Essen. . Die Evag in Essen verzeichnet immer mehr Schwarzfahrer. Allein im Jahr 2013 sind dem Unternehmen so Einnahmeverluste in Höhe von 4,8 Millionen Euro entstanden - gegenüber 3,8 Millionen 2012. Die Evag setzt auf verstärkte Kontrollen - und sucht nach Erklärungen für das kostspielige Problem.

Der finanzielle Schaden, der der Evag in Essen jährlich durch Schwarzfahrer entsteht, wird immer größer: Im Jahr 2013 ist die sogenannte Beanstandungsquote, die das Verkehrsunternehmen anhand von Ticket-Kontrollen ermittelt, auf 2,12 Prozent gestiegen - gegenüber 1,81 Prozent im vorvergangenen Jahr. 1.812.751 Fahrgäste hat die Evag 2013 kontrolliert - 38.430 waren ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Wird dieser Wert auf die Gesamtzahl der Beförderten hochgerechnet, ergibt sich die beträchtliche Zahl von 2.424.148 Schwarzfahrten. Der Evag entstehen so Einnahmeverluste von 4,8 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2012 waren es 3,8 Millionen. Fest steht für die Evag: Bei dem Anstieg handelt es sich nicht mehr um eine statistische „Schwankungsbreite“, sondern um ein Problem.

Für Evag-Sprecher Nils Hoffmann ist der Anstieg bei den Schwarzfahrten „signifikant. Das lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Allein bei der Suche nach einer Erklärung tut sich das Unternehmen schwer: Eine Ursache, sagt Hoffmann, könne sein, dass der Mobilitätsbedarf der Essener ungebrochen sei, während gleichzeitig die realen Einkommen sinken und viele glauben, sich ein Ticket nicht mehr leisten zu können: „Das“, sagt der Sprecher, „ist sicher ein Faktor.“ Ein weiterer Punkt könnte auch sein, dass die Evag ihre Kontrollen deutlich erhöht hat. Waren es in Summe 2011 noch rund 40.000 Prüfstunden, waren es 2012 bereits 45.000. Es könnten so schlicht mehr Schwarzfahrer „erwischt“ worden sein.

„Schwarzfahren ist preiswerter als das günstigste Monatsticket“

Bei der Bestrafung von Schwarzfahrer dürfte der Blick deutscher Verkehrsunternehmen neidvoll nach Wien gehen. Dort zahlen Fahrgäste ohne gültiges Ticket schon seit anderthalb Jahren ein erhöhtes Beförderungsentgelt (EBE) in Höhe von 100 Euro. In Deutschland sind Bestrebungen, dies von 40 auf 60 Euro zu erhöhen, im vergangenen Jahr irgendwo zwischen Bundesrat und Bundesregierung versandet. Für die Evag ein Ärgernis, sagt Hoffmann. „Schwarzfahren ist preiswerter als das günstigste Monatsticket.“ Forderungen nach einer EBE-Erhöhung werde sein Unternehmen deshalb immer wieder stellen - wenn auch mit derzeit geringen Chancen auf Erfolg. Hoffmann: „Dieser Betrag ist seit 2003 nicht mehr angehoben worden, so dass sich schwarzfahren schon bei durchschnittlich 16 Fahrten innerhalb einer Stadt ,rechnet’ und damit ist die Abschreckungswirkung zu gering.“

Im Verbund der in der Verkehrsgesellschaft Via zusammengeschlossenen Verbünde aus Duisburg, Mülheim und Essen steht die Evag gar nicht so schlecht da. Während die Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG 2013 auf eine Beanstandungsquote von 3,38 Prozent (854.026 Schwarzfahrer) kam, liegt die Duisburger DVG gar bei 4,03 Prozent (2.395.001 Schwarzfahrer). Deutschlandweit liegt die Quote nach Via-Angaben bei circa drei Prozent. Die Einnahmeverluste bei ihren weiteren Unternehmen im Jahr 2013 beziffert die Via auf circa 4,8 Millionen Euro (DVG) beziehungsweise rund 1,7 Millionen Euro (MVG). Auch in Duisburg und Mülheim ist die Zahl der Schwarzfahrer ansteigend.

Deutschlandweit 100 Millionen Euro Kosten für Kontrollpersonal

Auf anderem Weg als über erhöhte Entgelte entgegen zu steuern, ist für die Evag schwierig. Schon jetzt kommen auf deutschlandweit 250 Millionen Euro entgangene Fahrgeldeinnahmen 100 Millionen Euro Kosten für Kontrollpersonal als zusätzliche finanzielle Belastung auf die Verkehrsunternehmen zu. So könnte irgendwann der Punkt erreicht sein, ab dem sich selbst mehr Kontrollen nicht mehr rechnen, erklärt Hoffmann, der aber auch ankündigt: „Wir werden das weiter beobachten. Sollte sich der Trend bestätigen, werden wir Konsequenzen ziehen und das kann erstmal nur darin bestehen, dass wir das Netz noch engmaschiger machen. Ich bin auf 2014 gespannt.“