Essen. . Tim Fischer nutzte die Chance der „Jugendhilfe Essen“ und machte eine Ausbildung zum Metallbauer, die ihn vom Ein-Euro-Job wegbrachte. Die „Jugendhilfe“ lud zu einem großen Tag der Offenen Werkstatt. Rund 120 Jugendliche erhalten in neun verschiedenen Lehrberufen eine neue Chance.

Es geht ganz schnell, da droht Hartz vier; es reicht ein Schulzeugnis, das nicht ganz so super ist, und ein Stapel Absagen für eine Berufsausbildung, und vielleicht noch eine schlechte Phase, die einen ereilt im Leben. So ungefähr war das bei Tim Fischer (25): „Ich wollte Metallbauer werden“, sagt er, „aber die Mathe-Noten waren einfach nicht gut genug.“ Also probierte er nach der Realschule auch Bewerbungen als Steinmetz und andere Sachen, doch es kamen nur Absagen. „Also war ich knapp ein Jahr arbeitslos, dann kam die Gemeinwohlarbeit.“

„Gemeinwohlarbeit“ ist das wohlklingende Wort für Ein-Euro-Job. Plötzlich stand Tim, der Metallbauer werden wollte oder was anderes Sinnvolles machen mit seinen Händen – plötzlich stand Tim auf einem Tennisplatz in Borbeck und fegte das Laub von den Linien, „da war ich Platzwart als Ein-Euro-Jobber.“ Nichts gegen Ein-Euro-Jobber und Laubfegen, bloß: Für einen gesunden jungen Mann, dessen Berufsleben noch gar nicht begonnen hat, ist das eigentlich nichts.

Jugendhilfe bildet 120 Azubis aus

Dann kam plötzlich Post vom Job Center: Er kann seine Lehre anfangen als Metallbauer – bei der Jugendhilfe Essen, einer Tochterfirma der Stadt, die junge Leute in Arbeit bringt. Das war vor dreieinhalb Jahren. Im Januar 2013 hat Tim seine Lehre nun beendet, mit dem jahrgangsbesten Abschluss bei den Metallbauern, stadtweit.

Die Jugendhilfe Essen hat große Werkstätten in der Schürmannstraße in Bergerhausen. Rund 120 Azubis werden dort in neun Berufen ausgebildet. Sie alle waren vorher ohne Job und galten als chancenlos auf dem sogenannten „ersten Arbeitsmarkt“. Es sind jene mit schlechten oder nur mittlerem Abschluss-Zeugnis. Wenn es überhaupt ein Zeugnis gibt. „Am Ende haben wir eine Vermittlungsquote von rund 75 Prozent“, sagt Thomas Virmich, der Abteilungsleiter. Mit einem großen „Tag der Offenen Werkstatt“ präsentierte das Haus am Donnerstag sein Angebot.

Neun Ausbildungen gibt es

Die Jugendberufshilfe der städtischen Beschäftigungstochter „Jugendhilfe Essen gGmbH“ bildet aus in folgenden Berufen:

Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist, Raumausstatter, Metallbau (Konstruktionstechnik), Maler/Lackierer, Koch, Tischler, Hauswirtschaft, Hotelfach.

Tim will jetzt einen „Ausbilder-Eignungs-Schein“ machen. Dann kann er Leute anleiten, die, so wie er früher, jetzt hier eine Lehre machen. Bislang darf er das nicht. So lange kümmert er sich um Hartz-vier-Bezieher, die in den Metallbau-Werkstätten der Jugendhilfe sogenannte „stabilisierende“ Maßnahmen erhalten, das heißt: Denen man mit einem praktischen Arbeitsangebot hilft, den Tag zu strukturieren. „Ich habe festgestellt, dass mir sowas liegt“, sagt Tim Fischer. „Wenn Sie bei jemandem Erfolgserlebnisse sehen, der die vorher noch nie hatte, und Sie haben ihn da hinführen können, das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“

Tim konnte nicht nur Metallbauer werden. Er konnte sogar eine neue Leidenschaft entdecken: Leuten zu helfen.