Essen. Auf dem Fernbusbahnhof in Essen gibt es keine Halteplätze für Taxifahrer - sehr zum Leidwesen vieler Senioren. Mit Tasche, Koffer und Rollator schaffen sie den Weg zum Taxistand am Hauptbahnhof alleine nicht. Doch die Stadt bleibt bei ihrer Regelung: Taxen dürfen die Spur auf dem Busbahnhof nicht befahren.
Margot Guttke war mit dem Reisebus auf dem Heimweg, als sie bereits in Bochum ein Taxi zum Fernbusbahnhof in Essen bestellte. Doch die Antwort am Telefon lautete: „Dort dürfen wir sie nicht abholen“. Die 84-Jährige musste also mit Rollator und Koffer auf die andere Seite zu den Taxen vor dem Hauptbahnhof. „Das ist für ältere Menschen schon mit Tasche und Koffer schwer, mit dem Rollator war es unmöglich“, sagt sie und hat kein Verständnis dafür, dass Taxen die Spur auf dem Busbahnhof nicht einmal befahren dürfen, um Gäste ein- oder aussteigen zu lassen. „Als ich Weihnachten zurück kam, ging das noch.“
„Es gibt zig Kollegen, die dort Knöllchen kassiert haben“, sagt Rolf Altenkamp, Geschäftsführer von Taxi Süd. Denn seit dem Neubau des Fernbusbahnhofes dürfen den ausschließlich Busse befahren. „Dabei gehören wir zum öffentlichen Personennahverkehr“, argumentiert Altenkamp. Sie holen ihre Fahrgäste zu Hause vor der Haustür ab und können sie nicht am gewünschten Ziel absetzen: „Das ist keine Dienstleistung.“
Situation für beide Seiten unbefriedigend
Rolf Altenkamp weiß, dass die derzeitige Situation vor allem für für Senioren keine Lösung ist. Für die Taxi-Unternehmen genauso wenig. Zumal die regelmäßig beobachteten, dass private Fahrzeuge durchaus auf den Bahnhof fahren und dort gar parken. Das Thema beschäftigt Taxifahrer und deren Fahrgäste nun seit Neugestaltung des Fernbusbahnhofes. Die derzeitige Regelung nennt Altenkamp gar einen Schildbürgerstreich.
Diskussionen zur Situation am Fernbusbahnhof
An zwei Terminen werden am Mittwoch, 8. Mai, Themen rund um den Fernbusbahnhof diskutiert: beim Seniorenbeirat der Stadt und beim Treffen der ehemaligen Post-Mitarbeiter.
Der Seniorenbeirat tagt ab 10 Uhr, Rathaus Porscheplatz, Ratssaal. Es spricht u.a. Dieter Schmitz vom Ordnungsamt über Aktuelles am Fernbusbahnhof, kündigt Ingeborg Schrader an.
Die Post-Senioren (darunter Margot Guttke) treffen in der Gaststätte Sternquelle, Schäferstr. 17, 10.30 Uhr, und diskutieren auch über Missstände am Fernbusbahnhof. Bürger sind eingeladen.
„Das Problem wäre nur gelöst, wenn wir auf dem Fernbusbahnhof halten dürften“, sagt Altenkamp. Sie seien ja am Wagen, so dass sie gleich rangieren könnten, falls sie stören. Die zwei Parkbuchten vor dem Fernbusbahnhof hingegen könnten sie nicht ansteuern, denn meistens seien die besetzt. Von Privat-Pkws, die das eingeschränkte Halteverbot nicht immer beachten und durchaus länger verweilten.
Taxistand nur 50 Meter entfernt
Gedacht sind die Plätze „für Fahrgäste, die von Angehörigen gebracht werden oder per Taxi anreisen, um ein- und auszusteigen“, erklärt Stadtsprecher Stefan Schulze. Wer doch zum Taxistand am Hbf müsse: „Die Entfernung beträgt nur ca. 50 m. Der ist ohne Hindernisse und sicher erreichbar.“
Die Auslastung des Busbahnhofs sei laut Stadt bereits zu Stoßzeiten so hoch, dass die Zufahrt für Taxen oder andere Zubringerfahrzeuge nicht zugelassen werden kann. „Wenn wir Tür und Tor öffnen, laufen wir Gefahr, dass das überhand nimmt“, sagt Schulze. Daher werde an der derzeitigen Regelung nicht gerüttelt. Ausnahmen wird es auch nicht für Fahrgäste mit Schwerbehindertenausweis wie Margot Guttke geben. Ihren Koffer zog ihr übrigens ein Bekannter zum Taxistand. Eine andere Bekannte (87) schleppte ihn selbst. Zum Glück hatte sie keinen Rollator.