Essen. Nach Jahren des Rückgangs müssen Käufer in Essen seit einiger Zeit wieder mehr fürs Wohneigentum zahlen. Die Landesbausparkassen sprechen sogar von einem sprunghaften Anstieg der Preise in diesem Jahr.

Eigentumswohnungen in Essen waren in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren zwar keine Goldgrube. Aber nach einem Preisverfall Mitte des letzten Jahrzehnts erholen sich die Preise langsam wieder. Das geht aus einer Erhebung des Gutachterausschusses der Stadt hervor, der alle abgeschlossenen Kaufverträge auswertet. „2008 bis 2010 waren die Preise noch nahezu konstant, seither geht es wieder leicht nach oben“, sagte Hans Wolfgang Schaar vom Gutachterausschuss.

Einen Preisverfall wie ihn jetzt das Internetportal Immowelt in Essen ausgemacht haben will, bestätigen die Zahlen des Gutachterausschusses damit nicht. Immowelt hatte die Preise des ersten Halbjahres 2008 mit denen des ersten Halbjahres 2013 verglichen und kam zum Schluss: In Essen zahlen Immobilienkäufer acht Prozent weniger für eine Eigentumswohnung als vor fünf Jahren.

Immobilienportale zeigen nicht alle Angebote des Marktes

„Die Angebote auf Immobilienportalen wie Immowelt zeigen eben immer nur einen Teilbereich des Marktes“, sagt Schaar. So liegen der Auswertung von Immowelt beispielsweise nur die im Portal offerierten Wohnungen zugrunde. Außerdem handelt es sich nur um Angebotspreise. Klar ist damit nicht, wie teuer die Wohnung am Ende tatsächlich den Besitzer gewechselt hat.

Die Zahlen des Gutachterausschusses sind vergleichsweise valider. Allerdings ist eine generelle Aussage über die Preis-Entwicklung auf dem Immobilienmarkt ohnehin schwierig. Denn je nach Ausstattung, Lage und Alter können die Preise stark variieren.

Auch LBS hat Preisauftrieb beobachtet

Im Durchschnitt zahlten Käufer 2012 rund 1670 Euro pro Quadratmeter – und das unabhängig von Alter, Lage, Ausstattung und Bauzustand, so der Gutachterausschuss. 2003 bis 2006 gingen Eigentumswohnung im Schnitt nur für unter 1600 Euro weg. Grund für die Preisentwicklung nach oben dürfte zum einen die gestiegene Nachfrage in Essen sein, zum anderen entstanden in jüngster Zeit viele neue Eigentumswohnungen mit teils hochwertigen Ausstattungen.

Auch die LBS hat – anders als Immowelt – in einer aktuellen Marktanalyse einen Preisauftrieb in den vergangenen fünf Jahren in Essen gemessen. Die LBS bildete dafür einen Median, der nur die häufigsten Verkäufe betrachtet. Damit werden Ausreißer nach oben und unten getilgt. Laut LBS lagen die Quadratmeter-Preise bei Gebrauchtimmobilien im Jahr 2008 bei 1200 Euro. Danach veränderten sie sich kaum, stiegen aber dieses Jahr im Vergleich zum vergangenen sprunghaft an – um 17 Prozent auf aktuell 1400 Euro. Noch deutlicher ging es bei neu gebauten Eigentumswohnungen nach oben. Käufer legten dafür 2013 rund 2500 Euro pro Quadratmeter an – 25 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Einziger Wermutstropfen der Immobilienbranche: Häufig gibt es zu wenige Grundstücke und Verkaufswillige, um die Nachfrage zu befriedigen.