Essen. . Das Freibad Hesse im Essener Stadtteil Dellwig ist wiedereröffnet. Am Dienstag wurde es offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Das freut jene, die das Aus des Freibades befürchtet hatten. Im vorherigen Kommunalwahlkampf war das Bad zum Politikum geworden.

Nach anderthalb Jahren hat Angela Hobert endlich wieder einen Fuß ins Freibad Hesse setzen können – ein emotionaler Moment für die 64-Jährige. „Immerhin bin ich hier groß geworden“, sagt sie. Ihren ersten Freund habe sie hier kennengelernt – und auch ihr jetziger Mann habe hier lange als Wasserballtrainer gearbeitet. „Logisch, dass ich da immer am Beckenrand gestanden habe“, lacht sie.

Fast wäre ihr das Lachen vergangen, denn dem Bad drohte das Aus. Doch der viel zitierte „Bäderkompromiss“ rettete die Dellwiger Einrichtung – und nachdem Oberbürgermeister Reinhard Paß, der 2009 mit dem Slogan „Hesse muss bleiben“ in den Wahlkampf zog, am Dienstag das Bad nach der Renovierungsphase offiziell wieder der Öffentlichkeit übergeben hat, kann sie endlich wieder am Beckenrand stehen.

Ins Nass hat sie sich nicht getraut – wie keiner der Gäste, die am Nachmittag der Zeremonie beiwohnen. Dafür ist das Becken noch viel zu kalt: „Die Heizung stellen wir erst am Donnerstag an“, betont Badbetriebsleiter Sven Prochnow. „Momentan sollten wir eine Wassertemperatur von 15 Grad haben.“

Satte drei Grad kälter war es wohl vor einigen Tagen, als sich Rettungsschwimmer Jan Heiser ins Wasser testweise gewagt hat. „Kalt“, war es, lacht er. Vielleicht ist dies der Grund, warum er heute, bei diesem offiziellen Anlass, auf diese Erfahrung verzichtet. Zugeben will der 19-Jährige das aber nicht: „ Ich habe keine Badehose dabei“, lautet seine Ausrede. Dabei hat extra die Sonne kurz zur Übergabe vorbeigeschaut und die Regenwolken verscheucht – doch es hilft nichts: Die einzigen, die an diesem Nachmittag mit dem Wasser im Schwimmbecken in Berührung kommen, sind die Wasserbälle und Schwimmreifen, die Jan Heiser und einige Helfer hineinwerfen, damit es nicht ganz so leer wirkt.

„Wir haben überlegt, ob wir das Bad jetzt schon freigeben, aber uns wegen der ungünstigen Wetterprognose dagegen entschieden“, so Jens Prochnow. „Stattdessen nutzen wir jetzt die Zeit bis zum großen Eröffnungsfest am Samstag, um dem Bad den letzten Schliff zu geben.“

So ist auch Inge Dorchholz ohne Schwimmkleidung gekommen. – noch. „Ich freue mich schon darauf, dass es wieder losgeht“, sagt die 74-Jährige, die „gleich gegenüber“ wohnt. „Ich bin regelmäßig mit meinen Enkelkindern aus Bottrop hier“, berichtet die 74-Jährige. „Da ist es besonders schön, dass endlich das Nichtschwimmerbecken beheizt wird. Früher war das ein wenig grenzwertig.“ „Schön“ sei Hesse nach der Renovierung geworden, sagt sie und blickt auf die Strandkörbe – wenngleich das Nichtschwimmerbecken „zu klein geraten ist“, findet sie. Aber Hauptsache, das Bad ist gerettet: „Es wäre ein Verlust für den ganzen Stadtteil gewesen“, ist sie sich sicher. So jedoch ist ein Stück Heimat erhalten geblieben.