Essen. Die Bewohner des Hauses Sylviastraße 10 in Essen-Rüttenscheid trauten ihren Augen nicht. Sehr sensible Post, nämlich Wahlunterlagen für die bevorstehende Kommunal- und Europawahl, lag im Flur auf dem Boden. Postcon (früher TNT) bedauert den Vorfall und beteuert, es sei eine Ausnahme gewesen.
Als kürzlich die Unterlagen für die anstehenden Wahlen an der Sylviastraße im Südviertel ankamen, da staunten einige der Anwohner: Sie mussten ihre Post aus einem Haufen auf dem Boden herauskramen. „In unserem Hochhaus mit 45 Wohneinheiten wurden Karten und Umschläge, obwohl jeder einen Briefkasten hat, einfach auf den Boden abgelegt“, klagt ein Nachbar. Womöglich sei da mancher Wahlbrief irrtümlich im Müll gelandet. Und er fürchtet, dass die anderen beiden Hochhäuser das gleiche Problem hatten: Dann wären immerhin 135 Haushalte betroffen.
„Postcon (ehemals TNT) bedauert sehr, dass Wahlbenachrichtigungen in einem Wohnhaus nicht korrekt zugestellt wurden“, heißt es seitens des Dienstleisters. In diesem Einzelfall habe sich der betreffende Zusteller entgegen der Arbeitsanweisung, Sendungen stets gesichert in den jeweiligen beschrifteten Briefkasten einzulegen, falsch verhalten.
Ermahnung für den Briefboten
Der eingesetzte Zusteller sei zum Vorgang befragt worden und bedauere ihn sehr. Er habe jedoch glaubhaft versichert, dass es sich nur um ein Haus an der Syliviastraße handele. „Er wurde hinsichtlich seiner Sorgfaltspflicht eindringlich ermahnt“, sagt Postcon-Sprecherin Sandra Krieger. Allerdings ließen sich dort, wo Menschen arbeiten, nicht immer alle Fehlleistungen verhindern. Steve Gülzow, Geschäftsführer bei Postcon Regional: „Wir schulen all unsere Mitarbeiter sehr gewissenhaft, was uns leider nicht vor Einzelfällen schützt.“
Kommunalwahlen 2014Dieser Fall war allerdings nicht der erste im Vertragsverhältnis Stadt mit TNT/Postcon. Schon einmal gab es eine Panne bei der Zustellung von Wahl-Post. Erst im Januar fand eine Kettwigerin in einem leer stehenden Haus eine Hand voll Briefe, darunter „eilige Wahlsachen“ zum Messe-Bürgerentscheid, außerdem Rechnungen und mindestens ein Grundbesitzabgaben-Bescheid der Stadt. Auch bei dieser Falschzustellung ging Postcon (TNT) damals davon aus, dass „sich der Fall nicht wiederholt“.
Bislang hätten sich 20 Bürger beschwert
Die Stadt wiegelte ab, sprach ebenfalls vom Einzelfall, in dem „mal etwas nicht ankommen könne“. Ob nun der Vertrag mit dem Zusteller überdacht wird? „Nein“, antwortet Stadtsprecher Martin Rätzke. Dagegen spreche die geringe Zahl der Beschwerden: Bei 460.000 jetzt verschickten Wahlbenachrichtigungen hätten sich bislang 20 Bürger beschwert. Jeder einzelne Fall sei zwar „sehr ärgerlich“, doch kein Grund, am Vertrag zu rütteln – dieser läuft bis 2016.