Essen. Die Essener SPD hat zwar bei der Kommunalwahl 3,5 Prozent verloren, bleibt aber stärkste Fraktion im Stadtrat. Fast hätte man noch den Fraktionsvorsitzenden verloren. Über Rainer Marschans Schicksal entscheiden nur 200 Stimmen.

3,5 Prozent verloren, aber die stärkste Fraktion im Rat geblieben: Für SPD-Chef Dieter Hilser ist es ein zweischneidiges Wahlergebnis. Essens Sozialdemokraten haben verloren, und doch haben sie die Wahl gewonnen. Das Viererbündnis im Rat der Stadt, von dem die SPD sich hatte zuweilen vorführen lassen müssen, ist Geschichte. Hilser erwähnt es mit Genugtuung in der Stimme. „Die SPD kann auf dieses Ergebnis – mit Einschränkungen – durchaus stolz sein“, ruft er den verbliebenen Wahlkämpfern in Raum R.220 zu, wo viele Plätze bereits verwaist sind. 31 Sitze im Rat hat die SPD eingefahren. „Schönebeck verloren, Huttrop und Steele gewonnen“, sagt Hilser. Das kann sich sehen lassen. Neben dem Parteichef steht der sichtlich angeschlagene Fraktionsvorsitzende. Für Rainer Marschan sollte der Wahlabend zum Ritt auf der Rasierklinge werden. Fast sah es so aus, als sollte er im neuen Rat gar nicht mehr vertreten sein. Am Ende gewinnt Marschan seinen Borbecker Wahlkreis mit gut 200 Stimmen Vorsprung. Puuh, das war knapp. „Danke an alle für diesen engagierten Wahlkampf“, sagt Marschan in die Runde.

„Wir brauchen eine Prozenthürde bei der Kommunalwahl“

„Wir werden Sondierungsgespräche aufnehmen und gucken, mit wem was möglich ist“, kündigt Hilser an. Gemeint sind die demokratischen Parteien im Rat. Dass die Rechten zwei Einzelvertreter stellen, stößt Hilser und seinen Parteifreunden übel auf. „Das tut der Community nicht gut“, ruft Hilser und fügt an: „Wir brauchen eine Prozenthürde bei der Kommunalwahl.“

Kommunalwahl und Europawahl in Essen

1/110

Mit CDU und Grünen wird die SPD reden. Auch mit den Linken? „Wir sollten mit allen demokratischen Parteien sprechen“, sagt der stellvertretende Parteivorsitzende, NRW-Justizminister Thomas Kutschaty. „Die Linke gehört für mich dazu.“