Essen. Rund 1,5 Millionen Euro stehen in Essen in diesem Jahr noch für Schulsozialarbeiter zur Verfügung. Ob es im kommenden Jahr auch noch Geld für deren wichtige Arbeit geben wird, ist laut städtischem Bildungsbüro noch fraglich. Schulen wie das Robert-Schmidt-Berufskolleg betonen: Ohne Schulsozialarbeiter geht es nicht.

Rund 1,5 Millionen Euro stehen in Essen in diesem Jahr zur Verfügung, um Schulsozialarbeiter zu bezahlen. Geld vom Bund, das es für diese wichtige Aufgabe noch gibt, weil es 2013 nicht abgerufen wurde. Ob Schulsozialarbeiter auch noch 2015 in Essen finanziert werden können, ist unklar. Schulen wie das Robert-Schmidt-Berufskolleg oder das Berufskolleg Ost weisen daraufhin, wie wichtig diese Kräfte für sie sind. Weil Schulen heute neben der reinen Wissensvermittlung immer mehr soziale Arbeit leisten müssen. „Und diese können Lehrer allein nicht bewältigen“, betont Friedrich Hanßen, Rektor des Robert-Schmidt-Berufskollegs.

Rund 2700 Schüler besuchen die städtische Schule für Wirtschaft und Verwaltung, an der es zwei Schulsozialarbeiterinnen gibt – Aldona Trzak und Ina Wolbeck. Letztere ist an zwei Tagen am Berufskolleg, Sozialpädagogin Trzak, die auf einer Lehrerstelle „sitzt“, an zweieinhalb Tagen. Beide Frauen kümmern sich um Schulschwänzer, um junge Leute, die schulische und/oder private Sorgen haben, die auffallen, weil sie den Unterricht stören, sich respektlos oder aggressiv verhalten, ein psychisches, ein Alkohol- oder Drogen-Problem haben.

„Den Leuten fehlt eine Lobby“, heißt es beim Berufskolleg Ost

„Eigentlich hätte jeder dritte unserer Schüler einen Beratungsbedarf“, sagt Friedrich Hanßen. In den Schulen spiegele es sich eben wider, dass sich die Gesellschaft verändert habe, erklärt Aldona Trzak. „Da sind Schüler etwa belastet durch Probleme, die es vielleicht zu Hause gibt.“ Da mangele es häufig an sozialen Kompetenzen und dem Vermögen, konfliktfähig zu sein. Rektor Hanßen: „Da so etwas später auch von keinem Arbeitgeber akzeptiert wird, erwarten wir in der Schule ein Verhalten wie im Beruf.“

CDU und SPD machen sich für Kontinuität stark

Cordula Schare, beim städtischen Bildungsbüro zuständig für die schulbezogene Jugendsozialarbeit, betont, dass die Finanzierung für Schulsozialarbeiter am 31. Dezember auslaufen wird. „In diesem Jahr haben wir noch Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes, das 2013 nicht abgerufen wurde.“ Zehn Schulsozialarbeiter seien bis Ende vergangenen Jahres an sechs Essener Berufskollegs beschäftigt gewesen. „In diesem Jahr gibt es dafür dort noch 7,25 Stellen.“

Dass die Schulsozialarbeit erfolgreich sei, stehe außer Frage, betont Schare. „Aber wir wissen derzeit noch nicht, wie es im kommenden Jahr weitergehen soll.“

Die Ratsfraktionen von CDU und SPD setzen sich für eine Sicherung der Schulsozialarbeit und ein diesbezügliches Dauerkonzept ein. Dirk Kalweit, sozialpolitischer Sprecher der Essener CDU-Fraktion, hält dies für eine Aufgabe des Landes. Die Landesregierung habe gewusst, dass die Mittel des Bundes für Schulsozialarbeit nur bis zum 31. Dezember 2013 zur Verfügung standen, so Kalweit. Trotzdem habe sie nichts unternommen, um „die Finanzierung sicherzustellen“.

Die Essener SPD-Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp weist daraufhin, dass die Landesregierung mit den Kommunen nach Möglichkeiten suche, die Schulsozialarbeit langfristig anbieten zu können.

Um dies deutlich zu machen und Hilfe anzubieten, sei das Engagement seiner Sozialarbeiterinnen so wichtig. „Ohne sie wird es nicht gehen. Denn die Schüler, die sonst durch den Rost fallen, werden unsere Gesellschaft später teuer zu stehen kommen.“ Eine Einschätzung, die der Lehrer Franz-Josef Kathmann teilt, der am Berufskolleg Ost für die Berufsvorbereitung zuständig ist. Zwei Sozialarbeiter gab es an seiner Schule, die rund 3300 Schüler besuchen, im vergangenen Jahr. Von ihnen profitierte nur eine einzige Klasse, in der Jugendliche ohne Ausbildungsplatz unterrichtet werden.

Schulsozialarbeit müsse kontinuierlich stattfinden

„Die Arbeit der Schulsozialarbeiter hat sehr viel gebracht. Die haben sich um die Schulverweigerer gekümmert, die oft aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen und auch noch andere Probleme haben.“ Schulsozialarbeit müsse kontinuierlich stattfinden, meint der Lehrer. Der aber auch glaubt, dass sich um diese „schwierige Klientel“ eigentlich niemand so richtig kümmern wolle. „Den Leuten fehlt einfach eine Lobby.“

Seit Januar hat das Berufskolleg Ost nur noch eine Schulsozialarbeiterin. Kathmann: „Sie kommt an einem Tag – für ein paar Stunden. Ein Tropfen auf den heißen Stein.“