Essen. . Bei vielen Essener Krankenhäusern besteht „erhöhter Sanierungsbedarf“. Einige Kliniken bauen daher im kommenden Jahr neue Bettenflügel, Operationssäle und Parkhäuser. Andere wollen die medizintechnische Ausstattung verbessern. Die große Übersicht über alle Krankenhäuser: Was wird gebaut, wo wird investiert und wie viel kostet das?

Patienten erwarten inzwischen weit mehr als nur ein schlichtes Bett und einen Gemeinschaftsraum irgendwo am Ende des Gangs. In den vergangenen Jahren wurde massiv in die Ausstattung der Krankenhäuser investiert. „Erhöhter Sanierungsbedarf“ heißt das in der Verwaltungssprache. Auch für 2014 Jahr sind einige millionenschwere Projekte geplant. Einige Häuser bauen neue Bettenflügel, andere wollen die medizintechnische Ausstattung verbessern. Die NRZ hat sich daher in den Krankenhäusern umgehört.

Das Elisabeth-Krankenhaus bietet mehr als 600 stationären Patienten Platz. Im neuen Jahr will man „deutlich mehr ausgeben“ als bisher. Dieses Jahr befasse man sich noch mit der Fertigstellung von Haus Berge (Klinik für Geriatrie), so der kaufmännische Geschäftsführer Johannes Hartmann. „Danach wollen wir uns dem Hauptgebäude widmen.“ Man wolle zusätzliche Bettenkapazitäten schaffen und eine neue OP-Situation herstellen. „Wir befassen uns momentan mit der baulichen Zielplanung. Wir liegen da im zweistelligen Millionenbereich, allerdings über mehrere Jahre verteilt.“ Auch im Elisabeth-Krankenhaus werden nach und nach alle Stationen kernsaniert. Dazu kommen Ersatzinvestitionen in der Größenordnung von einer Million Euro. Hartmann: „Außerdem werden wir eine neue Dialysestation bauen und in einem anderen Bereich unterbringen. Dafür rechnen wir mit 2,5 Millionen Euro.“

Das Alfried-Krupp-Krankenhaus zählt in Rüttenscheid und Steele (ehemaliges Krankenhaus Lutherhaus) 573 Betten, verteilt auf elf Kliniken. Da bei einigen Gebäuden „erhöhter Sanierungsbedarf“ besteht, wird die Krankenhausverwaltung die Investitionen 2014 um fünf Prozent erhöhen. Betroffen ist vor allem das Areal in Steele. „Der größte Posten ist der Bereich der Stationsrenovierung. Pro Jahr geben wir dafür rund 5 Millionen Euro aus“, berichtet Horst Jeschke, Vorsitzender der Geschäftsführung. Insgesamt wird die Sanierung rund 36 Millionen Euro kosten. Dazu kommen noch medizinische Großgeräte und Kosten für sonstige Ausstattung. „Einen Teil finanzieren wir aus Eigenmitteln und einen Teil aus Fördermitteln. Wir verwenden kein Fremdkapital und bei dieser Handhabung werden wir auch bleiben“.

Das LVR-Klinikum verfügt über 220 Betten sowie 70 Tagesklinikplätze im psychiatrischen Bereich. Momentan wird dort fleißig gebaut: Die Gebäude wurden vor 39 Jahren errichtet und müssen dementsprechend kernsaniert werden. „Vor 40 Jahren sah eine psychiatrische Klinik anders aus als heute“, erklärt die kaufmännische Direktorin Jane Splett. „Wir werden den Standard an die heutige Zeit anpassen und auch eine Komfort-Station anbieten.“. Veränderungen gibt es auch in Sicherheitsfragen, wie etwa dem Brandschutz.

Bereits seit drei Jahren laufen am LVR-Klinikum zwei Großprojekte mit einem Gesamtvolumen von 54 Millionen Euro. Dazu gehört die Sanierung der bestehenden Gebäude, die im kommenden Jahr abgeschlossen wird. „Punkt zwei betrifft den Neubau der Kinder- und Jugendpsychologie. Die Kosten belaufen sich auf 21 Millionen Euro, wovon 17 Millionen aus dem Konjunkturprogramm finanziert wurden“, berichtet Splett. Grundsätzlich erhält das LVR-Klinikum vom Land eine jährliche Baupauschale in Höhe von 350.000 Euro. Die restlichen Kosten müssen über zinsgünstige Kommunaldarlehen finanziert werden. Mit den erhofften Einnahmen aus dem Komfortbereich und anderen Gewinnen will man dem Träger die geliehene Summe in den kommenden Jahren zurückzahlen. Daher werden die Bautätigkeiten in naher Zukunft erst einmal zurückgefahren.

