei. „Wir lösen aber die zwei größten Probleme, die uns von unseren Kunden genannt werden: das sind die Doppelstockhallen und der als unattraktiv empfundene Haupteingang am Messehaus Ost“, sagt Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt. Wenn die Messe Essen glaubhaft in der Branche vermittle, dass die „kleine Lösung“ komme, dann bestünde auch keine Gefahr, dass Veranstaltungen über das bisher Angekündigte hinaus abwanderten. Kuhrt warnte vor dem erneuten Zerreden der Pläne. Dies schade der Messe am meisten.