Essen-Dellwig. Sven Prochnow war mal ein Bademeister ohne Schwimmbecken. Jetzt hat er wieder richtig viel zu tun und ist mit Freude bei der Arbeit.

Als Sven Prochnow vor dreieinhalb Jahren – mit gerade 29 Jahren – das Angebot bekam, Badleiter zu werden, sah er darin die Chance seines Lebens: Der Fachangestellte für städtische Bäderbetriebe wusste: „Da muss ich zugreifen.“ Auch wenn es sich um das Freibad Hesse handelte: damals ein Bad mit ungewisser Zukunft.

„Man hat mir klar gesagt, es wäre erst einmal für ein Jahr – und was danach passiert, sei unklar“, erinnert sich Prochnow. Heute weiß man: Es gab zwei Sommersaisons, in denen der „Bademeister“ ohne geöffnete Wirkungsstätte dastand, denn nachdem die Politik sich zum Bäderkompromiss zusammengerauft hatte, stand zwar die Rettung des Dellwiger Freibads fest. Doch es wurden auch massive Renovierungen und Veränderungen beschlossen, die die Schließung des Bads erforderten – erst für eine Saison, dann für eine weitere.

Ans Freibad Kettwig ausgeliehen

Was macht ein Badbetriebsleiter, wenn er nichts zum Überwachen hat? Eine Zeitlang wurde er von der Stadt ans Freibad Kettwig ausgeliehen. Die meiste Zeit blieb er seiner Dellwiger Wirkungsstätte treu. „Ich habe die Baumaßnahmen mitbetreut“, berichtet Prochnow, der sich bei den städtischen Sport- und Bäderbetrieben ausbilden ließ. Dabei habe er eigene Ideen eingebracht: „Die Strandkörbe habe ich angeregt“, sagt er stolz. Dasselbe gelte für den Hang hinter dem Schwimmerbecken, der das Areal jetzt optisch auflockert.

Apropos Schwimmerbecken: Natürlich ist es ein Wermutstropfen, dass dieses im Zuge des Kompromisses auf die Hälfte reduziert worden ist, um Betriebskosten zu sparen. „In den 15 Spitzentagen, die im Jahr zu erwarten sind, wird es ziemlich voll werden“, prophezeit Prochnow. „Aber das war vorher ja nicht anders.“ Und so fasst er zusammen: „Der Ruwa-Vorstand und ich sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

"Eine richtige Patchwork-Familie"

Zufrieden ist Prochnow, der seinen Meister macht, froh, dass seine Lebensgefährtin ebenfalls im Bad an der Kasse arbeitet. „Das ist schön, weil wir uns so öfter sehen“, sagt er. „Wir sind eine richtige Patchwork-Familie“, berichtet er weiter und deutet auch die Jungs und Mädchen, die vor dem Becken spielen: „Das sind die drei Kinder meiner Freundin“, sagt er. Er selbst bringt einen Sohn in die Familie, deren Sprösslinge wohl auch nicht allzu traurig sein dürften, dass ihre Eltern in einem Freibad arbeiten.

Zu Sven Prochnows Familie gehört auch – wie der Nachname bereits vermuten lässt – der bekannte Schauspieler Jürgen Prochnow. „Wir sind über Ecken miteinander verwandt“, lacht der sportliche 31-Jährige, „aber ich kenne ihn nicht – auf Familienfeiern taucht er nicht auf.“