Essen. . Theodor Wewels Großonkel zog im August 1914 in den Krieg - und war sechs Wochen später tot. Wewel hat elf Feldpostkarten von dem Großonkel, die sein Großvater gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs erhalten hat. Es sind kurze Grüße – sie enden erschreckend, mit dem Tod.
Theodor Wewel aus Rüttenscheid bewahrt elf Feldpostkarten auf, die sein Großvater Gerhard gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs von seinem Bruder Bernhard (Jahrgang 1888, Beruf Bahnarbeiter) erhielt. Es sind kurze Grüße eines 25-Jährigen, die harmlos beginnen und jäh enden werden - mit seinem Tod.
„Die Grausamkeit des Krieges hat meinen Großonkel mit voller Härte getroffen, denn schon nach vier Wochen wurde er in der Schlacht bei St. Quentin verwundet und nur zwei Wochen später starb er qualvoll in einem Feldlazarett fern der Heimat!“, schreibt Theodor Wewel. Und fügt einen flehenden Appell hinzu: „So ähnlich erging es leider vielen Soldaten. Es ist zu hoffen, dass unsere Nachkommen von solch’ schrecklichen Ereignissen verschont bleiben!“.
Theodor Wewel hat uns die Feldpostbriefe in Auszügen zur Verfügung gestellt. Ein erschütterndes Dokument - hier der Wortlaut:
6. August 1914: Lieber Bruder, in bester Gesundheit kann ich mitteilen, dass wir eingekleidet wurden. Vorläufig sind wir bei Leuten untergebracht. Ich bin beim Ersatz-Bataillon 165, 2. Kompanie. Wann wir abfahren, ist unbekannt. Es grüßt Bernhard.
8. August 1914 : Lieber Bruder, ich kann mitteilen, dass ich am Sonnabend ausgerückt bin. Adresse: Reservist Wewel, Inf. Regt. 164, 2. Komp., 10. Armeekorps, 20. Division.
10. August 1914: Lieber Bruder, kann mitteilen, dass wir an der belgischen Grenze gestern um 1.30 Uhr angekommen sind. Abends 7 Uhr Nachricht, dass ich zu den aktiven Kampfeinheiten muss. Den anderen Morgen 7 Uhr sind wir angetreten. Reservist B. Wewel
13. August 1914: Lieber Bruder, kann mitteilen, dass wir jetzt noch gesund sind. Es ist hier sehr gebirgig, es geht nur bergauf und bergab, es geht auf Leben und Tod! Feind haben wir noch nicht gesehen. Es ist gut, dass man etwas mitgenommen hat, denn hier wird es sehr rationiert. Mit den Leuten kann man sich nicht gut verständigen. Es grüßt Bernhard
18. August 1914: Lieber Bruder, kann kurz mitteilen, dass ich noch gut gesund bin, was ich auch von Euch hoffen muss. Wir sind Belgien ungefähr durch, wir gehen jetzt auf Frankreich los. Wir sind heute schon über den Fluss Maas gekommen, er ist etwa so breit wie die Ems. Brücke war zerstört, es war eine Notbrücke angelegt. Es grüßt Bernhard.
24. August 1914: Lieber Bruder, kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin. Kann mitteilen, dass wir drei heiße Tage gehabt haben, am Samstag, Sonntag und Montag in eins durch eine Schlacht gehabt haben, es ging sehr wüst daher! Die Dörfer waren ein Feuer! Es grüßt Bernhard
31. August 1914 (aus Guise, Nord-Frankreich): Lieber Bruder, kann kurz mitteilen, dass ich am Sonntag verwundet worden bin an beiden Füßen. Reservist Wewel, 10. Feldlazarett
3. September 1914: Lieber Bruder, ich will noch kurz mitteilen, dass ich im Feldlazarett liege. Ich habe am Sonntag 12 Uhr drei Granatschüsse bekommen, zwei Schuss in beide Hacken und einen in den linken Oberarm, aber der ist nicht schlimm. Die Hacken - eine durchschlagen, die andere nicht.Wenn es etwas besser wird, dann werden wir nach Deutschland zum Lazarett versandt.
7. September 1914 (Stempel: „Königlich Preußisches Feldlazareth, 10. Armee-Korps“): „Liebe Bekannte, ich kann Euch kurz mitteilen, dass ich jetzt in einem schlechten Zustand liege und ich ziemlich große Schmerzen habe. Wenn Ihr mit gesunden Knochen arbeiten könnt, dann könnt Ihr dem lieben Gott dafür danken.
„Dies war vermutlich die letzte Karte, die mein Großonkel aus dem Feldlazarett geschrieben hat, denn am 14. September 1914 erlag er den schweren Verwundungen, nur zwei Tage nach seinem 26. Geburtstag“, schreibt Theodor Wewel.
Aus der Sterbeurkunde des Kriegsministeriums geht hervor, dass er „auf dem Stadtfriedhof in Guise beerdigt und später umgebettet wurde auf den Kriegerfriedhof bei La Desolation, südlich Guise“.
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