Essen. Die SPD fordert eine engere Vernetzung von Politik, Gremien und Bürgern durch Präventionsbeiräte, um die Sicherheit in den Stadtteilen zu verbessern. Laut Polizei gibt es solche Propjekte längst – nur unter anderem Namen.
Die Gewaltkriminalität ist gestiegen, die Zahl der Raubdelikte ebenfalls und das Thema Einbruch stellt die Polizei weiterhin vor eine große Herausforderung: Die Anfang der Woche vorgestellte Kriminalitätsstatistik zeigt, dass es in puncto Sicherheitsgefühl in Essen noch Handlungsbedarf gibt – wenngleich Essen im bundesweiten Vergleich der 30 „gefährlichsten Großstädte“ mit Platz 26 weit hinten rangiert.
Die SPD verweist nun auf das bereits im vergangenen September im Ausschuss für öffentliche Ordnung geforderte Konzept der „sozialraumorientierten Kriminalprävention“. Damit sollen entscheidende Akteure in den Stadtteilen wie Kirchen, Verbände, Polizei und Politik an einen Tisch zusammengebracht werden, um möglichst kleinräumig Probleme erkennen zu können.
Jugend einbeziehen
Ein weiterer Punkt in dem Konzept sieht die stärkere Einbindung der Bürger vor. „Jugendliche, die selbst einen Spielplatz gestalten, haben weniger Anlass, diesen durch Vandalismus zu beschädigen“, gibt SPD-Ratsherr Ingo Vogel, Vorsitzender des Ordnungsausschusses, ein Beispiel. Vogel ist selbst Polizeibeamter in Bochum und weiß, dass in den Stadtteilen viel bewegt werden kann, wenn die Nachbarschaft besser miteinander vernetzt ist. „Vorbilder für die Präventionsbeiräte sind Städte wie Berlin und Bremen, wo diese Gremien schon seit Jahren erfolgreich Stadtteilarbeit leisten.“
Den Vorwurf, dass es sich bei der Forderung nach Präventionsbeiräten um Wahlkampfgetöse handele – die CDU hatte jüngst verstärkte Polizeipräsenz in den Stadtteilen gefordert – will Vogel nicht stehen lassen: „Wir haben den Antrag ja bereits im vergangenen Jahr eingebracht und beschäftigen uns schon länger mit dem Thema.“
Mehr Motorradstreifen geplant
Für die Essener Polizei sind die nun geforderten Präventionsbeiräte unter anderer Bezeichnung längst aktiv: „Das Aktionsbündnis sicheres Altenessen ist ein gutes Beispiel für gelungene Vernetzung im Stadtteil“, gibt Polizeisprecher Ulrich Faßbender ein Beispiel. Durch die Einbindung von Migrantenorganisationen und Verbänden aus dem Stadtteil sei seit dem Bestehen des Bündnisses 2011 eine Menge erreicht worden. Gleiches gelte für die Ermittlungsgruppe Jugend, die die Zahl der jugendlichen Intensivtäter in einem Jahr um 30 Prozent gesenkt habe. In Sicherheitsfragen bestehe darüber hinaus längst ein enger Austausch zwischen Verwaltung, Polizei und Gremien – beispielsweise in den Bezirksvertretungen, wo die zuständigen Hauptkommissare bei jeder Sitzung Stellung zu sicherheitsrelevanten Themen in den Stadtteilen bezögen.
Auch die ab 1. Juni geplante Kappung der Öffnungszeiten in der Polizeiwache Borbeck rechtfertigt Faßbender vor diesem Hintergrund erneut: „Die dadurch geschaffenen Motorradstreifen werden das Sicherheitsgefühl stärken.“ Nichtsdestotrotz ist die Verwaltung aktuell damit beauftragt, ein Konzept für die Präventionsbeiräte zu erstellen. Wie weit das gediehen ist, dazu war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.