Essen-Katernberg. . Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter hatte zum vierten Mal nach Katernberg eingeladen. Tiere standen einmal mehr im Mittelpunkt. Aber auch Spezialfutter und digitale Messuhren.

Es ist gerade mal kurz nach neun Uhr morgens und doch ist auf dem Gelände der Taubenklinik in Katernberg schon viel los. Zum vierten Mal hat der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter zu seiner Hausmesse eingeladen. Es sind zum allergrößten Teil ältere Herren, die der Einladung gefolgt sind. Frauen oder Jugendliche sieht man in und vor dem fußballfeldgroßen Messezelt kaum.

Im Zelt ist es stickig. Die Wärme staut sich unter den Kunststoffplanen. Einige Vogelfreunde sitzen frühstückend auf Bierbänken. Andere unterhalten sich bei einem ersten Pils über die Taubenzucht. „Inzucht bringt unter bestimmten Voraussetzungen hervorragende Ergebnisse“, behauptet einer. Seine Tischnachbarn widersprechen vehement. Links und rechts davon haben Aussteller ihre Stände aufgebaut. Etwa die Firma Beyers aus Belgien, die spezielles Futter für Jungtauben anbietet. Darin enthalten sind etwa Mais, Erbsen und Hanfsaat. Außerdem geröstete Sojabohnen, die besonders gut verdauliche Proteine liefern sollen. Ein Mann will es genauer wissen. Er greift in den Trog und nimmt etwas Futter in die Hand, um daran zu riechen.

Revolution im Brieftaubensport

An einem anderen Stand einige Meter weiter wirbt ein Aussteller für „die Revolution im Brieftaubensport“. Das Unternehmen Benzing stellt digitale Brieftaubenuhren her und ist sich sicher: „Die Zukunft im Brieftaubensport liegt im Internet.“ Mit den angebotenen Systemen lassen sich die Renn- und Trainingsergebnisse von bis zu tausend Tauben erfassen und vergleichen.

Einigen Taubenhaltern ist das zu modern. Mehr Andrang herrscht bei einem Aussteller, der Volieren aus Holz im Programm hat. Auf größeres Interesse stoßen die Tiere, die ausgestellt sind. 100 von ihnen sitzen je zu zweit in kleinen Käfigen. Alle möglichen Rassen sind vertreten, manche sind grau und gestaucht, andere deutlich schlanker und rötlich-braun und wieder andere haben schwarze Kopffedern und sind weiß. Ebenso unterschiedlich sind die Preise. Je nachdem, welche Auszeichnungen der Vater, die Mutter oder ein sonstiger Verwandter der Taube gewonnen haben, kostet die Tiere zwischen 50 und 100 Euro.

Ein älterer Mann steht minutenlang davor und schaut sich eine Taube nach der anderen an. Dann öffnet er einen Käfig und umfasst eine Taube mit beiden Händen, um sie herauszuholen. Er dreht sie auf den Kopf und begutachtet ihre Schwanzfedern. Dann spreizt er ihre Flügel und überprüft tastend, ob die Taube gut durch die Mauser gekommen ist. Zum Schluss hält er den Kopf des Tieres fest und schaut ihm in die Augen. „Die nehme ich“, sagt er. Er bezahlt und hält wenig später einen Karton in den Händen, auf dem „Achtung, lebende Taube“ steht. Als er sich von dem Aussteller für das Geschäft bedankt, verabschiedet der sich mit „Gut Flug!“.