Essen. Im vergangenen Jahr ging es bei den Mietpreisen in Essen teils sprunghaft nach oben. Die Kaltmieten stiegen in Essen 2013 um bis zu neun Prozent, berichtet der Immobilienverband IVD. Essen liegt damit auch im Ruhrgebiets-Ranking an der Spitze. Experten gehen von einem weiteren Aufwärtstrend aus.

Die Mietpreise in Essen sind in den vergangenen zwölf Monaten im Ruhrgebietsvergleich am stärksten gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Preisspiegel des Immobilienverbandes IVD West hervor, den dieser am Dienstag präsentierte.

Demnach haben die Nettokaltmieten in Essen im vorigen Jahr je nach Lage und Baujahr der Wohnung um bis zu neun Prozent zugelegt. Revierweit waren es im Schnitt 3,5 Prozent. „Mit durchschnittlich 7 Euro pro Quadratmeter liegt Essen auch an der Spitze des Mietpreisrankings im Ruhrgebiet“, so der IVD West in seiner Analyse.

Ungepflegte Häuser immer schwerer vermietbar

Dennoch spricht Makler Detlef van der Meulen von einem ausgeglichenen Mietwohnungsmarkt in der Stadt. „Wer eine Wohnung sucht, findet auch eine zu vernünftigen Preisen“, sagt er. Nach dem IVD-Bericht beginnen die Kaltmieten in Essen für Wohnungen in einfachen Lagen ab 4,20 bis 4,50 Euro. Für Neubau-Quartiere in Toplagen müssten dagegen durchaus um die 10 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Gerade in diesem Segment stiegen die Mieten in letzter Zeit besonders. Von Düsseldorfer Verhältnissen, wo in guten Lagen mittlerweile im Schnitt 15 Euro (plus 15 Prozent) bezahlt werden müssen, sei Essen aber noch deutlich entfernt.

Dagegen lassen sich einfach ausgestattete Wohnungen in ungepflegten Häusern immer schlechter vermieten, so van der Meulen. „Hausflure mit Kaugummi-Flecken oder zerbeulte Briefkästen – das geht nicht mehr, selbst bei einfachen Ansprüchen an die eigenen vier Wände“, sagt der Makler.

"Neubau nur durch den Abriss von Altem"

Auch unmoderne Bäder, Heizungsanlagen oder heruntergekommene Böden seien für viele Mieter mittlerweile ein Ausschlusskriterium. Allerdings gebe es in vielen Mietshäusern einen Sanierungsstau, weil sich angesichts der vergleichsweise niedrigen Mieten eine Modernisierung nicht rechne. „Mit den heutigen Baukosten sind solche Investments kaum darstellbar“, so der IVD, der angesichts dessen vor den geplanten Mietpreisbremsen warnte.

In diesem Jahr rechnet der IVD weiterhin mit leicht steigenden Mietpreisen in Essen. Allerdings erwarte man in den „mittleren Segmenten“ keine großen Sprünge, so van der Meulen.

Auch bei den Preisen für Eigentumswohnungen und Häusern werde es wohl weiter leicht bergauf gehen. Geschuldet sei dies dem knappen Angebot und der hohen Nachfrage auf dem Markt. „In Essen fehlen Einfamilien- und Zweifamilienhäuser zwischen 200.000 und 500.000 Euro und Kapitalanlage-Objekte“, so van der Meulen. Um dem Wunsch nach mehr Neubauten in Essen gerecht zu werden, forderte van der Meulen mehr Mut zum Abriss alter Gebäude. „Wir haben keine Grundstücke, die wir bebauen können. Wir bekommen in Essen Neubau nur durch den Abriss von Altem“, sagte er. Die Klagen mancher Bürger darüber könne er deshalb nicht verstehen.