Essen. Der Flüchtlingsrat und die Essener Linke sind sich einig: Keine menschenwürdige Unterbringung ohne Ratsbeschluss in der kommenden Woche. Es wird trotz der absehbaren Bundesentscheidung weiterhin mit vielen neuen Asylbewerbern gerechnet. Diese sollten nicht wieder in Turnhallen landen.
Die Politik tut sich zusehends schwerer mit den 14 von der Stadt vorgeschlagenen Asyl-Standorten. Die einen warnen wenige Tage vor der entscheidenden Ratssitzung vor zu großer Eile, die anderen wollen mehr Informationen für die Bürger vor Ort, die dritten fordern eine gerechtere Verteilung der geplanten Heime übers Stadtgebiet.
Schon jetzt ist absehbar: Das Konzept, das die Verwaltung in der vergangenen Wochen präsentiert hat, wird zwei Monate vor der Kommunalwahl den notwendigen politischen Segen nicht bekommen. Es ist das zweite Mal, dass ein Asyl-Vorschlag der Verwaltung scheitert. Und es ist das zweite Mal, dass den Verantwortlichen die Zeit davon läuft, wenn eine Rechnung nicht aufgeht: Dass deutlich weniger Asylbewerber nach Essen kommen, wenn die Bundesregierung die Staaten des Westbalkan als sicher einstufen sollte.
Dabei werde außer Acht gelassen, dass immer mehr Flüchtlinge aus zahlreichen anderen Ländern kommen, wie Kathrin-A. Richter betont. Wie die Pro Asyl-Vorsitzende fürchtet auch die Linke im Rat, dass bald wieder Turnhallen belegt und die „unzumutbaren Behelfsunterkünfte“ weiter betrieben werden müssen. Um das zu verhindern, so Linke-Ratsfrau Gabriele Giesecke, benötige die Stadt im Februar einen Beschluss für den Bau neuer Asyl-Heime.