Essen. . Experte Martin Rammensee vom Internetportal busliniensuche.de lobt den Busbahnhof Essen als Drehscheibe - „city2city“-Chef Roderick Donker van Heel bemängelt noch den fehlenden Service am Busbahnhof gegenüber dem Hauptbahnhof. Die Stadt kündigt an: Eine Toilette wird im Sommer gebaut.

Am Busbahnhof an der Freiheit geht’s nicht nur an Wochenenden zu wie im Taubenschlag. Allein schon die Farbenvielfalt der Busse verrät: Die Zahl der Anbieter wird immer größer und manchmal sogar verwirrender. Seitdem der deutsche Busreisemarkt liberalisiert ist, ist Essen zur Top-Adresse im immer dichter verknüpften Streckennetz aufgestiegen.

Martin Rammensee, Geschäftsführer des Internetportals busliniensuche.de, bestätigt Essens erfolgreiche Positionierung auf dem boomenden Markt: „Neben Berlin, Hamburg und München hat sich das Ruhrgebiet mit Essen an der Spitze zur Drehscheibe im deutschen Fernbusmarkt entwickelt.“

Sie sind gelb und grün, schneeweiß und blau-orange. Sie heißen: MeinFernbus, city2city, Flixbus, ADAC-Postbus und Berlin Linienbus - lauter Anbieter, die buchstäblich auf Essen abfahren. Allein die Übersichtsseite busliniensuche.de führt - mit dem Anspruch auf Vollständigkeit - aktuell 103 deutsche Städteziele auf, die von Essen aus angesteuert werden können: von „Cuxhaven, Duhnen, Hotel Seelust“ bis „Titisee, Badeparadies“ und dazwischen alle großen deutschen Städte wie Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Dresden, Frankfurt, Hannover etc. Zum Vergleich: Dortmund hat 89, Duisburg 32, Bochum 30, Oberhausen 13 und Hagen 8 nur Ziele. Rammensee: „Der Spitzenwert für Essen ist auch ein Indiz dafür, dass die Verantwortlichen in Essen erkannt haben, dass Fernbusse eine Chance für die Stadt sind und keine Bedrohung.“ Sein Credo: Fernbusse bringen Menschen in die Stadt und machen sie somit attraktiver.

FOM-Studie - 90 Prozent Zufriedenheit mit Fernbus

Der Fernbus ist für immer mehr Deutsche eine kostengünstige Alternative zu Bahn und Auto. So eine Umfrage der „FOM Hochschule Essen“.

90 Prozent der 500 Befragten gaben an, mit dem Fernbus zufrieden zu sein und ihn weiterempfehlen zu können. FOM-Professor Orhan Kocagöz empfiehlt: Die Anbieter müssen künftig verstärkt kooperieren, um Pkw- und Bahnfahrer zu überzeugen.

Neue Toilette geplant

Für den Anbieter „city2city“ zählt Essen zu den ersten Städten, die seit dem Firmenstart vor genau einem Jahr angesteuert werden. „Wir sind mit dem Standort Essen sehr zufrieden“, zieht Geschäftsführer Roderick Donker van Heel Bilanz. Zusammen mit Duisburg und Dortmund bilde Essen eine „zentrale Achse im Streckennetz“ und decke ein „riesiges Einzugsgebiet“ ab. Eine Achse, die demnächst noch kräftiger dreht. Donker van Heel: „Wir werden in Essen eine zweite Linie in Richtung Norden eröffnen.“

Woher stammen die neuen Fernbuskunden? Eine Befragung des IGES Instituts in Zusammenarbeit mit dem Vergleichs- und Buchungsportal „Fahrtenfuchs“ kommt zu dem Ergebnis, dass in erster Linie frühere Bahnkunden (44 Prozent) Fernbusse als neue und attraktive Reiseoption erachten.

Doch wo viel Licht in Essen, da auch so mancher Schatten. Donker van Heel vermisst an dem vor drei Jahren modernisierten Busbahnhof eine Toilette und ein Infozentrum samt Ticketverkauf. Zumindest das leidige Sanitär-Thema dürfte sich bald erledigt haben. „Noch vor den Sommerferien wird es den ersten Spatenstich für eine neue Toilette geben“, betont eine Stadtsprecherin und verweist auf den Beschluss des Bauausschusses.