Essen.. In NRW werden zwar weniger Schadstoffe in der Luft gefunden als früher. Aber das ist kein Grund zur Entwarnung, sagt Umweltminister Johannes Remmel. Dort, wo täglich viele Autos rollen, gefährden Feinstaub und Stickstoffdioxid die Gesundheit der Anwohner. Das ist gerade im Ruhrgebiet ein Problem.

Die Belastung der Luft mit Schadstoffen ist in NRW erneut leicht zurückgegangen. Messdaten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) für das Jahr 2013 belegen den Trend zu sauberer Luft. Allerdings wurden an vielen verkehrsreichen Innenstadtstraßen an Rhein und Ruhr im vergangenen Jahr Schadstoffkonzentrationen gemessen, die die Gesundheit der Anwohner gefährden.

„Eine Entwarnung kann es nicht geben“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Die Schadstoffbelastung sei weiter zu hoch. So wurde an 63 von 129 Messstellen der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid überschritten, zum Beispiel an der Mülheimer Straße in Oberhausen, an der Herner Straße in Bochum, an der Brackeler Straße in Dortmund und an der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen. Das Lanuv erkennt einen klaren Zusammenhang mit dem hohen Verkehrsaufkommen an diesen Orten.

Feinstaub an drei Stellen zu hoch

Feinstaub ist nur an wenigen Messstellen in besorgniserregenden Konzentrationen festgestellt worden. Ausnahmen: die Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen, der Graf-von-Galen-Ring in Hagen und die Wilhelmstraße in Aachen. Dort wurden die EU-Grenzwerte jeweils an mehr als 40 Tagen überschritten. Erlaubt sind 35 Überschreitungen.

Deutlich weniger Feinstaub als in vergangenen Jahren fanden die Experten in Duisburg-Bruckhausen. Im Jahr 2003 gab es dort noch 83 Überschreitungstage, 2013 waren es nur noch 31.

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Offenbar zeigten die Umweltschutzmaßnahmen im Thyssen-Krupp-Stahlwerk Wirkung, erklärt das Lanuv. Im Krefelder Hafen waren 2003 sogar 127 Überschreitungstage gemessen worden. Im vergangenen Jahr waren es dort nur 27. Die Luftschadstoffbelastung hängt allerdings auch in einem hohem Maße von der Wetterlage ab.

Regeln für die Umweltzone Ruhr werden in sechs Wochen strenger

Umweltminister Remmel begrüßte die bevorstehenden Regelverschärfungen für die Umweltzonen. Sie seien ein wichtiger Schritt in Richtung Gesundheitsschutz. Ab Juli dürfen zum Beispiel in der Umweltzone Ruhrgebiet nur noch Kraftfahrzeuge mit grüner Umweltplakette fahren.

Die Befürworter der Umweltzo­nen verweisen auf die in zahlreichen Studien nachgewiesenen Gefahren, die von Feinstaub und Stickstoffdioxid ausgehen. Sie gelten als Verursacher von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kritiker bemängeln Eingriffe in die persönliche Freiheit

Zweifler am Sinn von Umweltzonen wie der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel sprechen von Eingriffen in die persönliche Freiheit und Belastungen für Kleinunternehmer, die sich einen Umstieg auf moderne Fahrzeuge nicht leisten könnten.

Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia verweist auf die Erfahrungen in Berlin und Leipzig mit schon vor längerer Zeit „grün“ gestellten Umweltzonen: „Dort konnte nach Wegfall der gelben Plakette der Dieselruß in Abgasen reduziert werden.

Auch in NRW dürfte die Wirkung deutlich sein.“ Dort, wo es große Umweltzonen gibt – zum Beispiel im Ruhrgebiet und in Köln – sei die Fahrzeugflotte viel moderner als an Orten ohne Umweltzone wie Aachen, sagte de Garcia dieser Redaktion.