Essen. Bei der dritten Auflage der „Varieté-Gesellschaftsabende“ in der Lichtburg kam der Spaß nicht zu kurz. Zu sehen waren unter anderem Teufelsgeiger Christoph Broll und sein Ensemble „Szenario“, X-Faktor-Gewinnerin Edita Abdieski und Beatboxer Robeat.

Am Anfang war die Spaßgesellschaft. Doch 2011 war Schluss mit lustig: Die RWE als Sponsor wollte das Portfolio der jährlichen „Spaßgesellschaftsabende“ in der Lichtburg erweitern und ersetzte die erste Silbe durch „Varieté“. Doch die dritte Auflage der so entstandenen „Varieté-Gesellschaftsabende“ in Deutschlands schönstem Lichtspielhaus am Montagabend zeigte: Der Spaß kommt nicht zu kurz.

Es hat mittlerweile etwas von einer lieb gewonnenen Tradition. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass Regisseur Christian Eggert den Rahmen seit der ersten Show vor dreieinhalb Jahren unverändert gelassen hat: So verwandelt sich auch dieses Mal die Bühne in ein prächtiges Kaffeehaus mit einladender Bar und imposanten Kronleuchtern, unter dem die Künstler Platz nehmen.

Jonglieren mit gefesselten Händen

Auch Reiner Scharlowski bleibt seiner Rolle als Maître Willi treu, der distinguiert wie ironisch durch den Abend führt. Und vor allem der musikalische Rahmen ist unangetastet geblieben, denn Teufelsgeiger Christoph Broll und sein Ensemble „Szenario“ schaffen mit ihrer Mischung aus Rock, Folk und Soul einen Klangteppich, der allein schon den Abend tragen könnte – auch, weil sie von so starken Stimmen unterstützt werden wie der von Edita Abdieski, die noch mal zeigt, warum sie bei der ersten Staffel der Casting-Show „X-Factor“ die Konkurrenz hinter sich ließ.

Auch die übrigen Artisten bilden nicht unbedingt die Mischung, die man bei einem klassischen Varieté-Abend erwarten dürfte. Zwar führt Cecilia Stahnke waghalsige Handakrobatik auf einer Stuhlpyramide vor, und mit Anni Küpper tritt eine Nachwuchskünstlerin auf, die zeigt, dass auch Jonglage mit nur einer Keule faszinierend sein kann – wenn dabei die Hände gefesselt sind: Aber im Vordergrund stehen die Spaßmacher.

Agile Performance mit der Blockflöte

Marc Weide, der geförderte Nachwuchskünstler aus dem letzten Jahr verzaubert als Magier das Publikum nicht nur mit seinen beachtlichen Kartentricks, sondern vor allem mit spitzbübischem Humor. Matthias Brodowy zeigt mit zwei hintersinnigen wie witzigen Auftritten, dass er im vergangenen Jahr zu Recht den Deutschen Kleinkunstpreis gewonnen hat. Und Beatboxer Robeat, der nur mit dem Mund eine komplette Band ersetzt, erweitert das Portfolio um die Gattung Street-Art und reißt das Publikum gekonnt mit.

Doch richtig zum Kochen gebracht haben den Saal zwei Künstler: Carmela De Feo als La Signora schafft es immer wieder, mit ihrer wunderbar undamenhaften, italoruhrpotthaften Art sogar dem sonst so schlagfertigen Maître Willi die Sprache zu verschlagen.

"Träume & Tabletten" und "Kopfsalat"

Mit ihrem Programm „Träume & Tabletten“ ist Carmela De Feo alias La Signora am 4. April, 20 Uhr im Stratmanns zu Gast. Karten: 82 040 60.

Matthias Brodowy tritt am 9. November im Alten Bahnhof Kettwig mit seinem Programm „Kopfsalat – Chaos-Kabarett“ auf. Infos: 02054-93 93 39.

Keine Worte braucht dagegen Gabor Vorsteen, um die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen zu bewegen: Mit irrsinnigen Ideen und viel Esprit tritt er den Gegenbeweis zu dem weit verbreiteten Vorurteil an, dass die Blockflöte das langweiligste Instrument der Welt ist. Mit seiner agilen Performance repräsentiert er vielleicht am besten die launige Mischung des Abends, die das Varieté gesellschaftsabendfähig macht.