Essen. Die Taubenklinik in Essen-Katernberg ist bestens ausgestattet und gilt unter Züchtern als weltweit einzigartige Einrichtung ihrer Art. Und sie kann mittlerweile 1000 Patienten im Haus versorgen. Jetzt bekam sie Besuch von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty.

Tauben sind total stressfreie Tiere. Sie lassen sich weder durch Kamerateams noch durch klickende Fotoapparate aus der Ruhe bringen. Auch fremde Hände, wie die des NRW-Ministers Thomas Kutschaty, tolerieren sie stoisch. Der SPD-Politiker ist extra aus Düsseldorf angereist, um die Taubenklinik in Katernberg zu besuchen: „Als Kind des Ruhrgebiets fasziniert mich dieser traditionelle Sport“, beantwortet er die Frage, warum sich ein Justizminister für die Belange der Brieftaubenzüchter einsetzt.

Jetzt steht er mitten in der modernen Klinik und schaut der Tierassistentin zu, die gerade an drei Tauben Abstriche vornimmt. Die hat Züchter Günter Jansen vorbeigebracht. „Nur eine gesunde Taube bringt Leistung“, sagt er, „deswegen lasse ich meine Besten vor dem ersten Flug noch mal untersuchen.“

Infektionen und Tumore

„Tauben können genau die gleichen Krankheiten bekommen wie Menschen, leiden unter Tumoren und Infektionen“, erläutert Ludger Kamphausen, Tierarzt und Chef der Klinik. Die ist weltweit einzigartig, ausgestattet mit allen Geräten und Abteilungen, die man auch aus den herkömmlichen Krankenhäusern kennt: Operationssaal, Quarantäne, Labor, Röntgenraum, Untersuchungsraum, Ultraschall, Endoskopie, und Überwachungsstation befinden sich in den weiß-gefliesten Räumlichkeiten.

Taubenklinik

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Thomas Kutschaty, NRW-Justizminister, hält anlässlich eines privaten Besuchs des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter eine Brieftaube.
Thomas Kutschaty, NRW-Justizminister, hält anlässlich eines privaten Besuchs des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter eine Brieftaube. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bei einem dienstlichen Besuch der Brieftaubenmesse in Dortmund hatte der in Essen wohnende Minister das gefiederte Wappentier des Ruhrgebiets in Herz geschlossen.
Bei einem dienstlichen Besuch der Brieftaubenmesse in Dortmund hatte der in Essen wohnende Minister das gefiederte Wappentier des Ruhrgebiets in Herz geschlossen. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Jungtauben sitzen auf Stangen in den institutseigenen Taubenschlägen.
Jungtauben sitzen auf Stangen in den institutseigenen Taubenschlägen. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Sie werden hier einheitlich großgezogen für den Einsatz bei Wettflügen, ...
Sie werden hier einheitlich großgezogen für den Einsatz bei Wettflügen, ... © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
... wie z.B. am 14.September am großen Brieftaubenflug RUHR 2013.
... wie z.B. am 14.September am großen Brieftaubenflug RUHR 2013. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Das neue Gebäude der Brieftaubenfreunde
Das neue Gebäude der Brieftaubenfreunde © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Der Leiter der Klinik, Dr. Ludger Kamphausen
Der Leiter der Klinik, Dr. Ludger Kamphausen © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Tierärztin Elisabeth Peus untersucht eine Brieftaube des Züchters Günter Janson aus Hückeswagen.
Tierärztin Elisabeth Peus untersucht eine Brieftaube des Züchters Günter Janson aus Hückeswagen. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Auf der Quarantänestation
Auf der Quarantänestation © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Ein Nymphensittich-Pärchen wartet auf Behandlung.
Ein Nymphensittich-Pärchen wartet auf Behandlung. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Medizin wird hier auch selbst angesetzt.
Medizin wird hier auch selbst angesetzt. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Kernbereich ist das Labor. Hier werden Resistenzen geprüft, das Blut untersucht und Chlamydien diagnostiziert.
Kernbereich ist das Labor. Hier werden Resistenzen geprüft, das Blut untersucht und Chlamydien diagnostiziert. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Gelegentlich landet sogar eine Libelle unter dem Mikroskop ...
Gelegentlich landet sogar eine Libelle unter dem Mikroskop ... © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
... oder eine aufgefundene Eule unter dem Röntengerät.
... oder eine aufgefundene Eule unter dem Röntengerät. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Aus ganz Deutschland, aber auch aus aus Holland und Belgien kommen die gefiederten Patienten zu Dr. Kamphausen und seinem Team. Seit ein paar Jahren werden hier nicht nur Tauben, sondern auch alle anderen Vogelarten, von der Ente bis zum Papagei, medizinisch versorgt. Mittlerweile machen sie die Hälfte aller Behandlungen in der Klinik, die der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter betreibt, aus. Neben dem modernen Gebäude hat der Verband gerade neue Schläge für knapp 1000 Tauben errichtet.

Über 600 Kilometer ohne Pause

Dort sitzen die Jungvögel auf den Stangen und warten darauf, das erste Mal in die Luft zu steigen. Ausschwärmen nennt das der Fachmann: „Nur so lernen die Tauben, sich zu orientieren, um bei den Wettflügen wieder zu ihrem Schlag zurückzufinden“, erläutert Lutz Ruth, Geschäftsführer des Brieftaubenverbandes.

Um die 600 Kilometer legt eine gesunde Brieftaube ohne Pause zurück, „von Berlin nach Essen brauchen sie zwei Stunden und 50 Minuten“, sagt Hans-Joachim Nüsse, Vizepräsident des Verbandes, „das ist schneller als ein ICE.“ Damit bei den Wettkämpfen nicht betrogen wird, gibt es sogar einen Dopingexperten, der regelmäßig kontrolliert. „Dieses Thema nehmen wir sehr ernst“, sagt Nüsse. Denn neben dem Spaß am Hobby, spielt bei den Taubenfreunden auch Geld eine Rolle: Für die Gewinner zahlen Züchter schon mal 10.000 Euro und mehr.