Essen. Studentin Beatrice Michalsen wartet oft lange an ihrer Haltestelle in Essen, bis die U17 endlich kommt. Die Evag verweist im Gespräch mit der Redaktion auf altbekannte Probleme. Bei dem Verkehrsunternehmen hatte sich die Studentin zuvor beschwert – und wurde enttäuscht.
Beatrice Michalsen ärgert sich über die Unpünktlichkeit der U17. Die 19-Jährige wohnt in Essen, studiert in Düsseldorf und ist auf die Stadtbahn angewiesen, um von der Haltestelle Gemarkenstraße zum Hauptbahnhof zu kommen. Über unsere Facebook-Seite schreibt sie uns: „Es kommt, ohne zu übertreiben, täglich zu Verspätungen von zehn bis teilweise 30 Minuten.“
Das sei auch ärgerlich, weil sie als Bachelor-Studentin nur zwei Mal in Seminaren fehlen darf. Wenn da die Stadtbahn zu viel Verspätung habe, werde es ernst. „Verspätungen, die ab und zu wegen zu hohen Fahrgastaufkommens auftreten, sind ja zu verkraften, aber für diejenigen, die tatsächlich auf diese Linie angewiesen sind, um zur Arbeit, Schule oder Uni zu fahren, sind diese Verspätungen ein Desaster.“
Die Bahnen in Essen haben nur 20 Prozent eigene Trassen
Ist die U17 besonders von Verspätungen betroffen? Das könne man pauschal nicht sagen, so Evag-Sprecher Olaf Frei. Von rund 62.000 Fahrten auf der Linie U17 im Jahr 2013 hatten 608 eine Verspätung von mehr als zehn Minuten. Die Ursachen für Unpünktlichkeit bei den Stadt- und Straßenbahnen seien vielfältig – dazu zählen etwa Umleitungen wegen Baustellen oder auch Falschparker.
Das Problem in Essen sei: Im Gegensatz zu anderen Großstädten müssten sich die Bahnen besonders häufig die Spuren mit dem anderen Straßenverkehr teilen. Gerade einmal 20 Prozent eigene Trassen gebe es in Essen. Den Ärger der Fahrgäste über Verspätungen kann Frei verstehen: „Wir können nur um Verständnis werben.“
Probleme mit der Einspurigkeit und Laub auf den Schienen
Bei der U17 kommen altbekannte Probleme hinzu: Zwischen den Haltestellen Laubenweg und Magarethenhöhe gehe es nur eingleisig voran, erklärt Andreas Knebel, stellvertretender Leiter für Bahninfrastruktur. Werden in dem Bereich, etwa durch die Stadt Ampeln gewartet, sei auch die U17 betroffen. Dann brauchen die Fahrer einen Auftrag, um die Stelle zu passieren. Heißt: Die Leitstelle prüft, ob die Strecke frei ist. „Das dauert 3 bis 4 Minuten und das hin und zurück. Da hab ich schon eine Verspätung.“ Außerdem bereite den Bahnen auch das Laub auf den Schienen der Margarethenhöhe im Herbst und Winter Probleme.
„Die U17 hat seit Monaten eine ‘Betriebsstörung’“, erklärt Michalsen, was sie mehrfach morgens auf der elektronischen Anzeigetafel an ihrer Haltestelle erblickt hat. Sie ärgert sich über die ungenauen Angaben. Hinter dem Begriff ‘Betriebsstörung’ stünden unterschiedliche Gründe für Verspätungen, erklärt Knebel. Man verwende diese Textbausteine, da in der Hektik in einem freien Text schon mal ein Fehler unterlaufen könne.
Es gehe ihr nicht um das Pünktlichkeitsversprechen
Aber nicht nur die Unpünktlichkeit der U17 stößt bei der Studentin auf Unmut, im Umgang der Evag mit ihren Beschwerden fühlt sie sich abgespeist. Mehrfach habe sie Mails geschickt, „jedes Mal kam die gleiche, scheinbar automatische, Mail zurück“. Michalsen sagt: „Mit geht es doch auch gar nicht um das Pünktlichkeitsversprechen, auf das in der Mail hingewiesen wird, die 2,50 Euro, die ich mir bei Verspätungen abholen kann, ich würde gerne einfach nur pünktlich abfahren.“
In der Tat ist die Antwort der Evag wenig persönlich, wirkt standardisiert. Warum unzufriedene Fahrgäste sich trotzdem bei der Evag melden sollten: „Jede Beschwerde wird erfasst“, sagt Frei: „und daraus werden Handlungsempfehlungen abgeleitet.“
Ob sich an der Pünktlichkeit der Evag etwas verändern wird? Es scheint Besserung in Sicht: 2015 kommt ein neues Digitalfunk-System. Die Vorteile: Im Gegensatz zum Analogfunk gibt es keine Funklöcher, der Standort aller Fahrzeuge soll jederzeit bekannt sein. Außerdem, so erklärt Knebel, sei es mit der Zeit auch möglich, dass in der Leitstelle schneller Umleitungen geplant und an die Fahrzeuge übermittelt werden können. Fahrgäste in Bussen und Bahnen sollen bei Störungen automatisch durch die Leitstelle informiert werden - das ist bisher nur mittels Freigabe durch den Fahrer möglich. Das große Plus des Digitalfunks sei, dass man die Fahrgäste besser informieren könne, so Frei.