Essen. Der Essener Kinderarzt Reinhard Kennemann beklagt, dass er Kinder von Asylbewerbern nicht impfen darf. Die Stadt sagt hingegen, in Einzelfällen sei dies möglich. Zur Lösung des Problems soll es nun ein Gespräch mit dem Obmann der Essener Kinderärzte geben.

Zwischen der Stadt und dem Katernberger Kinderarzt Reinhard Kennemann ist ein Streit um die Impfung von Kindern von Asylbewerbern entbrannt. Der 58-Jährige beklagt, dass er diese Jungen und Mädchen in seiner Praxis nicht impfen darf. Dies sei ausschließlich dem Gesundheitsamt vorbehalten, so Kennemann. Der Kinderarzt sagt, dass er, wenn sich an der Situation nichts ändere, die Staatsanwaltschaft bitte, zu prüfen, „ob eventuell ein strafwürdiges Verhalten im Sinne der unterlassenen Hilfeleistung vorliegt.“

Er sehe in seiner Praxis ständig miserable Impfpässe von Kindern von Asylbewerbern. In diesem Quartal habe er bereits 28 Jungen und Mädchen gehabt, die nicht ausreichend geimpft waren. Etwa einen Vierjährigem, dem Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln, zwei Tetanus-Auffrischungen und diverser andere Vorsorgen fehlten. Er habe den Vater wieder nach Hause schicken müssen.

Um das Honorar gehe es Kennemann nicht

Um das Honorar für die Impfung gehe es ihm dabei nicht. „Ich habe einfach etwas dagegen, dass ich in meiner Praxis Kinder ungleich behandeln muss. Das finde ich unmoralisch“, sagt Kennemann. Zudem würden die Kinderärzte die Anamnese ihrer kleinen Patienten besser kennen als die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. In anderen Städten, etwa Düsseldorf oder Gelsenkirchen, dürften die Ärzte Kinder von Asylbewerbern impfen.

Nachgefragt bei der Stadt Essen, erklärt deren Sprecherin Jeanette Kern, dass das Gesundheitsamt entweder zentral und zu bestimmten Terminen impfe, um möglichst viele Menschen zu erreichen, oder direkt in den Asylbewerberheimen die Vorsorge anbiete. Wenn ein Arzt aber bei einem Kind eine Impflücke entdecke, könne er in Rücksprache mit dem Sozialamt das Kind impfen, so Kern.

Die Stadt will nun einen Termin mit dem Obmann der Kinderärzte vereinbaren, um das Problem zu besprechen. Es gebe „Stellschrauben, die wir verändern können, wenn es zu viel Kinder gibt, die nicht geimpft sind“, so Kern. Im Interesse der betroffenen Jungen und Mädchen wäre eine Lösung sicherlich.