Essen. Der Kampf gegen die gut organisierten Banden bleibt eine der größten Herausforderungen für die Essener Behörde. Während die Zahl der Straftaten insgesamt sank, nahm sie bei den Einbrüchen leicht zu.

Trotz aller Aufklärungskampagnen, den Großkontrollen auf der Straße und der Präsenz der Einsatztrupps in den Wohnvierteln – der Kampf der Polizei gegen höchst mobile Einbrecherbanden ist selten von Erfolg gekrönt und bleibt eine der größten Herausforderungen für die Essener Behörde: „Das ist das Thema Nummer Eins, Entwarnung kann es noch nicht geben“, räumte Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr am Montag bei der Vorlage der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr ein: 2381 Einbrüche in Wohnungen registrierte die Kripo. Das waren 32 mehr als in 2012. Was abgenommen hat, war allein die Aufklärungsquote: Die lag bei 8,11 Prozent und war damit so dramatisch niedrig wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Was heißt: Nur jeder zwölfte Einbruch in dieser Stadt wird aufgeklärt. Im Landesschnitt ist es jeder siebte. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, meinte Martina Thon, Leitende Kriminaldirektorin und seit Januar Kripo-Chefin der Essener Behörde: „Das ist die große Aufgabe, vor der wir stehen.“ Am Wochenende konnte zwar ein notorischer Einbrecher bei einer konzertierten Aktion festgenommen werden. Der Heranwachsende ist jedoch nur einer von 27 Intensivtätern, um die sich die Essener Polizei verstärkt kümmert. 366 sind es landesweit. Auf deren Konto gehen allein 6600 Eigentumsstraftaten.

Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch weitaus höher sein, schätzt Thon: „Die Umsetzung des Repressionskonzeptes des Landes wird uns nach vorne bringen.“ Mit zentralen und personenbezogenen Ermittlungen, zusätzlichen Kontrollaktionen und auch verdeckten Maßnahmen will die Polizei den meist gut organisierten Einbrecherbanden stärker auf die Füße treten, bis sie merken: „In Essen wird uns die Luft zu heiß.“ Zehn der Essener Täter sitzen bereits in Haft, vier warten auf ihren Prozess, während Komplizen ihren schmutzigen Job erledigen.

Nicht nur Villenviertel sind betroffen

Längst haben die Banden die Villenviertel hinter sich gelassen, finden auch in sozial schwächeren Quartieren und in nahezu jeder Mietwohnung das, was sie suchen: Bargeld, Schmuck, Elektronik. Thon appelliert deshalb auch an die Eigentümer von Mietshäusern, für einen guten Einbruchschutz zu sorgen: „Das Einzige, was wirkt, sind technische Sicherungen.“ Und die kosten „keine horrenden Summen“. Immerhin 956 Mal scheiterten Ganoven im vergangenen Jahr bei dem Versuch, in eine Wohnung zu gelangen. Den durch Einbrüche insgesamt entstandenen wirtschaftlichen Schaden bezifferte die Polizei auf knapp 7,3 Millionen Euro.

Trotz dieser Zahlen: Für die Polizeipräsidentin ist Essen insgesamt eine „ausgesprochen sichere Stadt“. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, sei weitaus geringer als etwa in Köln, Düsseldorf, Dortmund oder Duisburg. 57.317 Delikte wurden der Polizei im vergangenen Jahr bekannt. Das ist ein Rückgang um 5,27 Prozent. Leider sank auch die Aufklärungsquote um 1,66 Prozentpunkte. Rein rechnerisch wird jede zweite Straftat aufgeklärt. Der Ausreißer nach oben findet sich wie immer bei den Straftaten gegen das Leben: Alle 13 des vergangenen Jahres wurden geklärt und 17 Tatverdächtige ermittelt. Jede zehnte Tat war ein so genanntes Rohheitsdelikt. 699 Mal ermittelten die Beamten nach einem Raub auf Straßen, Wegen. Plätzen. Das waren 60 Fälle mehr als im Jahr zuvor.

Körperverletzungen nahmen zu

Auch die Körperverletzungen nahmen zu. Ihre Zahl stieg von 3.758 auf 3.864. Erfolge konnte einmal mehr die Ermittlungskommission Jugend verbuchen: Die Kriminalität bei den unter 21-Jährigen ist insgesamt rückläufig. Allerdings werden die Täter immer jünger (die NRZ berichtete).

Der schwere Diebstahl markiert ein deutliches Minus: Mit 13.899 Fällen gingen 2.198 weniger in die Behördenstatistik ein als noch im Jahr zuvor und die Zahl der Drogentoten war im vergangenen Jahr historisch niedrig: Sieben Menschen starben an den Folgen ihres Rauschgiftkonsums – so wenige wie seit 1998 nicht mehr.