Essen. Das Berufskolleg Essen-Mitte konnte zeitweise vier Sozialarbeiter der Jugendhilfe an der Schule beschäftigen. Ab Januar fehlt dafür das Geld. Es gibt keine Anschluss-Finanzierung. Die Schule fürchtet, dass etlichen Schülern deswegen nicht die Hilfe zuteil wird, die sie für einen erfolgreichen Abschluss brauchen.

Das Berufskolleg Essen-Mitte. Rund 2000 Schüler, 85 Prozent von ihnen sind junge Männer. Hier drücken die die Schulbank, die einmal als Berufskraftfahrer unterwegs sind, die es ins Kfz-Handwerk zieht oder die Anlagenmechaniker werden möchten. Dann gibt es dort Klassen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, sogenannte JoA-Klassen, mit Schülern ohne Lehrstellen oder welchen, die hier noch ihren Hauptschulabschluss machen wollen.

In den „JoA“-Klassen ist Sozialarbeiter Jan Veldboom im Einsatz. Der 50-Jährige wurde zeitweise von vier weiteren Sozialarbeitern unterstützt, die von der Essener Jugendhilfe kamen. Ab Januar wird Veldboom ohne Kollegen auskommen müssen. Denn für sie gibt es kein Geld mehr.

Zusätzliche Sozialarbeiter sind von Stadt Essen aus Rückzahlung des Bundes finanziert worden

„Dieses Projekt der schulbezogenen Jugendsozialarbeit war für zwei Jahre angelegt. Es war klar, dass es zum Jahresende ausläuft“, erklärt Andrea Becker, bei der Jugendhilfe zuständig für den Bereich „Beratung und Flankierung“. Die zusätzlichen Sozialarbeiter für das Berufskolleg seien von der Stadt aus Rückzahlungen des Bundes finanziert worden. „Und es gibt keine Anschluss-Finanzierung.“ Zwei Sozialarbeiter hätten sich schon vor Monaten wegbeworben, „da sie befristete Verträge hatten“.

Pfarrer Robert Liess, der an der Schule evangelische Religion unterrichtet, glaubt, dass an dieser Stelle fehlendes Geld später anderswo gesellschaftliche Kosten verursachen wird. „Da werden viele keinen Schulabschluss machen und wenig oder keine Chancen auf eine Lehrstelle haben.“ Denn in den „JoA“-Klassen säßen etliche junge Menschen, die über das Schulische hinaus dringend Hilfe benötigten. „Da gibt es welche, die durch Drogen oder Alkohol aus der Bahn geworfen wurden, andere, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und es gibt viele Schulverweigerer."

Schulsozialarbeiter entschärft Konflikte oder kümmert sich um Praktikumsplätze

Schulsozialarbeiter Veldboom, der der Berufsschule erhalten bleibt, weil er auf eine Lehrerstelle eingestellt wurde, sitzt mit im Unterricht, hat hier für jeden ein offenes Ohr, entschärft Konflikte, kümmert sich vor allem auch um Praktikumsplätze für die Schüler. „Alleine kann ich das alles nicht schaffen“, sagt der 50-Jährige.

Wie die Jugendhilfe ist auch die Essener „Boje“ Träger schulbezogener Jugendsozialarbeit und hatte hierfür bislang sieben Leute im Einsatz. „Drei Sozialarbeiter waren am Hugo-Kükelhaus-Berufskolleg“, so „Boje“-Leiterin Marion Stock. Auch sie hat für diese Kräfte ab Januar kein Geld mehr. Was Stock sehr bedauert: „Weil wir mit Zahlen belegen können, dass deren Arbeit sehr erfolgreich war. Es gab 30 Prozent mehr junge Menschen, die einen Schulabschluss gemacht haben. Diese Sozialarbeiter werden fehlen.“

Auch weitere Berufskollegs sind von den Streichungen betroffen: Die vier Sozialarbeiter der Essener Jugendhilfe haben nicht nur am Berufskolleg Essen-Mitte gearbeitet, sondern auch am Berufskolleg Ost und am Robert-Schmidt-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung. Neben der Jugendhilfe gibt es in Essen noch zwei weitere, freie Träger der schulbezogenen Jugendsozialarbeit: „die Boje“ und das „CJD Zehnthof“.