Essen. . An der Frohnhauser Straße in Essen beginnen die Bauarbeiten für die neue Straßenbahntrasse der Linie 109. Während andernorts über das Aus für die Tram diskutiert wird, setzt Essen ein Zeichen für den Schienenverkehr. Ab Oktober soll die „109“ auf der neuen Trasse fahren.

Für den Nahverkehr in Essen war am Montag ein historischer Tag: Erstmals seit der Schließungswelle in den 1960 und -70er Jahren baut die Stadt wieder eine neue Straßenbahntrasse. An der Einmündung des Berthold-Beitz-Boulevards in die Frohnhauser Straße vollzog Oberbürgermeister Reinhard den symbolischen ersten Spatenstich für die neue Linienführung der Straßenbahn 109.

Ab Oktober diesen Jahres wird die Tram von der Altendorfer Straße kommend über den Berthold-Beitz-Boulevard und die Frohnhauser Straße zum Verkehrsknotenpunkt an der Martin-Luther-Straße fahren, von wo aus sie ihren heutigen Linienweg fortsetzt.

Stadt Essen setzt auf Straßenbahnen

„Wir bauen gegen den Trend“, sagte Oberbürgermeister Paß und setzte damit einen verbalen Seitenhieb in Richtung Mülheim ohne die Nachbarstadt beim Namen zu nennen. Während dort der Stadtkämmerer jüngst dafür warb, den Straßenbahnverkehr aus Kostengründen aufzugeben und auf Busse umzusteigen, setzt Essen auf den Schienenverkehr. 14 Millionen Euro investieren Stadt und Evag in die neue Strecke. Möglich machen es satte öffentliche Zuschüsse. Schon den Bau des Berthold-Beitz-Boulevards für 30 Millionen Euro hatte das Land zu 80 Prozent gefördert.

Die Vorteile der neuen Trassenführung liegen für Evag-Chef Michael Feller auf der Hand. Der vielbefahrene Knotenpunkt an der Kreuzung Helenenstraße/Altendorfer Straße, wo sich heute noch gleich fünf Straßenbahnlinien treffen, wird spürbar entlastet. Die 109 gewinnt auf dem neuen, gerade einmal 1,3 Kilometer kurzen Linienweg Zeit. Drei Minuten in beide Richtungen sind es. Keine Ewigkeit, aber genug für die Evag, um auf der Strecke mit einer Bahn weniger auszukommen und den Takt trotzdem zu halten.

Kürzere Fahrzeiten und mehr Komfort durch neue Fahrzeuge

An Betriebs- und Personalkosten spart das Nahverkehrsunternehmen so zwischen 250 000 und 300 000 Euro pro Jahr ein. Zudem setzt die Evag darauf, dass kürzere Fahrzeiten und mehr Komfort durch neue Fahrzeuge potenzielle Kunden dazu bewegen zuzusteigen. Heute fahren täglich rund 25 000 Fahrgäste mit der 109.

Die neue Trasse sei „gut investiertes Geld“, formulierte OB Paß, der den Bogen weiter schlug zur Bedeutung der Straßenbahnlinie für die Entwicklung des Kruppgürtels als „Arbeits- und Wohnstandort“. Laut Baudezernentin Simone Raskob hatte Thyssen-Krupp den Bau der Trasse zur Bedingung für den Umzug von Düsseldorf nach Essen gemacht. Die Vision von einer Tram durch den Kruppgürtel ist freilich viel älter. Schon 2002 hatten Planer im Deutschlandhaus die Trasse in den Rahmenplan fürs Krupp-Areal gezeichnet. Dass die Fördergeber beim Land das Potenzial erst mit Verspätung erkannten - auch das ist inzwischen Historie.