Hamburg. . ARD und ZDF setzen bei ihren Top-Personalien für die Berichterstattung von der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien Zeichen: Sie wollen die neue deutsche Lockerheit. Etwas weniger Weihrauch könnte der Fußball gebrauchen – und etwas mehr Respektlosigkeit.

Zwei Personalien, eine Richtung: ARD und ZDF setzen bei der Moderation des Weltmeisterschaftskicks in Brasilien auf die neue deutsche Lockerheit. Matthias Opdenhövel und Oliver Welke sollen’s richten. Die beiden verbindet mehr, als es auf den ersten Blick scheint.

Die ARD präsentierte am Donnerstag in Hamburg ihre Neuaufstellung. Damit endet – wie im Zweiten – eine Ära. Die ARD verbannt mit Gerhard Delling einen Mann ins Quartier der Nationalelf, der, bei aller Expertise, so dröge wirkte wie ein Knäckebrot. Delling trifft auf eine Kollegin, die ebenfalls zuvor Nationalspiele moderiert hatte: Katrin Müller-Hohenstein. Allerdings brilliert die Mainzelfrau, anders als der seriöse Delling, vor allem beim verbalen Flachpass.

Oliver Welke, Moderator der
Oliver Welke, Moderator der "heute-show" im ZDF, wird für das Zweite durch die Fußball-WM führen. (Foto: ZDF/Weber)

Anders Opdenhövel und Welke. Die beiden Ostwestfalen – der ARD-Mann stammt aus Detmold, sein ZDF-Pendant aus Bielefeld – verbinden Kompetenz mit fein dosierter Frechheit. Opdenhövel stammt aus der Talentschmiede von 1Live. Dort lernte der 43-Jährige temporeiche Moderation, die zum guten Teil von spontaner Frotzelei lebt. Das kam ihm als Sidekick von Stefan Raab bei ProSieben zu gute. Zugleich perfektionierte sich Opdenhövel im Umgang mit der Kamera. Sein Weggang zur ARD hinterließ in Raabs Team eine Lücke, die bis heute nicht geschlossen ist.

Beim Ersten hat der Schlaks zwar bei den Shows nicht alle Erwartungen erfüllt, aber bei der „Sportschau“ erwies sich der süffisant lächelnde Brillenträger als Verstärkung. Dass der Sport-Klassiker gut beim jungen Publikum punktet, geht zum Teil auch auf Opdenhövels Konto.

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Welke arbeitete sich ähnlich hoch. Zwar fällt der 47-Jährige mit seinem Allerweltsgesicht in Fußgängerzonen nicht weiter auf, dafür legte er vor der Kamera eine bemerkenswerte Karriere hin. Er hat nämlich Qualitäten, die ihn vom Durchschnittsmoderator unterscheiden: Er denkt schnell, er ist wendig, und er ist witzig.

Welke liebt den pointierten Dialog

Sein Talent zum pointierten Dialog – gern vor Live-Kulisse – trainierte er in 14 langen Jahren konsequent. Gemeinsam mit Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka schrieb er das Drehbuch zu der Edgar-Wallace-Hommage „Der Wixxer“, gehörte zum Team von Rudi Carrells satirischem Wochenrückblick „7 Tage – 7 Köpfe“. Sein Meisterstück aber machte Welke mit der „heute-show“. Das unter anderem mit dem Grimme-Preis bedachte ZDF-Format war etwas Neues in der Anstalt: ein Mix aus Kabarett und Comedy. Bei seiner Vorliebe für die Abteilung Lustig geht gelegentlich unter, dass Welke viel vom Fußball versteht. Deswegen durfte er schon in den 90ern bei Sat.1 ran.

So gesehen, ist die Neuaufstellung von ARD und ZDF für Fans ein Versprechen: mehr Respektlosigkeit, weniger Schönrederei.