Essen. . Alleine Fußballgucken ist doof. Viele Städte bieten zur WM 2014 deshalb wieder Public Viewing an. Dort werden die Begegnungen auf Leinwänden gezeigt. Essen und Gladbeck öffnen dafür Hallen, in Bochum findet das Spektakel unter freiem Himmel statt. Doch nicht alle Städte machen mit. Ein Überblick.
Public Viewing im Westpark in Bochum
Ein Problem mit Lärmschutz sieht man in Bochum nicht, auch ohne die bundesweite Sondergenehmigung. Der Veranstalter cooltour organisiert gemeinsam mit der Sparkasse das Public Viewing hinter der Jahrhunderthalle im Westpark. Und dort gibt es keine Wohnbebauung. Gezeigt werden Spiele mit deutscher Beteiligung und das Finale auf einer elf Meter breiten Leinwand. Auf dem Gelände gibt es Platz für bis zu 15.000 Besucher, es gibt Einlasskontrollen und ein Gastronomieangebot.
Diese Fankurve im Westpark wird es im Sommer 2014 zum zweiten Mal geben – bei der Erstauflage zur EM 2012, kamen insgesamt 55.000 Zuschauer zu den Spielen. Zur Weltmeisterschaft in Deutschland hatte die Stadt ein Public Viewing im Rewirpower-Stadion veranstaltet, entschloss sich allerdings bereits vor der Weltmeisterschaft 2010 gegen eine Neuauflage, weil es zu teuer war.
Public Viewing in der Grugahalle in Essen
Zum dritten Mal lockt die Messe Essen gemeinsam mit der Agentur TAS in die „11 Freunde Arena“ in der Grugahalle. Dieses Mal passend zum Gastgeberland Brasilien unter dem Motto „Copacabana an der Ruhr“.
Gezeigt werden alle Spiele mit deutscher Beteiligung auf einer 120 Quadratmeter großen Leinwand. Los geht es am 16. Juni mit der Partie Deutschland - Portugal.
Anpfiff ist um 18 Uhr – generell ist die „11 Freunde Arena“ jeweils zwei Stunden vor Spielbeginn geöffnet, dann sollen Samba-Tänzerinnen und die 11 Freunde-Hausband für Stimmung sorgen. Falls ein Deutschland-Spiel erst um 21 Uhr oder später angepfiffen wird, wollen die Veranstalter auch die Partie davor übertragen. Insgesamt passen 7000 Fans in die Halle.
Jugendliche brauchen ab 21 Uhr eine Begleitperson
An seinem Lärmschutzkonzept muss der Veranstalter nichts ändern - denn es gelten unabhängig vom neuen bundesweiten Erlass die Bestimmungen der Grugahalle. Für Unter-16-Jährige könnten Spiele ab 21 Uhr problematisch werden, denn sie dürfen dann nur noch mit Begleitung in die Halle. "Bei Spielen ab 18 Uhr ist das kein Problem, dann ist die Halle bis 22 Uhr wieder leer", so der Veranstalter,
Der Eintritt zum Rudelgucken in der Grugahalle beträgt 7,50 Euro. Jedes Ticket beinhaltet die Hin- und Rückfahrt mit Bus und Bahn der EVAG. Die Veranstalter um Agentur-Chef Thomas Siepmann hoffen, in diesem Jahr an den Erfolg der Veranstaltungen von der WM 2010 und der EM 2012 anzuknüpfen. 2012 waren fast alle gezeigten Begegnungen in der Grugahalle mit rund 6500 Zuschauern fast ausverkauft. Vor leeren Rängen hat der Veranstalter keine Angst. "Gerade die Spiele mit Anpfiff um 18 Uhr könnten schnell ausverkauft sein", so eine Sprecherin.
Das Sommermärchen von 2006 mit großem Rudelgucken auf dem Kennedy-Platz wird diesen Sommer allerdings nicht wiederholt. Laut städtischer Marketinggesellschaft EMG wolle man wegen zu hoher Kosten und zu hoher Auflagen auf die Veranstaltung verzichten. Allein die Miete für die großen Leinwände könnte schnell mehrere tausend Euro betragen. Zwei Großveranstaltungen seien für die Stadt außerdem zu viel.
Public Viewing in der Mathias-Jakobs-Halle in Gladbeck
Auch in Gladbeck wird das Public Viewing nach Innen verlegt. Die Stadt veranstaltet das Rudelgucken in der Mathias-Jakobs-Halle - wie schon bei den Meisterschaften zuvor. 1100 Zuschauer können dorthin kommen, gezeigt werden alle Spiele mit deutscher Beteiligung. Der Eintritt zum Rudelgucken ist kostenfrei.
"Unsere Erfahrung zeigt, dass zu den Spielen jeweils etwa 1000 Menschen gekommen sind", so eine Sprecherin der Stadt. Beim Sicherheitskonzept wird die Stadt nichts ändern. Lange war unklar, ob die Stadt wegen der Zeitverschiebung das Public Viewing auch bei der WM 2014 anbieten würde.
Entschlossen hatte man sich erst endgültig, als klar war, dass Deutschland in der Gruppenphase keine Anstoßzeiten ab 0 Uhr hat. In dem Fall hätte es erhebliche Sicherheitsbedenken gegeben. Aber auch jetzt wird es strikte Einlasskontrollen geben: Die Zuschauer dürfen keine eigenen Getränke oder gefährliche Gegenstände mitbringen.
Jugendliche dürfen nur mit Begleitung rein
In der Halle kontrolliert ein privater – rund um die Halle der kommunale Ordnungsdienst. Da die Spiele so spät angepfiffen werden, dürfen aus Jugendschutzgründen Jugendliche unter 16 Jahren nur mit Begleitung von Erwachsenen in die Mathias-Jakobs-Halle zum Public Viewing.
