Essen. . Das neue GOP-Programm begeistert mit vielen Luftnummern, mit Komik, Bauchrednern und Kartentricks. Am Wochenende feierte „Talente“ in Essen Premiere. Der Titel ist Programm: Mit vielen jungen Talenten und guter alter Varieté-Kunst. Ohne ein aufwändiges Bühnenbild und ohne ein Orchester.
Hat das GOP in den letzten Jahren vor allem mit aufwändig inszenierten Themenshows von sich reden gemacht, die neben den artistischen Darbietungen vor allem auf ein stimmiges Gesamtkonzept setzten, so geht das aktuelle Programm, das am Wochenende Premiere in Essen feierte, wieder zurück zu den Wurzeln der Varieté-Kunst. „Talents“ setzt – wie der Name des Programms verrät – ganz auf das Können seiner meist jungen Bühnenkünstler. Und die können so manches.
Kein aufwändiges Bühnenbild, kein Orchester, kein roter Handlungsfaden, dem sich die Artisten unterzuordnen haben: Das Weihnachtsprogramm bietet Varieté in Reinform.
Mal Erotik, mal inszenierter Wahnsinn
Dies beginnt schon mit der Rückkehr des schon fast totgeglaubten Conférenciers, der klassischer kaum sein könnte: Der charmante Jan Mattheis führt mit augenzwinkernden Gags durchs Programm, präsentiert mit geschickter Hand Kartentricks, die man schon oft gesehen haben mag, aber die immer noch zu verblüffen wissen, und erhöht später noch das Retro-Feeling mit einer herrlich aus der Zeit gefallenen Bauchredner-Nummer.
Thomas John, amerikanischer Komiker, vermag mit wenigen Worten und verrückten Ideen das Publikum zum Lachen und Staunen zu bringen – etwa wenn er eine zum Xylophon umgebaute Geige zum Klingen bringt, indem er einen Pingpong-Ball darauf spuckt. In den USA beeindruckte John damit auch die Jury der amerikanischen Version vom TV-„Supertalent“.
Regelrecht avantgardistisch wirkt dagegen Johns Landsmann, Sebastian Kann: Am Luftreifen turnt er mit fließenden, selbstbewussten Bewegungen, von denen mal Erotik, mal inszenierter Wahnsinn ausgehen. Dem steht die Anmut entgegen, mit der sich Alba Faivre an der Polstange räkelt und dabei kurzzeitig die Schwerkraft außer Kraft zu setzen scheint.
Fotoshooting in Essen
Kreuz und quer fliegen drei Männer
Artistisch nicht minder atemberaubend ist Melanie Hagedorns Nummer auf dem Schlappseil. In einer schön inszenierten Geschichte, in der sie von einem Auftritt als Ballerina träumt, ringt sie scheinbar unsicher um Gleichgewicht.
Den ausgetretenen Pfaden der Ball-Jonglage weiß der Franzose Colas Rouanet neue Facetten abzugewinnen. Eine schier unzählige Menge an Bällen wirbelt dank seines Geschicks über die Bühne.
Höhepunkt des von Regisseur Knut Gminder verknüpften Programms ist der Auftritt des Quartetts „Planche A4“: Kreuz und quer fliegen drei Männer und eine junge Frau mit Hilfe zweier Schleuderbretter durch die Lüfte und beweisen bei dieser spektakulären Darbietung perfekte Körperbeherrschung. Mit innovativen Nummern wie dieser kann das klassische Varieté auch heute noch das Publikum in seinen Bann schlagen.
Talents: Bis zum 5. Januar im GOP, Mi. und Do. 20 Uhr; Fr. und Sa. 18 und 21.15 Uhr; So. 19 und 14.30 Uhr: Karten: 26-30 Euro; Tel. 0201/247 9393; www.variete.de