Die Kliniken Essen-Mitte (Huyssensstift und Knappschafts-Krankenhaus) verfügen über zwölf Kliniken mit 700 Betten und verschiedene Angebote in Form von Tageskliniken. Ein Behandlungsschwerpunkt ist das Ambulante Tumorzentrum am Huyssenstift. Das Magazin „Focus“ hat 2012 eine bundesweite Analyse aller Krankenhäuser erstellt. Ergebnis: Die Kliniken Essen-Mitte landeten dabei auf Platz 45 aller 2.100 Kliniken in Deutschland und auf Platz 2 der nicht-universitären Häuser in NRW.

Investitionen in Höhe von 70 Millionen Euro gab es etwa in der jüngeren Vergangenheit. Das Geld floss in Ausstattung und Gebäude sowie in den Wahlleistungsbereich. „Ab dem nächsten Jahr ist der gesetzliche Bereich an der Reihe. Dafür sind 40 Millionen Euro vorgesehen“, sagt Sprecher Björn Kasper. Die Sanierung sei beschlossen, man hole nun Angebote ein. „Bisher ist noch offen, ob wir im laufenden Betrieb sanieren oder einen Teil der Gebäude des Huyssenstift neu bauen.“ Kasper rechnet vor: Alleine in der Urologie habe man mit dem „Da Vinci“ gleich zwei Roboter angeschafft, die jeweils 1,5 Millionen Euro kosten. Momentan wird auch das Evangelische Krankenhaus in Werden durch den Klinikverbund betreut (ehemals Kliniken Essen-Süd). In Werden eröffnet zum 1. Januar eine Geriatrie. „Komplett mit Chefarzt“, so Kasper . Die Augenambulanz wurde saniert und für die Renovierung einiger Stationen sind eine Million Euro eingeplant.

Die Fachklinik Rhein-Ruhr ist eine Rehabilitationsklinik mit 455 Betten. Das auch „MediClin“ genannte Krankenhaus besteht seit 1978 und investiert jährlich einen sechsstelligen Bereich in Infrastruktur. „Im vorletzten Jahr haben wir den Wirtschaftshof umgebaut. Kürzlich kam noch eine Station in der Neurologie dazu“, berichtet der stellvertretende kaufmännische Leiter Sebastian Klute. Dort gehe es um die Behandlung von Patienten mit verschobenem Tag-Nacht-Rhythmus. „Wir arbeiten dort mit speziellen Lichttherapien“, so Klute weiter. Als privatfinanziertes Unternehmen ist die Fachklinik nicht im Bedarfsplan des Landes aufgelistet. Der Kaufmann wollte sich daher gegenüber der NRZ nicht zu Einzelheiten äußern.

Die Ruhrlandklinik nennt sich selbst das „Haus der Lunge“. Das Fachkrankenhaus mit jährlich 18.000 Patienten wurde vor über 100 Jahren als „Lungenheilstätte Holsterhausen“ gegründet. Als Westdeutsches Lungenzentrum gehört die Ruhrlandklinik zum Universitätsklinikum. Dementsprechend groß ist das Einzugsgebiet der Patienten. „Für das Jahr 2014 sind auch hier eine Reihe von Investitionen geplant, um die Infrastruktur in der Krankenversorgung weiter zu verbessern. So stehen der Ruhrlandklinik jährlich Fördermittel des Landes in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro zur Förderung von Bauinvestitionen und kurzfristigen Anlagegütern zur Verfügung,“ berichtet Sprecher Burkhard Büscher. Diese Summe reiche aber bei weitem nicht aus. Allein in den letzten vier Jahren seien für Sanierungen, Maßnahmen des Brandschutzes, Bau und Investitionen in kurzfristige Anlagegüter rund 20 Millionen Euro verwendet worden. Wie die geplanten Baumaßnahmen 2014 im Einzelnen aussehen werden, konnte Büscher noch nicht sagen.

