Essen. . Kein Sitz in Rat oder Bezirksvertretung: Für das Migrantenbündnis AED ist das Wahlergebnis eher dürftig. Die Enttäuschung hält sich dennoch in Grenzen.
Der Plan, sich selbst überflüssig zu machen, er scheiterte vorzeitig: Mit weniger als 800 Stimmen aus 19 der 41 kommunalen Wahlbezirke ist die „Allianz Essener Demokraten“ (AED) weder im Rat der Stadt noch in irgendeiner Bezirksvertretung anzutreffen.
Von dem Ruck, den sich das Bündnis aus Migranten verschiedener Herkunftsländer durch einen Einzug ins Rathaus versprochen hatte, wird in der politischen Landschaft erst einmal nichts zu spüren sein. Was der AED nach der Kommunalwahl bleibt, ist allenfalls eine mehr oder minder tragende Rolle im neuen Integrationsrat, der ebenfalls am Wochenende gewählt wurde. Heute wird ausgezählt und Muhammet Balaban, AED-Spitzenkandidat, genauer analysieren können, woran der Einzug ins Rathaus letztlich scheiterte. „Woran es lag, wissen wir nicht“, sagte der Vorsitzende des früheren Integrationsbeirats gestern in einer ersten Reaktion.
Ein bisschen erleichtert
Allzu viel Enttäuschung schwingt in diesen wenigen Worten nicht mit. Nein, es klingt eher ein bisschen erleichtert. Nach einem Blick auf den neuen rechten Rats-Rand scheint Balaban gar nicht so unfroh zu sein, eine direkte Konfrontation mit Rechtspopulisten und Neonazi nun nicht fürchten zu müssen: „Braun, das macht uns Sorge. Doch wir wollen nicht die ganze Arbeit für die demokratischen Parteien machen. Das sollen die lieber selber regeln“, sagt er. Und: „Der Wähler will uns wahrscheinlich lieber noch etwas im Integrationsrat haben. Da haben wir gut zusammen gearbeitet.“
Wenig Stimmen, viel Erfahrung
Wenigstens einen oder mehrere Sitze in den Bezirksvertretungen hatte Azzadine Karioh, der Mann hinter Balaban, sich dennoch erhofft. Doch selbst daraus wurde nichts. „Wir hätten vielleicht mehr auf die Möglichkeiten der Briefwahl aufmerksam machen sollen“, sagt der Sprecher der AED, die eher darauf gesetzt hatte, ihr Klientel in die Wahllokale bewegen zu können, weil die formalen Hürden im Wahlamt zu hoch erschienen. Der Gang der Migranten zur Urne, so Balaban, „sollte aber auch öffentlich wahrgenommen werden.“ Im Nachhinein war diese Strategie aus Sicht der AED vielleicht genau so ein Fehler wie mangels Unterstützer-Unterschriften in nur 19 Kommunalwahlbezirken angetreten zu sein. Am Interesse potenzieller Wähler scheiterte die Mission Minderheit im Rat wohl weniger, meint Karioh: „Wir hatten Anrufe aus dem Süden der Stadt, warum die AED nicht auf dem Wahlzettel zu finden sei.“
Wo am Ende die Stimmen fehlten, sammelte man in den vergangenen Wochen jede Menge Erfahrung. Schon deshalb mag Muhammet Balaban nicht aufstecken: „Wir machen weiter.“