Essen. Die „Neue Contilia“, ein Zusammschluss von zwei Essener Klinik-Verbünden, setzt bei der Arbeit auf eine Bündelung von Kompetenzen zum Wohl der Patienten. 4500 Beschäftigte gibt es in den vier Krankenhäusern, den elf Senioren-Einrichtungen, den angeschlossenen Fachkliniken und Pflegediensten des neuen Verbundes.

Ob der Patient nach der Blinddarmentfernung drei, fünf oder sieben Tage in der Klinik bleibt, entscheidet über Gewinn, Kostendeckung oder Verlust des Hauses. Die Pauschale, die seine Krankenkasse für den Klinik-Aufenthalt zahlt, ist in jedem Fall gleich – was die Krankenhaus-Landschaft durcheinander wirbelt. Immer mehr Häuser, wie jüngst das Elisabeth-Krankenhaus und die Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, schließen sich zusammen – zu schlagkräftigen Verbünden.

Der Begriff des Kompetenz-Zentrums darf im Verdrängungskampf am Markt als „Schlagwort“ der Zeit gelten. Denn dahinter verbergen sich hohe Fallzahlen, routinierte, hochspezialisierte Operateure und eine Organisation – ablauftechnisch wie wirtschaftlich – mit der sich Geld verdienen lässt und die nicht zuletzt dem Patienten gute Behandlungsergebnisse bietet.

„Da müssen wir schauen, wer besser aufgestellt ist“

Hinzu kommt: Funktionsbereiche, die sich für ein Krankenhaus nicht wirtschaftlich betreiben lassen, können im anderen Haus längst gut laufendes Kompetenz-Zentrum sein. Womit sich beide ergänzen, in ihrem Leistungsspektrum breit aufgestellt sind und dem Patienten alles aus einer Hand anbieten können.

Kliniken wollen an christlichen Leitlinien festhalten

Trotz des Verbundes aus medizinischen und wirtschaftlichen Erwägungen – an ihren christlichen Leitlinien wollen die Contilia-Gruppe (Elisabeth-Krankenhaus und St. Marien-Hospital Mülheim) sowie die Kath. Kliniken Ruhrhalbinsel (St. Josef-Krankenhaus Kupferdreh und St. Elisabeth-Krankenhaus Hattingen-Niederwenigern) weiter festhalten. Der Gemeinnützigkeit durch Ordens-Richtlinien verpflichtet, fließen die erwirtschafteten Gewinne stets in die Häuser zurück.

Eine „Dachmarken-Strategie“

Beide Häuser betonen, nicht aus wirtschaftlicher Not die Partnerschaft gesucht zu haben, sondern auf starke Partner zu setzen, die dazu beitragen, dass man auch weiterhin Tariflöhne zahlen und damit gutes Personal an die Häuser binden könne. „Jedes der Häuser, ob Krankenhaus, Fachklinik oder Senioreneinrichtung, hat eine eigene Identität, die wir erhalten wollen“, sagt „Neue Contilia“-Geschäftsführer Heinz D. Diste. „Aus diesem Grund haben wir eine Dachmarken-Strategie gewählt.“ Womit die „Neue Contilia“ zukunftsfähig aufgestellt ist. Bestehen muss sie am Markt jedoch gegen Krankenhaus-Verbünde, die teils nicht mehr tarifgebunden arbeiten und ihre Leistungen damit deutlich kostengünstiger anbieten können. Ein Umstand, der weitere Verschiebungen in der Trägerlandschaft zur Folge haben wird.

Beispiel: Ruhrhalbinsel. In Kupferdreh gibt es hohe Kompetenzen in den Bereichen Neurologie und Plastische Chirurgie. „Da sind wir im Elisabeth-Krankenhaus eher schwach aufgestellt“, sagt Dr. Dirk Albrecht, der nach dem Zusammenschluss beider Klinik-Verbünde als einer von drei Geschäftsführern die Geschicke der „Neuen Contilia“ lenken wird.

Auf der anderen Seite, so betont Geschäftsführer Martin Blasig, bringe das Elisabeth-Krankenhaus in die „Klinik-Ehe“ hervorragende Kompetenzen in der Geburts- und Kinderklinik und in der Kardiologie ein. „Darüber hinaus gibt es Bereiche, in denen wir uns überschneiden, da müssen wir schauen, wer besser aufgestellt ist.“ Davon könne das andere Haus lernen und profitieren. Das Elisabeth-Krankenhaus etwa betreibt das Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen, die Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel haben im St. Elisabeth-Krankenhaus Hattingen-Niederwenigern ebenfalls eine Geriatrie.

Ethisch-konfessioneller Leitgedanke

Ob damit zu rechnen ist, dass Betriebsteile geschlossen werden? Dagegen stehe der ethisch-konfessionelle Leitgedanke, dem sich beide Häuser verpflichtet fühlen, heißt es. „Für die Angestellten beider Häuser ist es ja gerade interessant, in einem großen Verbund zu arbeiten, weil sie beruflich ganz andere Perspektiven haben, sich in neue Richtungen entwickeln können“, sagt Geschäftsführer Heinz. D. Diste. 4500 Beschäftigte gibt es in den vier Krankenhäusern, den elf Senioren-Einrichtungen, den angeschlossenen Fachkliniken sowie den Pflegediensten, die alle dem Verbund der „Neuen Contilia“ angehören.

Jährlich setzt die Gruppe mit ihren Einrichtungen 300 Millionen Euro um. Was dem Verbund eine deutlich verbesserte Verhandlungsposition für den Einkauf von Heil- und Hilfsmitteln, Arzneien und medizinischen Geräten sichert, wie man betont.