Essen. Klassik für die Kurzen: Als „Hexe Kleinlaut“ und „Fräulein Vorlaut“ macht Marie-Helen Joël den Besuch im Opernhaus zu einem Hör-Abenteuer für Kinder.

Marie-Helen Joël hat viele Namen. Morgens heißt sie manchmal Hexe Kleinlaut und abends ist die dann Mozarts „Marcellina“, manche sagen auch einfach „du, Fräulein Vorlaut“ zu ihr. Aber darf man eigentlich du sagen zu einer Frau, die Koloraturen kann und Verdi und Strauss? Man darf. Weil Marie-Helen Joël früh festgestellt hat, dass „ich nicht das Zeug zur Diva habe“.

Und so ist die sympathische Sängerin nicht nur Teil des Aalto-Ensembles, sondern seit 2011 Leiterin der Musiktheaterpädagogik am Aalto-Theater. Eine, die die Musik so liebt, dass sie sie eigentlich alle daran teilhaben lassen möchte. Die Großen, Kleinen, Kenner und Einsteiger. Wohlgemerkt: „Ich will nicht missionieren“, sagt die gebürtige Aachenerin, deren Vorschulprogramme unter dem Titel „Abenteuer Kleinlaut“ willkommene Einladungen ins Reich der Töne und der Phantasie sind, wie die „Abenteuer Vorlaut“-Reihe. Und wer sich mit ihrem „Donnerröschen“ mal durchs Märchenbuch gehext hat und von der „Zaubertröte“ empfangen wurde, der wird sich später vielleicht erinnern, dass eine Stimme Wunder bewirken kann in diesem großen Theater, das Joël mit Witz und Wärme zur abenteuerlichen Spiel-Stube macht.

„Wenn ich durchs Haus gehe, fällt mir immer etwas ein“

Als mittleres von fünf Kindern wird ihr das Miteinander eben früh vermittelt. Die kleine Marie-Helen ist auch ein Kind mit unbändigem Schaffensdrang, das Klavier und Geige spielt, Blockflöte, Bratsche und Schach. Die Bühne ist damals noch weit entfernt. Auf väterlichen Wunsch entscheidet sich Joël zunächst für das Studium der Schulmusik und sattelt bald doch ein Aufbaustudium Gesang in Köln drauf. Nach ihrem ersten Engagements an der Oper Bonn wechselt sie 1993 ans Aalto-Theater, singt zunächst im Opern-Chor und bald auch große Solo-Parts. Aber was ihr irgendwann fehlt, ist der unmittelbare Publikums-Kontakt. 2009 machte sie ihren Master of Music-Education an der Hochschule für Musik Detmold und zeigt seither mit viel Energie, dass ein Opernhaus keine Weihestätte sein muss, sondern manchmal auch ein quitschbunter Jahrmarkt, ein quirliges Filmset oder eine Adresse, wo der Pott dank Joël flott singt.

Die Kollegen vom Fundus und den Werkstätten sind längst darauf vorbereitet, „dass mir immer etwas einfällt“, lacht die 51-Jährige, die viel Unterstützung am Haus findet. Ihr Mann, der Musiker Heribert Feckler, ist verlässlicher Programmpartner. Und mit Ensemble-Mitglied Christina Clark hat sie eine Kollegin gefunden, die nicht nur als „Crissy“, sondern auch als „Miss Betterknower“ bestens mitspielt, wenn es darum geht, die Herren Haydn oder Mozart vom Podest ins Hier und Jetzt holen.

Viel wichtiger noch als die Liebe zu Puccini und Verdi sei aber die Neugier, sagt Joël. Wo bleiben beispielsweise der Igel, der Schmetterling und die Kohlmeise, wenn sie müde sind? Hexe Kleinlaut wird es in der nächsten Spielzeit erklären.

Musikalische Reisen bis zum Mond

Es gibt Mitmach-Konzerte und Workshops, Künstlerbegegnungen und Kinder-Opern, Babykonzert und Jugend-Theater: 140 Seiten Angebote für Kinder und Jugendliche listet das Programmheft „TuP macht Schule“ für die nächste Spielzeit auf und nicht nur bei der Theater und Philharmonie ist man froh, dass Evonik Industries das vielseitige Programm auch für die nächsten zwei Jahre unterstützt. „Eine Tür für die Kinder und Jugendlichen aufstoßen“, nennt es Markus König, Konzertmarketing Evonik. Und was sich dahinter verbirgt, reicht von der „Geburtstagsmusik für die Eule“ für Kinder ab 3 in der Philharmonie bis zum Planeten-Konzert mit Nasa-Aufnahmen, vom Kompositionsprojekt für Kinder mit klingenden Küchengeräten bis zur langen Nacht der Filmmusik im Aalto. Im Schauspiel Essen sorgen sie für interaktive Vorlese-Abenteuer im „versteckten Zimmer“ und lassen Premierenklassen am Entstehungsprozess einer Inszenierung teilhaben, während das Aalto Ballett Theater mit „Queeny“ ein neues Education-Projekt für Schüler aus der Region startet.

Mehr Infos zum Programm unter www.theater-essen.de .