Essen. . Vier Jahre nach dem „Still-Leben“ wird die Autobahn A40 erneut zum Ausstellungsort. Zwischen 14. Juni und 9. September sind nahe der Autobahnauffahrt Essen-Frillendorf Installationen von drei Künstlern zu sehen. Viele davon laden zum Mitmachen, Anfassen und „Drüberfahren“ ein. Ein Gespräch mit Kurator Markus Ambach.

Nein, diesmal könnten keine Menschen auf der Autobahn spazieren, aber trotzdem werde die A40 erneut zu einem Gesamtkunstwerk, verspricht Markus Ambach. Der Düsseldorfer ist Initiator und Kurator der Ausstellung „Die Schönheit der großen Straße“, einem Projekt, indem Frillendorf eine große Rolle spielt. Vom 14. Juni bis zum 9. September werden nahe der Autobahnauffahrt Frillendorf und rund um den Frillendorfer Platz mehrere Installationen zu sehen sein. Viele davon laden zum Mitmachen, Anfassen und „Drüberfahren“ ein. Finanziert wird das Projekt durch Urbane Künste Ruhr – der Nachfolgeorganisation von Ruhr 2010.

Aufbauend auf dem „Still-Leben“ aus dem Kulturhauptstadtjahr, wendet sich das neue Projekt an die Menschen, die im Umfeld der Autobahn leben oder diese täglich befahren. Markus Ambach will der Frage nachgehen, wie sich Anwohner organisieren, deren Räume durch bauliche Eingriffe stark verändert wurden. Lag der Frillendorfer Platz in den 1950er Jahren noch an einer Landstraße, verläuft nun die Autobahn unmittelbar entlang der Wohnhäuser. Abschnittsweise passieren täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge die A40. Damit zählt der Ruhrschnellweg zu den meistfrequentierten Straßen Deutschlands.

Kontrast zu verkehrsberuhigten Zonen

„An einigen Stellen dürfte man rechtlich gesehen gar nicht wohnen“, erklärt Ambach. „Es gibt links und rechts von Autobahnen eine Anbauverbotszone von jeweils 40 Metern.“ In Frillendorf und an vielen anderen Orten im Ruhrgebiet leben aber rund 100.000 Menschen in genau diesem Bereich. In Frillendorf ist dies besonders deutlich. Das Kunstwerk „Fixstern“ (ein Teil davon ist links im Bild zu sehen) soll daher mit den zur Autobahn gerichteten Fassaden spielen – insbesondere auch im Kontrast zu den verkehrsberuhigten Zonen dahinter.

Der Kurator sagt, er sei sogar etwas überrascht gewesen, dass er auf der Rückseite der Häuser fast dörfliche Strukturen angetroffen habe. „Ich bin das Gelände abgelaufen und hab’ die Anwohner einfach vor ihrer Haustür angesprochen,“ erzählt Ambach. Auf diese Weise habe sich auch die Zusammenarbeit mit einem Hausbesitzer entwickelt, der Ambach seine Fassade zur Verfügung stellt. „Das Haus ist nicht ganz zufällig ausgewählt,“ so Ambach. Nur drei Häuser weiter stehe ein Haus, das während Fußballmeisterschaften stets sehr bunt geschmückt sei. „Ein regelrechtes Fußballhaus ist das, voll mit Deutschlandfahnen und anderen DFB-Accessoires.“

Drei Künstler arbeiten an Skulpturen und Illustrationen

Bei seinem neuen Projekt geht es Ambach vor allem um eine Mischung aus alltäglicher und moderner Kunst. „Mich interessiert das Nebeneinander von Anwohnern und Autofahrern“, sagt Ambach, der viele Jahre an der Berliner Universität der Künste gelehrt hat und bereits seit neun Jahren am Gesamtprojekt arbeitet.

Auf der Hombrucher Straße und unterhalb der Fußgängerbrücke zur Frillendorfer Höhe wird ein weiteres Kunstwerk zu sehen sein. Mit Leni Hoffmann, Manuel Franke und Jakob Kolding arbeiten insgesamt drei Künstler an den Skulpturen und Installationen. „Klitschko W & Klitschko V“ entsteht da, wo die Autobahn den Stadtteil einst in zwei Teile zerschnitten hat. „Es soll gezeigt werden, wie die Bürger die Räume zwischen den Häusern und der Straße nutzen“. erklärt der Kurator. Das Gelände soll zu einem sozialen Ort werden, an dem jeder seine Spuren hinterlassen kann. Autofahrer können ihre Reifenspuren in Knete verewigen. Ein paar Meter weiter stehen lebensgroße Pappfiguren, die Fußball spielen, Musik hören oder auf den Bus warten. Sogar ein Tiger wird zu sehen sein.