Essener Philharmoniker, Schauspiel und Aalto-Ballett feiern gemeinsam. Das barocke Spektakel „Fêtes des Plaisirs“ erinnert an die großen Leidenschaften von Ludwig XIV. – Musik, Tanz und schöne Frauen

Den Anfang machte damals ein Pferdeballett, später konnte man Elefanten, Kamele und Bären bestaunen. Und am Ende der ausschweifenden Feierlichkeiten gab es auch noch die Premiere von Molières „Tartuffe“. Eine Woche lang hat es der kunstverliebte Ludwig XIV. bei den „Fêtes des Plaisirs de I’Ile Enchantée” 1664 in Versailles richtig krachen lassen. 350 Jahre später begibt sich die Theater und Philharmonie an diesem Samstag auf die Spuren des Sonnenkönigs und erinnert an die Zeit, als Ballett, Komödien und erste Opern ihre frühen Erfolge feiern. Der Essener „Sommernachtstraum“ beschränkt sich allerdings auf ein Vier-Stunden-Programm, das das barocke Thema in allen Sparten durchspielt.

„Der Geizige“ kommt ins Aalto

Während in der Essener Philharmonie zum Auftakt Orchesterwerke und Texte von Jean-Baptiste Lully und Lieselotte von der Pfalz bis Eduard Künneke und Heiner Müller zu hören sind (unter anderem vorgetragen von Dagmar Manzel), zeigt das Schauspiel Essen im zweiten Teil seinen großen Molière-Erfolg „Der Geizige“ in gekürzter Fassung – und erstmals auf der Aalto-Bühne. Der dritte Teil des Abends gehört dann dem Tanz. Michel Béjar, seit 2012 Ballettmeister am Aalto, ist der „Maître de Plaisir“ fürs Sommernachtstraum-Publikum. Eine etwas ungewöhnliche Aufgabe für den gebürtigen Franzosen, der an den Häusern in Karlsruhe und Mülhausen getanzt hat, bevor er auch seine Leidenschaft fürs Choreographieren entdeckte. In seiner aktiven Zeit hat Béjar Partien von Hans van Manen, Forsythe und mehrfach den legendären „Grünen Tisch“ von Kurt Jooss getanzt. Nun ist er tief eingetaucht in das höfische Treiben, hat sich auch filmisch inspirieren lassen von Werken wie „Der König tanzt“ oder „Marie Antoinette“. „Das wird das klassischste Ballett, das ich je kreiert habe“, lächelt Béjar. Trotzdem soll „Plaisirs“ kein rein historisches Barockspektakel mit Puder und Perücke werden, mit abgespreizten Fingern und da capo-Folgen. Béjar erzählt in acht Szenen vielmehr über den Sonnenkönig und seine Beziehungen zu den Frauen, wie zu seiner Mutter und einer der vielen Geliebten, die er an diesem Abend bei Hofe einführt. „Ich muss schon ein bisschen aufpassen, dass ich nicht zu modern werde“, sagt Béjar, „aber wir leben nun mal im 21. Jahrhundert“. Die Tänzer jedenfalls bekommen ihren Entfaltungsraum. Und auch bei der Wahl der Musik hat man sich mit den Kompositionen von Jean-Philippe Rameau Eigenwilligkeit erlaubt. Als in Versailles 1664 gefeiert wird, ist der nämlich noch gar nicht im Gespräch. Star am Hofe Ludwigs ist vielmehr der italienische Komponist Jean-Baptiste Lully. Doch auch dafür hat man eine elegante Lösung gefunden und erinnert mit „Plaisirs“ nun an den 250. Todestag von Rameau.