Essen. Christoph Wichmann ist Schulseelsorger am Bischöflichen Schulzentrum in Essen. Der 35-Jährige ist Ansprechpartner für rund 1800 Schüler und Schülerinnen. Einer, der zuhört und hilft in vielen Lebenslagen. Und der auch immer wieder gebeten wird, eine Taufe oder eine Hochzeit zu machen.
Er studierte Theologie in Bochum, Innsbruck und Wien. Im Mai 2007 wurde Christoph Wichmann zum Priester geweiht und arbeitete danach als Kaplan in der Pfarrei St. Nikolaus – in Essen-Stoppenberg. Seit September 2011 ist der Gelsenkirchener Schulseelsorger am Bischöflichen Schulzentrum in Stoppenberg. Hier lädt der 35-Jährige nicht nur zu Gottesdiensten ein, sondern ist in vielen Lebenslagen Ansprechpartner für rund 1800 Schülerinnen und Schüler, deren Lehrer und Eltern.
Am Gymnasium des Schulzentrums arbeitet Christoph Wichmann mit einer Psychologin und einem Schulsozialarbeiter zusammen. „Wir ergänzen uns in unserer Arbeit. Wenn ein Mädchen mit Magersucht zu mir kommt, kann ich ihr zwar fromme Worte mit auf den Weg geben. Aber das wird ihr nicht weiterhelfen. Da bin ich der falsche Ansprechpartner.“
Die Lehrer unterstützt der Priester im Unterricht, wenn es sich anbietet. „Etwa, wenn es um ethische Fragen geht, im Geschichts-Unterricht um die Kreuzzüge oder wenn das Thema Kirche als Unternehmen auf dem Stundenplan steht.“ Drei bis vier Gottesdienste hält der Schulseelsorger am Schulzentrum in der Woche, greift hier auch Themen auf, die im Unterricht behandelt werden, wie etwa die Fastenzeit, aber auch die Lage in der Ukraine. Schüler suchen mit ihm das Gespräch, wenn sie die Scheidung der Eltern bedrückt, in der Familie jemand schwer erkrankt ist, Großeltern versterben.
Ein Seelsorger, der gerne kickert und ein Schalke-Fan ist
Ein Schulzentrum mit vier Schulen
An Essener Schulen, die in der Trägerschaft des Bistums Essen sind, sind drei Schulseelsorger beschäftigt. Zwei von ihnen sind Priester.
Zum „Schulzentrum am Stoppenberg“, in der Trägerschaft des Bistums Essen, gehören eine Haupt-, eine Realschule, ein Gymnasium sowie Essens einzige Sekundarschule. Diese werden von rund 1800 Schülern und Schülerinnen besucht.
Weil viele Menschen heute „durch die Zusammenlegung von Pfarreien“ gar nicht mehr wissen, wo ihr Gemeindebüro ist, „ihren Pastor nicht mehr kennen“, wird Wichmann auch immer wieder gebeten, Babys zu taufen, Trauungen vorzunehmen oder ein Familienmitglied zu beerdigen. Für viele Menschen sei er der einzige Kontakt zur Kirche, sagt der Priester. „In der Schule gebe ich Kirche ein Gesicht.“
„Ein junges Gesicht“, wie Rüdiger Göbel, Rektor des Gymnasiums des Schulzentrums betont. „Da sehen die Schüler einen Seelsorger, der gerne kickert, Tischtennis spielt, der ein Schalke-Fan ist.“ Keinen, „der mit dem Weihrauch-Fass durch die Gegend läuft“, wie der Schulleiter schmunzelnd hinzufügt. Christoph Wichmann schätzt seine Arbeit als Schulseelsorger auch, „weil man wohl nirgendwo sonst die Möglichkeit hat, so viele junge Menschen zu erreichen“. Auf dem Gelände des Schulzentrums gibt es ein „Haus der Stille“. Das ist mittags für die Schüler geöffnet ist. Ein Ort für die innere Einkehr, zum Ausruhen, für das Gebet, eine Phantasie-Reise oder einen kurzen Mittagsschlaf – und ein Platz, an dem der 35-Jährige Schulgottesdienste abhält.
Das „Haus der Stille“ hat auch eine kleine „Klagemauer“. Schüler schreiben ihre Hoffnungen, Sorgen und Ängste auf Zettelchen und stecken diese zwischen die Steine. Liest er das, was da geschrieben steht? „Nein, das ist nicht für mich. Das ist ganz intim, ganz privat!“