Essen. . Der Essener Handwerkerschaft fehlen qualifizierte Nachwuchskräfte. Die Lehrstellenbörse am 16. Mai soll Bewerber und Betriebe zusammen bringen. Auch anderen Essener Betrieben mangelt es an Nachwuchs.
Noch hinken sie ihrem Jahresziel kräftig hinterher. Die große Hoffnung setzt die Kreishandwerkerschaft Essen in ihre alljährliche Lehrstellenbörse, zu der sie am kommenden Freitag interessierte Jugendliche einlädt. Die war im vergangenen Jahr mit weniger als 150 Besuchern für Hauptgeschäftsführer Ulrich Meier „eine große Enttäuschung“.
Mit jedem Jahr werde es schwieriger, geeignete Nachwuchskräfte zu finden, erklärt Meier. Ein Großteil der jungen Leute besuche das Gymnasium und entwische ihnen von da aus direkt zur Uni. Wieder andere gingen ihnen auf dem Weg zum Berufskolleg durchs Netz und insgesamt wachse die Zahl derer, die nach der Schule einfach noch nicht fit genug für die Ausbildung seien. 25 Prozent lägen sie momentan noch unter dem Schnitt der zu diesem Zeitpunkt im vergangenen Jahr bereits abgeschlossenen Ausbildungsverträge, erklärt Meier.
150 Lehrstellen warten auf Bewerber
Nach derzeitigem Stand warten knapp 150 freie Lehrstellen auf Bewerber. 2013 konnten 828 junge Menschen in eine handwerkliche Berufsausbildung vermittelt werden. An der Spitze der freien Lehrstellen stehen in diesem Jahr die Berufe Maler und Lackierer, Elektroniker und Anlagemechaniker, Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik.
Die Lehrstellenbörse im Haus des Handwerks bietet interessierten Jugendlichen die Chance, unverbindlich in Handwerksberufe hineinzuschnuppern oder sogar konkrete Kontakte zu Betrieben zu knüpfen. Vor Ort bietet die Agentur für Arbeit individuelle Berufsberatung, Vertreter der Innungen stellen die einzelnen Handwerke vor. Ganz praktisch wird’s bei Besuchen in den Werkstätten, zu denen Ausbilder und Azubis die Jugendlichen einladen.
Ausreichend qualifizierte Schulabgänger fehlen
In ganz Essen warten derzeit 1.680 Lehrstellen auf passende Bewerber. 1.800 Jugendliche sind auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Doch auch wenn Torsten Withake von der Essener Agentur für Arbeit im Vergleich zum Vorjahr „ein leichtes Plus“ bei den Lehrstellen verspricht, wird das Zahlenspiel nicht ansatzweise aufgehen.
Denn nicht nur das Handwerk, sondern auch die restlichen Essener Betriebe haben trotz Überschusses von gut 100 Bewerbern zunehmend Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Schulabgänger für ihre Lehrstellen zu finden. Dabei müssten eigentlich noch mehr Ausbildungsplätze bereitgestellt und besetzt werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Zusatzangebote für geringqualifizierte Jugendliche
Einig sind sich Agentur für Arbeit und Kreishandwerkerschaft darin, dass den gering qualifizierten Jugendlichen Zusatzangebote eröffnet werden müssten, um sie ausbildungsfähig zu machen. Doch wer’s bezahlen soll, da scheiden sich die Geister. „Für die Ausbildung der Fachkräfte ist selbstverständlich die Wirtschaft zuständig“, erklärt Torsten Withake: „Der Staat kann keine Aufgabe übernehmen, die ureigens den Unternehmen zufällt.“ Ulrich Meier von der Kreishandwerkerschaft setzt bei der Beurteilung anders an. „Die Wirtschaft kann nicht das auffangen, was vorher bei der Grundausbildung in der Schule schief gelaufen ist.“
Für Unternehmen müsse aber definitiv im Fokus stehen, sich für qualifizierte Jugendliche attraktiv zu machen. „Und die Aufstiegschancen sind kaum irgendwo so gut wie im Handwerk“, wirbt Torsten Withake für die Branche. Die fachlichen Anforderungen im Handwerk seien in den letzten Jahren so komplex geworden, dass man den Meister häufig schon dem Bachelor gleichstellen kann was Verdienst und Perspektive angeht. Auch der Weg zur dualen Ausbildung an der Fachhochschule sei den jungen Menschen offen, fügt Kreishandwerksmeister Gerd Peters hinzu. „Das Handwerk ist schon lange keine Sackgasse für die Karriere mehr“, so Torsten Withake.