Essen. Die traditionsreiche Verwaltungsstelle soll nach dem Ausscheiden des Ersten Bevöllmächtigten Bruno Neumann ab Mitte des Jahres wohl von Oberhausen oder Mülheim aus geführt werden. Ein Stellenabbau in der Essener Verwaltungsstelle sei jedoch nicht geplant.

Essen hat als Industrie-Standort in den vergangenen Jahrzehnten eingebüßt. Und größere Neuansiedlungen und somit viele neue Arbeitsplätze sind in nächster Zeit auch nicht mehr zu erwarten. Eine Entwicklung, der nun offenbar auch die Gewerkschaft IG Metall Rechnung tragen muss: Offenbar soll die Verwaltungsstelle der Gewerkschaft in Essen ab Mitte des Jahres keinen eigenen Ersten Bevollmächtigten mehr haben, sondern von Mülheim oder Oberhausen aus geführt werden. Erste Bevollmächtigte, so nennt die IG Metall ihre Chefs in den Verwaltungsstellen.

Der Zeitpunkt käme nicht zufällig. Der langjährige Erste Bevollmächtigte, Bruno Neumann, geht zum 1. Juli in den Ruhestand. Seine Nachfolge ist offiziell noch nicht geregelt. Am Mittwochabend jedoch regte Knut Giesler, IG-Metall-Chef in NRW, auf einer Delegiertenkonferenz in Oberhausen eine engere Kooperation der drei Verwaltungsstellen an.

Eine Fusion ist ausgeschlossen

Es war im Übrigen die erste gemeinsame Delegiertenkonferenz der Mülheimer, Oberhausener und Essener Metaller. Einen Beschluss, wie die Zusammenarbeit künftig aussehen könnte, gab es zwar nicht. Doch Beobachter lasen daraus durchaus die Anregung, dass man bei den Bevollmächtigten anfangen sollte.

Bruno Neumann, der seit 1994 Erster Bevollmächtigter in Essen ist, stellte auf Nachfrage der WAZ klar: „Stärkere Kooperationen zwischen den Verwaltungsstellen ja, aber eine Fusion ist ausgeschlossen“. Auch einen Stellenabbau in der Verwaltungsstelle Essen werde es nach seinem Weggang nicht geben. Derzeit arbeiten dort mit ihm drei hauptamtliche Sekretäre und drei Verwaltungsangestellte. All das schließe aber nicht aus, dass die Führungsaufgaben künftig in Mülheim oder Oberhausen liegen könnten, räumte er ein.

Bundesweit gewinnt die IG Metall Mitglieder

Die IG Metall hat Ende 2013 bundesweit zum dritten Mal in Folge ein leichtes Plus an Mitgliedern erzielt. Der Trend sei „keine Eintagsfliege mehr“, so Vorsitzender Detlef Wetzel. Mit 2,266 Millionen Mitgliedern hatte die Gewerkschaft 2013 rund 2000 mehr als im Vorjahr, 2012 stand gegenüber 2011 sogar ein Plus von 18 000 Mitgliedern.

In Essen, einst eine wichtige IG Metall-Stadt, ist die Entwicklung wegen des Niedergangs der Stahlindustrie allerdings negativ, und zwar von 24 000 Mitgliedern Ende der 1970er Jahre, auf jetzt 11 000. „In den letzten Jahren hatten wir immerhin stabile Zahlen“, so der Erste Bevollmächtigte Bruno Neumann.

Tarifbindung der Betriebe hat abgenommen

Die Diskussion ist auch vor dem Hintergrund eines Strategiepapiers zu sehen, das die IG Metall bereits 2009 unter dem Eindruck damals bundesweit fallender Mitgliederzahlen ausgearbeitet hatte. In Essen hat die IG Metall nach eigenen Angaben noch rund 11 000 Mitglieder, und die Tendenz ist hier seit langem im wesentlichen fallend, weil Nachwuchs nicht mehr in dem Maße da ist wie zu Zeiten, als Essen eine Stahl-Stadt war. Bundesweit ist es der IG Metall aber gelungen, den Schwund zu stoppen (siehe Box).

Erschwert wird die Arbeit dadurch, dass die Tarifbindung der Betriebe in den vergangenen Jahren immer mehr abgenommen hat. Seither wird das Thema Kooperation zwischen den 160 Verwaltungsstellen bundesweit stärker in den Fokus gerückt, um zwar einerseits bei der Betreuung in der Fläche zu bleiben, das aber effizienter zu gestalten. Eine Diskussion, die mit dem nahenden Abschied von Bruno Neumann nun auch Essen erreicht.