Essen. . Verreisen mit dem Fernbus boomt. Die Ruhrgebiets-Metropole mausert sich zu einer Drehscheibe. Von Essen aus sind die meisten deutschen Metropolen erreichbar und weitere Fernbuslinien steuern die Stadt an. Nun erweist sich der Fernbusbahnhof als zu klein und Reisende klagen über fehlende Toiletten.

Thomas Schaffrath sitzt mit einem Rollkoffer im Wartehäuschen des Fernbusbahnhofs „An der Freiheit“ und ist guter Dinge. „Ich verreise zum ersten Mal mit einem Fernbus“, sagt der Maschinenbaustudent aus Aachen, der gerade sein Betriebspraktikum bei Thyssen-Krupp in Duisburg ableistet. Sein Ziel: Berlin; Familientreffen.

Es ist Freitagmittag um kurz nach 13 Uhr. Der giftgrüne Bus von „MeinFernbus“ rollt pünktlich vor. Busfahrer Peter Jansen öffnet die Türen zum Gepäckraum und schon verschwinden Rucksäcke, Koffer und Reisetaschen im Bauch seines 14 Meter langen Busses.

Schnell noch die Fahrkartenkontrolle und nach zehn Minuten hat er die gut ein Dutzend neuen Fahrgäste an Bord. Jansen fährt die Berlinstrecke jetzt schon seit fünf Monaten und frohlockt: „Vom ersten Tag an war der Bus voll.“

Boombranche Fernbus-Reisen

Reisen per Fernbus boomt. Seit Jahresbeginn liberalisiert ist er die preiswerte Alternative zur Bahn - und oft zuverlässiger als Mitfahrzentralen. „Mit der Bahn hätte ich hin und zurück 160 Euro bezahlt“, rechnet der Student vor. Im grünen Bus zahlt er nur 49 Euro. Seine Suche begann im Internet auf der Bahn-Homepage. „Zwei Klicks weiter landete ich beim Bus.“

Wo viel Licht, da ist bekanntlich auch viel Schatten. So auch in Essen. Je beliebter diese Drehscheibe, desto größer die Probleme am Fernbusbahnhof. Denn dieser wurde modernisiert, als die Fernbus-Reise noch nicht liberalisiert war. Und siehe da: Mit seinen zehn Haltebuchten stößt der Essener Bus-Stopp besonders zu Stoßzeiten am frühen Morgen längst an seine Grenzen.

Wenn dann zusätzlich zu den neuen innerdeutschen Fernbussen auch noch die Busse mit den klassischen Destinationen Polen und Kroatien, Frankreich und Belgien vorfahren, geht’s an der „Freiheit“ zu wie im Taubenschlag. „Der Essener Fernbusbahnhof ist katastrophal“, findet der „City-2-City“-Busfahrer.

Kollege Peter Jansen pflichtet ihm bei: „Er ist definitiv zu klein.“ Und ergänzt: „Schon die Einfahrt können Sie vergessen, sie ist ein viel zu enges Loch.“

Keine Toiletten am Busbahnhof

Damit nicht genug: Laut Hauptbahnhof-Wegweiser müsste es schon längst eine Toilette am Busbahnhof geben. Doch die suchen Reisende vergebens. „Ein Unding“, schüttelt Peter Jansen den Kopf.

Ältere Busreisende klagen ferner darüber, dass die „Freiheit“ nicht von Taxis angesteuert werden darf. „Wir würden gerne, dürfen aber nicht“, ärgert sich Taxifahrer Ibrahim Serpemen. Die Stadt bestätigt das Taxiverbot am Fernbusbahnhof. „Wenn so viele Busse ankommen, ist für Taxis eben kein Platz mehr“, sagt die Stadtsprecherin.