Essen. Der Gesundheitsstandort Essen wächst. Mit 700.000 Behandlungen im Jahr ist Essen die Nummer 2 in NRW. Darin sieht die CDU eine Chance für den Fremdenverkehr. Vor allem aus Russland, aus den Niederlanden und Luxemburg kommen – auch gut betuchte – Patienten nach Essen.
Die Essener Kliniken ziehen immer stärker Patienten aus ganz Deutschland und dem Ausland an. „Mit 700.000 Behandlungen im Jahr ist Essen Nummer 1 im Ruhrgebiet, die Nummer 2 in NRW und die Nummer 5 in Deutschland. Das spricht sich herum“, sagt Winfried Book, zuständig für die Gesundheitswirtschaft bei der Wirtschaftsförderung. Dass der Gesundheitsstandort Essen immer attraktiver wird, das will die städtische CDU nun stärker für den Tourismus nutzen.
Vor allem aus Russland, aus den Niederlanden und Luxemburg kommen Patienten nach Essen, so Book. Eine Erhebung des Institutes „Arbeit und Technik“ (IAT) aus dem Jahr 2008 nennt knapp 600 Ausländer, die sich in Essen behandeln ließen. Die Zahl dürfte mittlerweile höher liegen. Die Uniklinik versorgt nach eigenen Angaben jährlich rund 260 Kranke aus dem Ausland, das Krupp-Krankenhaus um die 100. Die meisten der deutschen Patienten kommen laut IAT aus Niedersachsen, Hessen oder Norddeutschland.
Die zunehmende Spezialisierung der Krankenhäuser hilft dem Gesundheitsstandort Essen, der sich besonders in den Bereichen Onkologie, Herz- Kreislauferkrankungen und Neurologie einen Ruf erworben hat, so Book.
Auf gut zahlende Patienten eingerichtet
Die Kliniken haben sich zudem mehr und mehr auf gut zahlende Patienten – ob aus dem In- oder Ausland – eingerichtet. Beispielsweise Huyssenstift oder Krupp-Klinik (Text unten) bieten schon Zimmer mit Hotelcharakter an. „Neben der medizinischen Versorgung muss auch die Unterbringung stimmen“, sagt Horst Defren, Geschäftsführer der Kliniken Essen-Mitte.
Neue Komfortstation in Steele
Hotelcharakter im Krankenhaus: Auch das Alfried-Krupp-Krankenhaus in Steele richtet sich stärker auf die Wünsche gut zahlender Patienten ein und hat jetzt erstmals eine ganze Station modernisiert. Nach einer siebenmonatigen Umbauphase wurde die Station für Privatpatienten kernsaniert. Kosten: rund zwei Millionen Euro.
„Wir haben großen Wert auf ein Gestaltungskonzept mit exklusiver Wohlfühl-Atmosphäre gelegt und reagieren damit auf die Nachfrage“, sagt eine Sprecherin. Für manche Patienten sei es beispielsweise wichtig, Internetzugang im Krankenhaus zu haben.
Die insgesamt 17 Zimmer wurden schlicht, aber modern eingerichtet. Jedes Zimmer ist mit einem Multimediagerät, einem Safe, LCD-Fernseher und Kühlschrank ausgestattet. Für Besucher gibt es eine Lounge. Das größte Zimmer, die Suite, misst 30 Quadratmeter, die kleinsten Zimmer sind im Schnitt 22 Quadratmeter groß.
Die Tourismuswirtschaft hat den Trend ebenfalls erkannt. Im neu eröffneten Hotel im Ruhrturm nutzt man die unmittelbare Nähe zum Elisabeth-Krankenhaus und arbeitet an passenden Unterkunftsangeboten für mitreisende Angehörige. Auch das Management im Sheraton ist für sich überzeugt: „Der Gesundheitstourismus wird zunehmen.“
Thema auf politische Agenda setzen
Stadtgespräch der CDU zum Thema
Die CDU Essen wird ihr nächstes Stadtgespräch am 20. November dem Thema Gesundheitstourismus widmen.
Vertreter des Stadtmarketings und der Tourismuswirtschaft werden u.a. vor Politikern, Wirtschaftsvertretern und Medizinern diskutieren.
Die Essener CDU-Fraktion drängt daher darauf, das Thema auch auf die politische Agenda zu setzen. Viele Patienten kämen mit Partnern oder in ganzen Familienverbünden. Für die Angehörigen müsse man passende Aufenthaltsangebote schnüren, sagt CDU-Ratsfrau Barbara Rörig, die gleichzeitig im Aufsichtsrat der städtischen Marketinggesellschaft EMG sitzt. Die CDU fordert eine Allianz zwischen Krankenhäusern, den Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie der Tourismuswirtschaft. „Es müsste ein Gesamtkonzept sein, das mit medizinischen Leistungen einerseits und Kulturangeboten andererseits wirbt, und das für alle Kliniken“, so Defren.