Essen.

Wenn Marian Witte an seinen Start als Ruhr-Volunteer denkt, dann gerät er noch heute ins Schwärmen: „2010 war der beste Sommer meines Lebens, den ich komplett auf den Ruhratollen im Baldeneysee verbracht habe“, erzählt der 33-Jährige. Arbeitslos war er, als er sich für den Freiwilligendienst zum Kulturhauptstadtjahr gemeldet hatte. „Ich wusste nicht so recht, was auf mich zukommt, aber als Ruhrgebietsmensch wollte ich Vorurteile abbauen und meine Heimat den Besuchern nahebringen“, so der Essener, dessen Vater auf Zollverein und Zeche Nordstern eingefahren ist, wie er stolz betont.

„Ich gehöre einfach dazu“

Dass er auch nach dem Ende des Kulturhauptstadtjahres Ruhr Volunteer geblieben ist, ist für Witte, der inzwischen in Frankfurt einen neuen Job gefunden hat, selbstverständlich. „Ich gehöre einfach dazu. Nicht nur, weil sich viele Freundschaften in dieser Zeit gebildet haben, sondern weil ich so auch die Verbindung zum Ruhrgebiet halte,“ nennt der Immobilienkaufmann den Hauptgrund für viele ehrenamtliche Helfer, auch nach 2010 weiterzumachen. Knapp 60 von ihnen haben sich inzwischen in einem Verein organisiert. „Wenn ich die Anfragen sehe, dann könnten wir noch viel mehr gebrauchen“, sagt deren Vorsitzende Martina David und spricht von über 200 Projekten, die im Jahr von ihrem Verein betreut werden. Darunter das Detroit-Projekt in Bochum, die Extraschicht, das Kulturpfadfest, Konzerte in der Jahrhunderthalle und im Maschinenhaus, Ausstellungen auf Zollverein, und, und, und.

„Wer jetzt denkt, wir stehen einfach nur rum wie ein Sicherheitsdienst, der täuscht sich“, fügt Jürgen Raudczus hinzu, „wir werden oft in ein Projekt miteinbezogen, kommen mit den Machern und den Besuchern ins Gespräch“. Geschichten erzählen übers Ruhrgebiet und die Stadt – das ist schon lange die Leidenschaft des 57-jährigen Borbeckers, dessen Einstieg als Ruhr-Volunteer mit den Schachtzeichen begann. Über diesen Einsatz hat er seine Passion zur Profession gemacht und sich zum Gästeführer ausbilden lassen. Nebenbei führt er noch ehrenamtlich durchs Haus der Essener Geschichte: „Ich bin eben durch und durch ein Vollblut-Ruhri“, sagt Jürgen Raudczus schmunzelnd.

„Alle Ruhr-Volunteers eint die Liebe zur Heimat“, fügt Martina David hinzu. Und nennt noch einen guten Grund für den freiwilligen Einsatz: „Man lernt neue Orte und Menschen kennen, lässt sich auf kulturell spannende Kunstprojekte ein und erweitert so seinen Horizont.“ Martina David verbindet noch eine ganz persönliche Geschichte mit den Ruhr-Volunteers: Hier hat sie die Liebe ihres Lebens getroffen. Und geheiratet.

Die Ruhr Volunteers suchen kulturbegeisterte Menschen jeglichen Alters - vom Schüler bis zum Rentner. Vor jedem Einsatz werden die Freiwilligen umfassend geschult. Die Veranstaltungen finden im ganzen Ruhrgebiet statt. Wer Interesse hat, kann sich am monatlich stattfindenden Stammtisch informieren: jeweils am dritten Freitag im Monat ab 18.30 Uhr im Unperfekthaus, Friedrich-Ebert-Str. 18. Info: www.ruhrVOLUNTEERs.de oder 02381-88 87 928.