Das Katholische Klinikum ist ein Verbund von drei Krankenhäusern im Essener Norden. Dazu gehören das Marienhospital Altenessen, das St. Vincenz Krankenhaus und das Philippusstift. Die drei Häuser arbeiten eng zusammen und bieten ein umfangreiches Spektrum an medizinischen Einrichtungen. Bis zu 200.000 Menschen werden jährlich versorgt. „Eines der wichtigsten Ziele ist es, die drei Häuser alle auf dem gleichen Stand zu halten. Das haben wir bisher so gemacht und wollen es auch beibehalten“, unterstreicht Sprecher Oliver Gondolatsch. Über mehrere Jahre werden 12 Millionen Euro in neue Operationssäle, Ambulanzen und Intensivplätze investiert. Dazu kommen Linksherzkathetermessplätze. „Es ist nicht klar, wie lange das dauert“, so der Unternehmenssprecher. „Zusätzlich geben wir jährlich 1,5 Millionen Euro für medizintechnische Geräte aus. Außerdem mehr als 4 Millionen für die Instandhaltung“.

Die Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel bestehen aus zwei Krankenhäusern: Dem St. Josef in Kupferdreh und dem St. Elisabeth in Hattingen-Niederwenigern. Die gemeinnützigen Häuser verfügen zusammen über 443 Betten in zehn Fachkliniken. Zum Verbund gehört auch das Altenkrankenheim St. Josef, welches sich ebenfalls in Kupferdreh befindet und 126 Menschen beherbergt. Im kommenden Jahr will man auch hier weitere Stationen sanieren. „70 bis 80 Prozent der Räumlichkeiten sind bereits renoviert“, erklärt Wolfgang Siewert. Einige hunderttausend Euro müsse man für eine Station rechnen, so der technische Direktor. Viele der Gebäude stammen aus den späten sechziger Jahren und müssten überholt werden. „Es wird natürlich gewisse Instandhaltungen geben – beispielsweise beim Wärmeschutz. Die großen Umbauten sind allerdings bereits abgeschlossen: In den vergangenen Jahren wurden einige Operationssäle gebaut und das Seniorenzentrum erweitert sowie renoviert. „Wir haben auch viel im medizintechnischen Bereich getan und ein Parkhaus angebaut“, berichtet Siewert weiter.

Das Universitätsklinikum ist mit 1291 Betten das größte Krankenhaus und mit 5590 Mitarbeitern auch einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Die 50 Gebäude befinden sich in Holsterhausen, wo 1909 die damaligen „Städtischen Krankenanstalten“ gegründet worden, aus denen 1963 die heutige Uniklinik hervorgegangen ist. Im Jahr 2011 wurden in den verschiedenen Kliniken 48.600 stationäre und 163.000 ambulante Patienten behandelt. Zum Gesamtkomplex gehören auch das Westdeutsche Herzzentrum, das Westdeutsche Kopfschmerzzentrum und das Westdeutsche Tumorzentrum.

Eines der großen Projekte der vergangen Jahre war und ist immer noch die Sanierung der Patientenzimmer, erklärt Eckhard Nagel, ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum. In diesem Jahr wurden außerdem eine Infektionsstation und eine neue Intermediate-Care-Station gebaut. Das Herzzentrum erhielt mit „Herz 6“ zudem eine neue Abteilung. Aber auch für das kommende Jahr sei eine Reihe wichtiger Investitionen geplant. So fließen Mittel aus dem NRW-Landeshaushalt beispielsweise in den Bau einer neuen Kinderklinik und Nuklearmedizin, der 2014 startet. Auch der Neubau der Radiochemie zur Herstellung spezieller Medikamente wird 2014 beginnen.

„Zum Sommersemester 2014 erhalten unsere Medizinstudierende ein neues Lehr- und Lerngebäude, das im März eingeweiht wird“, sagt Nagel. Investitionen würden zudem in die Planung eines neuen Operationstraktes im Augen- und HNO-Bereich fließen. Nagel: „Nicht mit Mitteln des Landes finanziert wird das neue Parkhaus an der Hufelandstraße. Ab 2015 stehen dann 658 Parkplätze zur Verfügung.“

Nachdem der Klinikverbund Süd nicht mehr besteht, wird das katholische St. Josef Krankenhaus in Werden von der Universitätsklinik betreut. Dem Krankenhaus stehen jährliche Landesmittel in Höhe von 750.000 Euro zur Verfügung, so Sprecher Burkhard Büscher. Darüber hinaus wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als 13 Millionen Euro im Sinne der Verbesserung der Krankenversorgung aufgewendet.