Essen. Das neue Freibad in Essen-Dellwig ist in die Saison gestartet – und die Besucher sind begeistert. Auch die kleinere Wasserfläche scheint die Badegäste nicht zu stören. 2,5 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. Dafür ist das Bad behindertengerechter geworden.
„Viele hatten die Befürchtung, dass aus dem Freibad Hesse nach dem Umbau nichts mehr Richtiges wird. Die meisten unserer Besucher sagen aber jetzt: Prima, das ist unser neues altes Freibad.“ Als Betriebsleiter des frisch sanierten und seit einigen Tagen geöffneten Dellwiger Freibades könnte man Sven Prochnow eine gewisses Maß an Parteilichkeit und Eigenwerbung unterstellen. Hört man sich aber an diesem sonnigen Tag in Essen unter den rund 750 Gästen um muss man feststellen: Der Mann hat Recht.
„Das ist total klasse geworden. Früher war das Bad schon ein bisschen heruntergekommen und nun sieht es aus wie ein neues Schwimmbad“, lobt Laura Gebhardt (18). Freundin Alina Falkenberg (18) ergänzt: „Früher war es hier ganz okay, heute ist alles viel sauberer und ordentlicher.“
Charakter des Traditionsbades wurde erhalten
Stimmen wie diese gibt es viele, auf der neuen Liegewiese hinter dem Nichtschwimmerbecken, auf dem neuen Sonnendeck am Schwimmerbecken, oder auf dem weitläufigen Grün vis-à-vis des Sport- und Gesundheitszentrums, das noch den Charme vergangener Zeiten versprüht – und das ist keineswegs negativ gemeint. Die Planer haben es geschafft, den Charakter des Traditionsbades zu erhalten und gleichzeitig nahezu den kompletten Bereich rund um die Becken zu modernisieren.
2,5 Millionen Euro hat das Ganze gekostet. Man muss feststellen: Das Geld ist gut angelegt. Mit dem alten Sprungturm, der steht jetzt etwas bizarr auf einer Liegewiese, konnte man sogar ein Wahrzeichen erhalten, das mit seinen Stahlstreben noch die industrielle Vergangenheit des Umfeldes atmet.
Weniger Wasserfläche – das stört die Besucher nicht
Auch die „geschrumpfte Gegenwart“, 1262 Quadratmeter Wasserfläche im Gegensatz zu früher satten 3140 Quadratmetern – und das Schwimmerbecken ist mit 25 Metern nur noch halb so lang –, stört selbst die Bahnenzieher nicht. „Ich komme seit 20 Jahren her. Die neue Länge reicht absolut aus“, stellt Besucher Andree Golz (49) fest.
Eva-Maria Ziplies (50) sitzt derweil am Rand des Nichtschwimmerbeckens, das zwar mit knapp 21 Grad nicht gerade Badewannentemperatur hat, durch die neue Verrohrung aber immerhin etwas Wärme vom Schwimmerbecken abbekommt. „Ich bin mit meiner dreijährigen Enkelin Kiara hier und muss sagen, dass das für die kleinen Kinder schon sehr schön ist“, kommentiert sie. Eine neue Rutsche ist der Renner, außerdem lockt noch ein Spielplatz mit frischem Sand vor dem alten Bootshaus des Betreibervereins Ruwa Dellwig e.V. .
Bis sich die Wiedereröffnung nach einem Sommer Pause herumgesprochen hat, wird es sicherlich noch ein wenig dauern. Doch in den ersten Tagen zeigt die Besucherkurve nach oben. Betriebsleiter Sven Prochnow: „Wir hoffen natürlich, dass das den ganzen Sommer so sein wird.“ Schließlich hat der Norden eine neues Freibad – fast.
Für Gehbehinderte ist das neue Freibad Hesse ein Quantensprung
Keine Kanten, Hindernisse oder schwer überwindbare Stufen und hinderliche Vertiefungen an den Duschen neben den Becken: Für gehbehinderte Menschen ist das neue Freibad Hesse ein Quantensprung nach vorne. Das bestätigt auch Besucher Hermann Vollmer (65): „Ich hatte mit meinem Spitzklumpfuß früher einige Schwierigkeiten hier. Jetzt ist es ebenerdig und sehr gut gemacht“, lobt der Borbecker: „Wir können froh sein, dass die Stadt aus dem Bad noch einmal etwas gemacht hat.“ Eine Kritik hat Vollmer jedoch: „Nur eine Dusche am Nichtschwimmer verleitet viele, einfach so ins Wasser zu gehen.“
Weniger Probleme mit der Hygiene, dafür aber „ein bisschen mit der Ruhe“ haben Sabine Schäfer (44) und Tochter Dana (11). „Das Bad ist sehr schön, ein bisschen Musik würde aber nicht schaden“, sagt die Mutter. Ein wenig leise rieselnder Sound an einer der drei Wiesen würden sich die Beiden wünschen.
Silvia Schnurbusch (38) weist auf weitere Nutzungsmöglichkeiten für die Anlage hin: „Für Jugendliche gibt es im Umfeld fast nichts. Veranstaltungen am Abend – natürlich ohne Alkohol – könnten auch Geld in die Kasse bringen.“
Zehn Euro kostet der Strandkorb täglich
Die Betreiber des Freibades Hesse, der Verein Ruwa Dellwig, hat zum Neustart auch an Details gefeilt. Zehn Strandkörbe, sie kann man reservieren und für zehn Euro täglich mieten, hat man angeschafft. Außerdem hängt jetzt auf der großen Liegewiese gegenüber des Sport- und Gesundheitszentrums ein Beachvolleyball-Netz. Zusätzlich wurde schon der erste Sand am Rand der neuen Liegewiese aufgeschüttet, aus dem in Zukunft ein kleiner Strand werden soll.
Natürlich hat man vor Ort auch noch Träume. „Wir würden gerne noch ein Kinderplanschbecken aus Edelstahl aufstellen“, sagt Betriebsleiter Sven Prochnow. Das wünschen sich auch einige Eltern, das Nichtschwimmerbecken wird bis zu einem Meter tief, da müssen sie die Sprösslinge im Auge behalten. Mit 150 000 Euro Kosten müsse man, so Prochnow, jedoch schon rechnen. Keine Bauchschmerzen bereiten Umkleiden, WC’s und Duschen. Die sind vor einigen Jahren noch komplett erneuert worden.