Public Viewing auf dem Rathausplatz in Recklinghausen
Die Stadt Recklinghausen will eine Sondergenehmigung zum Lärmschutz erteilen, die auch die besonders schützenswerte Nachtruhe-Zeit nach 24 Uhr betrifft und aufweicht. Vom 12. Juni bis zum 13. Juli soll es eine Public-Viewing-Veranstaltung auf dem Platz vor dem Rathaus geben mit Platz für rund 7.300 Zuschauer geben – also mitten in der Stadt.
Angemeldet hat das Rudelgucken die aREna Recklinghausen. "Wer eine Stunde vor Spielbeginn kommt, darf in der Regel auf jeden Fall noch auf den Platz", so Veranstalter Henning Prinz. Das habe die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt. Die Spiele gibt es auf dem Rathausplatz kostenfrei zu sehen. Der Platz öffnet drei Stunden vor Anpfiff. In Fragen Jugendschutz laufen noch die Abstimmungen des Veranstalters mit dem städtischen Jugendamt. Bei Spielen mit deutscher Beteiligung wird am Einlass allerdings eine Sicherheitsgebühr von einem Euro erhoben.
Bei den Deutschland-Spielen soll es auch Live-Acts und Gewinnspiele geben. Bei Spielen ohne deutsche Beteiligung werden Bierzeltgarnituren auf dem Platz aufgestellt, an den spielfreien Tagen hat der Veranstalter zumindest ein Rahmenprogramm auf dem Rathausplatz geplant. Es gibt auch die Möglichkeit VIP-Tickets für die Public-Viewing-Veranstaltung auf dem Rathausplatz zu kaufen. Die Tickets gelten für einen abgetrennten Bereich des Rathausplatzes, mit eigener Toiletten-Anlage, Zelt und Gastronomie. Die Preise sind gestaffelt. Ein Tagesticket für einen Spieltag ohne deutsche Beteiligung kostet 27,50 Euro, ein Ticket, das für die gesamte WM gilt, kostet 390 Euro.
Auch Spiele ohne deutsche Beteiligung werden übertragen
Je nach Zuschauerzahlen könnten bei Spielen mit deutscher Beteiligung wieder etwa drei Stunden vor Anpfiff der Erlbruch und zwei Stunden vorher der Kaiserwall rund um den Rathausplatz für den Verkehr gesperrt werden.
Bei der Europameisterschaft 2012 war das mehrmals nötig geworden. Der Veranstalter Henning Prinz glaubt allerdings, dass sich die Zuschauerzahlen dieses Mal vor allem bei Spielen ohne deutsche Beteiligung in Grenzen halten werden - wegen der späten Anpfiffzeiten. Dennoch will Prinz die Spiele auf dem Rathausplatz übertragen.
In vielen Städten keine Großveranstaltungen
Vor allem in vielen kleineren Ruhrgebiets-Städten sind bislang noch keine Public Viewing-Veranstaltungen angemeldet worden. Die Stadt Witten etwa verzichtet seit 2008 auf das Public Viewing auf dem Rathausplatz.
Das Jugend- und Kulturzentrum Werkstadt an der Mannesmannstraße wird zumindest alle Spiele mit deutscher Beteiligung übertragen. Am 18. Juni plant der Jugendtreff eine WM-Spezial-Pott-Party. Das Jugendschutzproblem bei späten Anstoßzeiten lösen die Veranstalter mit Pädagogen vor Ort. Denn dann muss, laut Pressestelle, kein Erziehungsberechtigter mit zum Rudelgucken in die Werkstadt. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen dank der Pädagogen vor Ort bis 24 Uhr bleiben.
Auch in Castrop-Rauxel sind bislang noch keine Anmeldungen zum Public Viewing eingegangen. Die Stadt selbst verzichtet wegen der schlechten Erfahrungen während der EM 2012 auf eine Großveranstaltung. Bei dem damaligen Rudelgucken in der Europahalle mit bis zu 3200 Fans kam es zu mehreren Schlägereien. Der Veranstalter hatte das Sicherheitspersonal aufstocken müssen. „Es bestand hohes Gewaltpotential, das uns überrascht und überfordert hat“, so Hallenchef Klaus Breuer. Dieses Jahr will man in den Hallen ganz verzichten. "Es gibt bei uns für so etwas kaum noch Sponsoren", so Breuer.
Bottrop verzichtet aus finanziellen Gründen
Die Stadt Bottrop verzichtet aus finanziellen Gründen auf eine eigene Veranstaltung. Ein Problem sei, dass die Sicherheitsauflagen nach dem Unglück bei der Loveparade höher und kostspieliger geworden seien, so ein Sprecher. Allerdings hat bereits eine Agentur Interesse bekundet, die vor vier Jahren das Public Viewing auf dem Berliner Platz veranstaltet hat.
In Gelsenkirchen überlegen noch zwei Veranstalter, ob sie Public Viewing bei der Stadt anmelden wollen. Die Stadt selbst will auch Public Viewing anbieten, doch Genaueres erst verkünden, wenn es spruchreif ist.
In Velbert haben sich zwei Veranstalter beim Ordnungsamt gemeldet: am 21. Juni will die KG Zylinderköpp bei der Sonnenwendfeier das Spiel Deutschland-Ghana auf dem Kirchplatz in Velbert-Tönisheide zeigen. Von 24. Juni bis zum Finale am 13. Juli will die KVV GmbH Spiele im Rahmen des Open Air Kinos auf der Vorburg Schloß Hardenberg in Neviges zeigen.