Essen. . In der nördlichen City gibt es ermutigende Entwicklungen. Die Bürgerschaft Stadtmitte will nun den Plan eines größeren Wochenmarkts wiederbeleben. Das ambitioniertere Vorhaben unterliegt vorerst jedoch weiter dem zähen Ringen zwischen Stadt und Bürgerschaft.
Der Bau des neuen Univiertels und des Kreuzeskirchviertels erregen viel Aufmerksamkeit. Aber auch sonst passiert in der Nord-City zwischen Marktkirche und Viehofer Platz einiges, wenn auch eher im Kleinen. Mit der Gründung einer „Flaniermeile“ will die Bürgerschaft Essen-Innenstadt nun zur weiteren Revitalisierung des Quartiers beitragen.
Zunächst mag das überehrgeizig klingen. Immerhin aber: Projekte wie der Art.Walk, die Ansiedlung von Ateliers und das Generationenkulthaus ziehen schon jetzt wieder mehr Menschen in den nördlichen Teil der Innenstadt. „Viele Essener, die diesen Bereich in den vergangenen Jahren lieber gemieden haben, kommen nun um zu sehen, was dort entsteht“, sagt Stadtdirektor Hans Jürgen Best.
Nord-Süd-Gefälle in Essen überbrücken
Und in der Tat scheint es, als würde der Negativ-Trend der vergangenen Jahre durch die kreativen Projekte gestoppt. Zwischen Billigketten, Shisha-Shops und Casions siedelten sich jüngst neue Restaurants an, das Nachtleben kommt – auch jenseits des Treibens an Spielautomaten – wieder in Fahrt. „Damit ist die Viehofer Straße wieder deutlich belebter – aber es könnte noch mehr werden“, sagt die Vorsitzende der Bürgerschaft Essen-Stadtmitte Gertrud Maetz-Winterscheidt, die den Verfall des Viertels nie hinnehmen wollte und als eine der ersten nach Wegen suchte, lichtscheue Geschäftsideen durch Öffentlichkeit und Belebung auszuhebeln.
Ein Wochenmarkt sollte her, sollte Frequenz bringen auf die Meile, die die 1a-Geschäftslagen der Innenstadt mit solchen verbinden, in denen Leerstand und schwierige Sozialstruktur prägend sind. Wenn man so will: Der Markt als Sinnbild für Handel, der das Nord-Süd-Gefälle überbrückt. Doch für derlei Pläne gab es von der Stadt keine Genehmigung.
Wochenmarkt als Dreh- und Angelpunkt
Zwei Prozesse focht die Bürgerschaft ums „Marktrecht“ aus, bevor die Stände rings um die Marktkirche aufgebaut werden konnten. „In zweiter Instanz haben wir gewonnen“, sagt Maetz-Winterscheidt und hofft nun, dass künftig Äpfel und Birnen rollen, wo derzeit nur die Kugeln auf Roulette-Tischen kreisen. Der Markt soll Kern der Flaniermeile werden.
„22 Markthändler würden mitmachen, darunter zwei Gastronomen“, erzählt Maetz-Winterscheidt. Sondergenehmigungen für diese Stände seien beantragt. „Und da mir die Stadt schon vor Jahren vorgeschlagen hat, den unteren Teil der Viehofer mit einem Markt zu beleben, hoffe ich, dass das nun kein Problem mehr sein wird.“ Das ambitioniertere Vorhaben jedoch, die Flaniermeile mindestens bis zum Dom zu verlängern, unterliegt weiter dem zähen Ringen zwischen Stadt und Bürgerschaft. „Aufgeben werden wir aber nicht“, sagt die Bürgerschaft-Vorsitzende.
Hoffen auf veränderte Einkaufsgewohnheiten
Die Wochenmarkt-Pläne sind ambitioniert - gerade vor dem Hintergrund, dass die Märkte in vielen Stadtteilen mit Kundenschwund zu kämpfen haben. „Mittwochs und freitags findet der Markt an der Marktkirche statt. Da wäre es sinnvoll, dienstags und donnerstags die Flaniermeile zu öffnen“, sagt die Vorsitzende der Bürgerschaft Innenstadt, Gertrud Maetz-Winterscheidt. Verkauft werden soll vorwiegend Essbares. Frisches Obst und Gemüse, fertige Gerichte zum Mitnehmen. „Wenn man überlegt, wie viele Menschen in den Büros und Läden der City arbeiten, von denen viele froh wären, nicht mehr zum Einkaufen fahren oder gar selber kochen zu müssen, könnte dieser Plan aufgehen“, sagt sie. Kundschaft jedenfalls gebe es und der Markt an der Marktkirche sei ein großer Erfolg, erklärt die Bürgerschafts-Vorsitzende.
Anders als in den meisten Stadtteilen, hat der Markt an der Marktkirche jedenfalls eine Lage wie sie zentraler nicht sein kann – an der Wegeachse zwischen Rathaus, Limbecker Platz und Kettwiger Straße dürfte Laufkundschaft kein Problem sein. Ob der untere Teil der Viehofer Straße links liegen gelassen oder die Kundschaft den Weg in Richtung nördliche Innenstadt einschlagen wird, das bleibt abzuwarten – wie die Genehmigung für die 22 Marktstände durch die Stadt Essen.
Art Walk in der City